Für die Welt ist er “Chef der Bundeszentrale für politische Bildung“, das ist der ARD zu wenig, deshalb firmiert er als “Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung“, der Merkur macht ihn zum “Behördenchef“. Die Rede ist von Thomas Krüger, der seit dem Jahr 2000 das Amt des Präsidenten der Bundeszentrale für Politische Bildung besetzt.

Dass hier ein Funktionsträger spricht, das ist für diejenigen, die ihn zu Wort kommen lassen wollen, wichtig, denn – so hoffen sie – wenn man Thomas Krüger aus seinem Allerweltsnamen transzendiert, zu einem “Behördenchef, Präsidenten oder schlicht Chef der Bundeszentrale für politische Bildung – dann werde dem, was er sagt, mehr Gewicht bei denen, die es hören oder lesen, beigemessen, egal, wie groß der Blödsinn ist, den Krüger von sich gibt.

Thomas Krüger, die ehrliche Haut

Und in der Tat klingt “Behördenchef” und Präsident besser als linksextrem-affiner Indymedia-Fan mit einem Hang zum Exhibitionismus. Vermutlich ist es eher so, dass die so eben von uns vorgeschlagene Beschreibung für Thomas Krüger dazu führen würde, dass ihm mit Vorsicht und mit Bedenken begegnet wird, kann man doch aus soziologischer Sicht zumindest eine Statusinkongruenz [er fühlt sich zu Höherem berufen] und aus psychologischer Sicht einen exhibitionistischen Narzissmus diagnostizieren, wenn man allein nur die beiden gerade beschriebenen Informationen berücksichtigt.

Das geht nicht.

Thomas Krüger wird als “Chef”, “Präsident”, als Oberhaupt der Bundeszentrale für Politische Bildung gebraucht, einem Amt, dem politische Unabhängigkeit zugeschrieben werden soll, wenn es nach denen geht, die die Bundeszentrale politisch missbrauchen wollen.

Da stört auch der Hinweis, dass Thomas Krüger höchstpersönlich Zensur von Ansichten, die zwar historisch korrekt sind, ihm aber nicht in seinen politischen Kram passen, angeordnet hat. Noch unpassender wäre der Hinweis darauf, dass ihm, dem Präsidenten und Behördenchef, diese Affäre eine höchstrichtliche Verurteilung aus Karlsruhe, direkt aus den Hallen des dortigen Verfassungsgerichts eingebracht hat.

Nein, derartige Hinweise sind vor allem, weil Krüger ja dem Reaktionsnetzwerk Deutschland, einem Unterfangen mit heftiger Nähe zum Sozialdemokratischen Pressekonzern Deutschlands, SPD, ein Interview gibt, in dem er als unbefangener Positionsinhaber erscheinen soll, mit der Qualifikation sich zu Themen von großer Tragweite zu äußern, störend, wobei es im Interview im Wesentlichen darum geht, den politischen Gegner der SPD (und der anderen “Etablierten”), die AfD zu bekämpfen. Und dieser Vorlauf war notwendig, um den ganz alltäglichen Faschismus, wie er gerade aus dem Mund von Thomas Krüger geflossen ist, korrekt einordnen zu können.

Krüger sagt:

„Ich warne davor, die Wahl der AfD noch als Protest zu begreifen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Die Wählerinnen und Wähler wollen diese Partei. Darin besteht der Ernst der Lage. In Teilen der Gesellschaft haben sich bestimmte Positionen etabliert, die nicht hinnehmbar und mit demokratischen Prinzipien unvereinbar sind.“ Die AfD sei „ein erfolgreiches Radikalisierungskollektiv“.

