Haben Sie sich schon einmal durch die Gesundheitsberichterstattung des Bundes gekämpft? Wenn nein, dann holen Sie es unbedingt nach. Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes ist ein hervoragendes Beispiel für Daten, die zwar bereitgestellt werden sollen, aber in einer Weise, die sie weitgehend unbrauchbar macht. Oberfläche und Formular sind absoluter Mist.
Die Datenaufbereitung so übersichtlich und logisch schlüssig wie das Gebrabbel eines Einjährigen, und die Krönung der ganzen Misere entdeckt derjenige, der nachdem er viel Zeit investiert hat, um ansatzweise die Daten auszulesen, die er eigentlich vor Stunden einmal auslesen wollte, genau dann, wenn er versucht, einen CSV-Datensatz zu öffnen, einen, der in einer Weise abgelegt ist, die es erfordert, von Hand die Trennzeichen nicht nur auszulesen, sondern zu vereinbaren.
Einen größeren Mist an Daten haben wir noch nicht gesehen. Und wir haben einige Datensätze gesehen. Glauben Sie uns nicht, prüfen Sie selbst.
Anlass für unseren Versuch, der Gesundheitsberichterstattung des Bundes Daten abzuringen, war eine Meldung des Statistischen Bundesamts:
2021 wurden gut 81.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren im Krankenhaus wegen einer unter F60 bis F69 abgelegten Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung behandelt. 2011 waren es 75.200. Aber 2011 wurden ingesamt 588.300 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren in einem Krankenhaus behandelt. 2021 waren es 427.600, also mehr als 160.000 weniger. Indes, die Anzahl der Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren, die wegen einer Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung in einem Krankenhaus behandelt wurden, ist gegen diesen Trend gestiegen, um gut 6.000.
Das ist umso erstaunlicher als die Gesamtzahl der Behandlungen wegen einer Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung in einem Krankenhaus im Vergleich der beiden Jahre 2021 und 2011 konstant geblieben ist, wie der folgende Screenshot aus diesem Grab für Daten aller Art, dessen Grabstein mit “Gesundheitsberichterstattung des Bundes” beschriftet ist, zeigt:
Die Zunahme von Krankenhausbehandlungen wegen Persönlichkeits- oder Verhaltensstörungen betrifft also nur Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren, bei denen Depression mit Abstand der häufigste Behandlungsgrund ist (N = 21.900 im Jahr 2021), gefolgt von Alkoholmissbrauch (N = 9.300 im Jahr 2021). Alkoholmissbrauch bei 10 bis 17jährigen. Je mehr Jugendschutz, desto mehr Säufer, wie es scheint.
Erstaunliche Zeiten.
Die Frage, warum immer mehr Kinder und Jugendliche mit Persönlichkeits- oder Verhaltensstörungen in ein Krankenhaus eingewiesen werden, geben wir an dieser Stelle an unsere Leser weiter. Indes einen Hinweis darauf, dass die Zahl der Psychotherapeuten, die eine solche Einweisung veranlassen, in einem Zusammenhang mit der Anzahl der Einweisungen steht, demnach wären nicht mehr Kinder und Jugendliche krank, es würden nur mehr Kinder und Jugendliche von mehr Psychotherapeuten (3/4 der Psychotherapeuten sind weiblich, mehr als die Hälfte arbeitet teilzeit, hervorragende Voraussetzungen, um das Abschieben von Verantwortung an Krankenhäuser als Behandlungsstrategie zu maximieren) in Krankenhäuser eingewiesen, wollen wir an dieser Stelle anfügen.
Tatsächlich ist die Zahl der Psychotherapeuten von rund 36.000 im Jahr 2011 auf rund 53.000 im Jahr 2021 und damit um 47% gestiegen. Scheint ein einträgliches Geschäft zu sein, das Geschäft mit der unsichtbaren Psyche …
Doch zurück zur Frage: Warum werden immer mehr Kinder und Jugendliche wegen psychischer Probleme, wegen Persönlichkeits- oder Verhaltensstörungen in Krankenhäusern behandelt?
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