Jährlich erstellt die Economist Intelligence Unit  ein Ranking der Städte, in denen es sich besonders gut leben soll.

Das diesjährige Ranking, das gerade veröffentlicht wurde, sieht die folgende Top Ten.

Europa ist ausschließlich mit Städten in Österreich und der Schweiz vertreten, Wien, Zürich und Genf, ansonsten teilen sich australische, kanadische und neuseeländische Städte die Plätze mit Osaka. Man könnte, ob dieser Ergebnisse einen leichten angelsächischen Bias vermuten, zumal Angelsachsen schon seit jeher eine Schwäche für Wien und die Schweiz haben.

 

Ein Blick auf die Methodik hinter dem Index zeigt … nichts.

Man hält sich bedeckt, bei der Economist Intelligence Unit, immerhin wollen die Herrschaften mit ihrem Index Geld verdienen. Sie verraten eigentlich nur, dass sie Städte anhand von Kriterien bewerten, die etwas mit der Frage, ob die jeweiligen Städte ein gutes und sicheres Leben ermöglichen, zu tun haben, ganz so, als hätte man das nicht bereits vermutet:

“The concept of liveability is simple: it assesses which locations around the world provide the best or worst living conditions. Assessing liveability has a broad range of uses, from benchmarking perceptions of development levels to assigning a hardship allowance as part of expatriate relocation packages. Our liveability rating quantifies the challenges that might be presented to an individual’s lifestyle in any given location, and allows for direct comparison between locations. Every city is assigned a rating of relative comfort for over 30 qualitative and quantitative factors across five broad categories: stability, healthcare, culture and environment, education and infrastructure.”

Die hier als breit bezeichneten Kategorien sind wirklich “breit” und fließen mit unterschiedlicher Gewichtung, warum sagt niemand, in die Bewertung, den Gesamtindex ein.

  • Hinter “Stability” verbergen sich im Wesentlichen Indikatoren zu Kriminalität. “Stability” macht 25% des Gesamtindex aus.
  • “Healthcare” bezieht sich auf medizinische Versorgung und Verfügbarkeit medizinischer Leistungen. Welche genauen Maße zur Bewertung beider Kategorien angewendet werden, etwa die Länge der Warteschlange bei britischen NHS oder dergleichen, ist unbekannt. “Healthcare” trägt 20% zum Gesamtindex bei.
  • Es folgt “Culture/Environment” und hier steht an erster Stelle die Luftfeuchtigkeit, gefolgt von sozialen und religiösen Restriktionen. 25% zum Gesamtindex trägt diese Kategorie bei.
  • “Education”, Bildung hat magere 10% Anteil am Gesamtindex. In einer Zeit, in der Bildung zu einem seltenen Gut wird, vielleicht der Realität, nicht aber der Vernunft angemessen. Die Bewertung der Qualität öffentlicher und privater Schulen sowie des Zugangs zu ihnen, ist hier Gegenstand.
  • “Infrastructure”, irgendwie ein zentrales Element einer Stadt, man stelle sich eine Stadt vor, die keine Infrastruktur, um von A nach B zu gelangen, vorzuweisen hat, zählt 20% und hat eben diese, Qualität von Straßen und Zügen und Verbindung als solche zum Gegenstand.

Indes: Die entscheidende Frage, wie diese Kriterien angewendet, wie quantifiziert werden, wird nirgends beantwortet. Der “Liveability Index” der Economist Intelligence Unit scheint daher eine dieser Spielereien zu sein, mit der man die Ansichten, die man über bestimmte Städte hat, bestätigen kann. In Schottland regieren Irre und in London ist Sadiq Khan dabei, die Stadt zu zerstören, Manchester ist schon seit Jahrzehnten in der Hand von Labour, Stockholm ist zu einem Opfer der Migrationspolitik der früheren Schwedischen Regierung geworden.

Bingo.
Findet sich im Index:
Indes, ein genauer Blick zeigt, dass die meisten Absteiger sich eher wenig im Index-Wert verändert haben, wenn überhaupt. Bei Los Angeles, das von 40 auf 57 abgesackt ist ohne Punkte zu verlieren, ist das eher verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, wie es in der Stadt von Columbo heute aussieht.

Im Index der Economist Intelligence Unit kann man wohl nur dann nach unten sacken, wenn andere besser bewertet werden und das scheint auch im Wesentlichen der Fall zu sein.

Die Städte im Niedergang aus der vorletzten Tabelle haben ihr Abrutschen im Wesentlichen keiner schlechteren Bewertung zu verdanken, sondern der Tatsache, dass andere Städte besser bewertet werden und sie überholen. Ein typisches Bild für einen Index, dessen Ersteller ihr Produkt verkaufen wollen, was voraussetzt, dass man potentiellen Kunden nicht allzu sehr auf die Füße tritt.

Stuttgart erreicht mit einem Indexwert von 93,4, das entspricht 93,4% der erreichbaren Punkte, Platz 25 und gewinnt 13 Plätze hinzu, im Wesentlichen wohl der Aufhebung von COVID-19 Restriktionen geschuldet. Eine politische Grundströmung im Index ist nicht zu übersehen. Berlin, München und Hamburg finden sich weiter vor Stuttgart auf den Plätzen 17, 21 und 22, haben aber alle Plätze verloren, 3 im Fall von München, 4 im Fall von Berlin, 6 im Fall von Hamburg.

Und was bedeutet das alles?

Was kann man mit einem Produkt anfangen, das auf Basis unbekannter Kriterien, die von unbekannten Personen auf unbekannte Art und Weise angewendet werden, Städte in eine Rangliste bringt? In der schönen Scheinwelt des Geschwätzes und der PR, in der man als Stadt “Wien” mit Platz 1 im Ranking der EIU werben kann, vermutlich recht viel. Indes, die Frage, ob es irgendeine Verbindung zwischen dem, was bewertet wurde und dem, was Bürger, die in den entsprechenden Städten leben, vor Ort erleben, der Art, wie sie vor Ort leben, gibt, das ist eine ganz andere Frage. Und die stellen wir unseren Lesern in

  • Wien,
  • Berlin
  • München
  • Hamburg
  • Stuttgart
  • Zürich
  • Genf
  • Melbourne,
  • Jakarta
  • Manchester
  • London

Können Sie das Ranking ihrer Stadt nachvollziehen?
Hat das Leben in London, für Sie als Bewohner einen Lebenswert von 90,5 aus 100?

Wir freuen uns auf ihre Antworten.


 

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Von Veritatis

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