Stefan Büchner von der Chursächsischen Philharmonie beschert dem Konzertpublikum in dem vogtländischen Kurort am Freitag ein besonderes Hörerlebnis
Stefan Büchner ist eigentlich immer für eine Extratour zu haben. In der Pandemiezeit, als die Konzerthäuser geschlossen waren, hat der Konzertmeister der 2. Violinen bei der Chursächsischen Philharmonie Bad Elster immer wieder, als Solist oder im Kammerensemble zu der Videoclipreihe „Chursächsische Hausmusik per Post“ auf Youtube beigetragen. In einem Video als Geigensolist durchaus selbstironisch, indem er auch Frau und Tochter nebst Katze ins Bild setzt, die vor seinen Übungen auf dem Instrument Reißaus nehmen.
Womit der 43-Jährige sich in der Pandemiezeit noch so beschäftigt hat, das können am Freitagabend im König Albert Theater in Bad Elster die Besucher des 5. Sinfoniekonzerts der Chursächsischen Philharmonie unter Leitung von Florian Merz erleben. Zu den Höhepunkten des Abends, bei dem auch die Ersten Preisträger des 57. Instrumentalwettbewerbs Markneukirchen, der französische Tubist Florian Wielgosik und der italienische Hornist Achille Fait als Gastsolisten auftreten, gehört eine Uraufführung eines Werks aus der Feder Büchners.
Eine verspätete Uraufführung: „Eigentlich sollte die schon vor zwei Jahren stattfinden“, so der gebürtige Hallenser. Aus bekannten Gründen wurde nichts daraus, sein Weihnachts-Concerto 2020 oder 2021 zu Gehör zu bringen. Um so größere Strahlkraft dürfte das dreisätzige Werk für Sopransaxofon und Streichorchester jetzt, als Zeichen der langsam zurückgekehrten und fast schon wieder für selbstverständlich genommenen Normalität mit sich bringen. Wie schafft man neue Weihnachtsmusik, die dennoch als solche erkennt und akzeptiert wird? Büchner tut das, indem er auf bekanntes Material als Grundlage zurückgreift: „Ich habe das Weihnachtslied ,Macht hoch die Tür‘, den Choral ,Brich an, du schönes Morgenlicht‘ und ‚Ich steh an deiner Krippen hier‘verarbeitet. Ich versuche damit, die Weihnachtsgeschichte emotional zu erzählen, so, wie man sich dabei fühlt“, so der Violinist, der als Zweitinstrument die Viola spielt. Im ersten Teil dominiere die Sehnsucht nach Erlösung, der zweite, sehr lebhaft gehaltene Satz mit Fugato-Elementen atme die Vorfreude auf das Kommende, der Finalsatz, eine Pastorale, komme ganz schlicht daher, mit kontrapunktischer Umspielung einer schlichten, demütig vorgetragenen Melodei.
Nach Aussage Büchners ist die Weihnachtssinfonie das erste Orchesterwerk, das er für die Chursachsen geschrieben hat. Der Musiker, der in Leipzig studiert und vor seinem Wechsel nach Bad Elster 2005 ein Jahr am damaligen Opernhaus Halle (Saale) gewirkt hat, bekam auf der Musikhochschule zwar keine kompositorischen Weihen, aber der Wunsch, dem Publikum in dem vogtländischen Kurort Vielfalt zu bieten, hat aus ihm einen fleißigen Arrangeur bekannter Werke für Kammerensembles gemacht – etwa für Streichtrio, Streichquartett oder Klaviertrio. Und bei dieser Gelegenheit sei eben auch das eine oder andere eigene Werk entstanden. So gibt es unter anderem einen Walzer „An der Weißen Elster“, den Büchner zu einer dreiteiligen Kammermusiksuite „Aus Bad Elster“ ausarbeiten will.
Die nächste Extratour ist also schon in Hörweite.