Viel Neues erzählt Musikjournalist Jan Kubon in seinem Neunteiler „Iron East“ nicht und hält reichlich Klischees parat
An Klischees wird nicht gespart in „Iron East“. „Hauptsache es ist laut!“ fordert der laut Eigenbeschreibung „härteste MDR-Podcast, den es je gab“. Neun Folgen lang unternimmt Journalist und Musiker Jan Kubon eine Reise zum „Heavy Metal in der DDR“, redet lässig von „Meddl“, schwärmt von Kutten und Riffs, beschwört die obligatorische Trinkfestigkeit. Viel Vorwissen setzt er nicht voraus und versucht doch Metal-Fans heranzuziehen. Denn das ist auch sein eigener Weg. Zu Beginn erklärt er, kein Metal-Fan zu sein, sieht sich vielmehr von journalistischer Neugier getrieben. Diese zunächst sympathisch naive Herangehensweise spendet mal Unnahbarkeit, oft jedoch fällt Kubon in einen onkeligen Erklärton, den er selbst scherzhaft als „Sendung mit der Maus des Ost-Metal“ bezeichnet.
Nicht viel anders als bei Liedermachern, Punkern und Bluesern
Die Fragen, die „Iron East“ wälzt, sind wenig überraschend die, die zum Thema Musik und DDR schon oft gestellt und beantwortet wurden. Wie hat man als „Metaller“ in der DDR gelebt? Wo kamen die Platten her, die Klamotten, die Instrumente? Wo und wie waren Konzerte möglich? Wie war das Verhältnis zur überall lauschenden und lenkenden Obrigkeit?
Ohne Zweifel fördert Kubon Unterhaltsames und Spannendes zu Tage. Allerdings wenig Neues, zu sehr ähneln die Mechanismen denen, mit denen auch Liedermacher, Punkrocker oder Bluesmusiker umzugehen hatten. Hinzu kommt: Der Metal kam ab etwa 1980 in die DDR, da waren viele Wege bereits geebnet, wenn auch längst noch nicht befestigt. Ein paar Eigenheiten schält Kubon dann doch noch heraus. So mussten, sonst eher untypisch für das Genre, Bands bis Mitte der 80er deutsch singen, das Genre war mehr fan- als musikergetrieben, und Konzerte waren stets voll: In einem Land, in dem Auftritte der internationalen Helden nicht möglich waren, sog man auf, was es gab. Die Bands mussten sich kaum in Konkurrenz üben, ein Bonus, der nach 1989 schlagartig wegfiel. Auch das Verhältnis zum Staat war wohl etwas einfacher als in anderen Genres. Heavy Metal sieht sich unpolitisch. Man wollte nach der Arbeit feiern, trinken und laut sein. Doch in der DDR war jeglicher Freiheitsdrang automatisch politisch, und die Stasi-Ohren waren auch hier überall.
Wo es um Frauen geht, ist das Klischee nicht weit
Im traditionell starken Testosteron-Überhang der Metal-Szene verliert sich leider auch der Podcast immer wieder. Zwischen reichlich bierseligen Jungsgeschichten beschwichtigt Kubon irgendwann recht unsensibel mit „keine Angst, die Mädels kommen schon noch zu Wort“, und tatsächlich hört man in Folge 5 erstmalig eine Frauenstimme, als es um Metal-Mode geht. Folge 7, die ganz den Damen im Metal gehört, kommt schon im Titel vom Klischee nicht los: „Harter Sound aus „zarter“ Hand“. Aber Metal und Klischee gehören eben auch seit jeher zusammen. Subtil, das sind andere Genres. »