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Vielleicht hätte Krüger doch besser seine Karriere als nackter Posterboy verfolgen sollen, denn als Präsident einer Behörde, die der parteiunabhängigen Vermittlung politischer Bildung dienen soll, ist er nicht hinnehmbar, weist er doch eine hohe Übereinstimmung mit antidemokratischem Denken auf, wie es Kurt Sontheimer in seinem kleinen Büchlein über “Das antidemokratische Denken der Weimarer Republik” beschrieben hat. In diesem Büchlein (auf Seite 174) zitiert er den Publizisten Gerhard Günther mit den folgenden Worten:

“Möglich ist eine Demokratie nur unter Gleichen, und sie hört nicht auf, Demokratie zu sein, wenn sie die im Staate lebenden Ungleichen beherrscht und unter ein minderes Recht stellt. Darum kann auch eine Diktatur als vorübergehende Notwendigkeit “demokratisch” sein, wenn sie zwar nicht den Willen der Gesamtsumme von Privatleuten, aber der Staatsnotwendigkeit und damit dem Willen der Volkheit entspricht”.

Das Geplapper von Gerhard und das von Krüger weisen eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten auf, denn beide sehen sich in der Rolle desjenigen, dem es in die Wiege gelegt ist, zu bestimmen, was beim einen “hinnehmbar” ist, beim anderen “dem Willen der Volkheit entspricht”. Für Gerhard ist eine Diktatur, die gegen die Mehrheit der Bevölkerung durchgesetzt wird, “hinnehmbar”, für Krüger umfasst die heile demokratische Welt die Notwendigkeit, Positionen, wie sie bei einer großen Zahl von Wählern vorhanden sind, zu diskreditieren und mit der eigenen Heilslehre als unvereinbar zu denunzieren. In beiden Fällen sind die Verfasser von einer gewissen eigenen Erhabenheit überzeugt, die sie in die Lage versetzt, zu erfassen, zu erträumen, sich einzubilden, sie wüssten, was “hinnehmbare” Ansichten oder “der Willen der Volkheit” ist. Und in beiden Fällen sind die Verfasser außer Stande, jenseits von allgemeinen Floskeln, eine konkrete Bestimmung vorzunehmen. Das, was als der “Wille der Volkheit” ausgegeben werden soll, bleibt in Methode und Gegenstand unbestimmt. Und im Fall von Krüger wird der Floskel der nicht hinnehmbaren, aber von ihm auch nicht benennbaren “bestimmten Positionen”, die er nicht bestimmen kann, wie folgt Floskelwerk angefügt:

“… dieses Phänomen bestehe darin, dass relativ gut situierte Bürger meinten, dass „rassistische, antisemitische und menschenfeindliche Positionen von einer vorrangig von Westdeutschen repräsentierten und in Teilen rechtsextremen Partei salonfähig gemacht werden.“”

Das Phänomen, von dem Krüger hier fabuliert, findet in Zahlen seinen Niederschlag: Einer Mehrheit von Wählern, die in Sonneberg einen Kandidaten der AfD gewählt haben oder 20%, die in Umfragen angeben, die AfD, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre, wählen zu wollen.

Er hat übrigens in seinem Stakkato der angelernten Floskeln Sexismus und Homophobie vergessen. Das wird ihm Ärger mit denen einbringen, die eine entsprechende gleiche Berücksichtigung in politischem Bullshit-Talk einfordern.

Das Bemühen, den politischen Gegner zu diffamieren und mit einer Reihe von Begriffen, von denen Krüger hofft, dass sie bei denen, die sie lesen, eine entsprechende emotionale Reaktion nach sich ziehen, zu beschimpfen, ist an Infantilität nicht mehr zu überbieten. Aber es steht nachdrücklich für den Stand und das Niveau der politischen Diskussion, bzw. dem, was politische Diskussion sein soll. Leute, die keinerlei positive Begründung dafür anführen können, warum Deutschland Millionen Zuwanderer aufnehmen müsse, warum Steuerzahler für deren Unterhalt und Unterkunft aufkommen müssen, warum den meisten Steuerzahlern durch absurde Energiepolitik die Möglichkeit, ein Leben in finanzieller Sorglosigkeit zu führen, genommen wird, warum eine verfehlte Wirtschaftspolitik sie zudem ärmer macht, eine verfehlte Finanzpolitik sie weietr schröpf und eine verfehlte Gesundheits- und Verteidigungspolitik sie zur Zielscheibe internationaler Organisationen macht, sie versuchen, ihre politische Leere, ihre politische Sprachlosigkeit, die Tatsache, dass sie den Wählern der AfD keinerlei positive Begründung dafür geben können, warum sie die AfD nicht wählen sollen, durch Diffamierung und Beschimpfung, durch Ausgrenzung wett zu machen.

Auch hier gibt es historische Vorbilder:

“Wenn Deutschland sich rein erhalten will, muss es die fremden Sätze von sich abtun und die deutschen Seelen müssen das nordische Edelgeschmeide ihres Daseins festhalten.”

Diesen mystischen Bombast hat Hermann Schwarz in seinem Aufsatz “Deutsches Wesen und deutsche Weltanschauung”, der in den Blättern für Philosophie 1929/30 (Heft 3) veröffentlicht wurde, geschrieben. Und wenn man genau hinsieht, ist es derselbe Bombast, den Krüger abläst.

Während Schwarz sich einbildet, ein Maß für deutsche Reinheit nicht nur zu besitzen, sondern auch anwenden zu können, ist Krüger der Ansicht, die demokratische Reinheit gegen “nicht hinnehmbare Ansichten” verteidigen zu können, was zur Konsequenz hat, dass Krüger sich einbildet, demokratische Reinheit beschreiben und messen zu können. Während Schwarz das “nordische Edelgeschmeide” einführen will, um “deutsche Seelen” zu retten, geht es Krüger darum, “relativ gut situierte Bürger” vor den verderblichen Gedanken, die Rassismus und die anderen Mode-Ismen möglich machen, zu retten.

Krüger ist nur eine Variation von Schwarz und beide sind in maßloser Selbstüberschätzung vereint, eine, die bei Hermann Schwarz, der immerhin ohne Nacktbilder von sich zu verteilen, zum Professor für Philosophie in Marburg und Greifswald berufen wurde, vermutlich auf akademischer, bei Krüger wohl auf narzisstisch motivierter Großmannsucht basiert. Die Ansicht, man könne, weil man seinen Hintern auf einem Stuhl niedergelassen hat, der in einem Raum steht, der wiederum zu einem Gebäude gehört, das als Amt oder Universität gilt, diese Position als Beleg der eigenen “Kompetenz” ausgeben, ist weit verbreitet. Nach wie vor sitzen in Redaktionen Leute, die denken, wenn man manipulative Texte, die der Bekämpfung des politischen Gegners gewidmet sind, mit einen Positionsinhaber ausschmückt, dann käme solchen Texten eine höhere Bedeutung und Glaubwürdigkeit zu. Und natürlich ist dieser Glaube die Grundlage, auf der Thomas Krüger, von dem wir uns ernsthaft fragen, was, außer Parteizugehörigkeit, ihn zum Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung qualifiziert, als ebensolcher verkauft wird.

Indes, seit Linke den Marsch durch die Institutionen beendet und die entsprechenden Institutionen als Trümmerfeld zurückgelassen haben, ist mit Positionen und ihren Inhabern in der Regel nichts mehr anzufangen. Und so kommt es, dass Leute wie Krüger unter denen, die ohnehin mit ihnen einer Meinung sind, Zustimmung erfahren werden, Zustimmung auf Basis emotionaler Ablehnung versteht sich. Seine Wirkung über diese Gruppe hinaus, dürfte indes darin ihr Bewenden haben, als weiteres Beispiel für den Verfall eines einst demokratischen Systems gespeichert und für spätere Publikationszwecke unter dem Rubrum: “Wie konnte es soweit kommen” abgelegt zu werden.


 

 

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Von Veritatis

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