Dewi Sant, St. David, ist der Schutzpatron von Wales.
Immer zum ersten März ist St David’s Day. Zum Leidwesen derer, die mit solchen Tagen nicht viel mehr als Ferien verbinden können, ist der 1. März zwar St David’s Day, aber kein Feiertag, was vermutlich auch im Sinne von St David ist, der zu seiner Zeit dafür bekannt war, keine Auszeit zu nehmen.
St Davids ist die Stadt zum Schutzpatron von Wales. Sie ist hier zu finden:
Weiter westlich als St Davids findet sich in Wales nicht mehr viel, in jedem Fall keine Stadt mehr, wobei Stadt ist vielleicht etwas viel gesagt. Aber dazu kommen wir noch.
Fahren wir zunächst einmal nach St Davids. Schon die Anreise ist spektakulär.
Wir haben schon viele kleine und große Orte in Wales besucht. St Davids ist mit Sicherheit unter denen zu finden, die am besten touristisch erschlossen sind. Und die meisten, die nach St Davids kommen, kommen nicht wegen dem hervoragenden Eis, das auf der High Street verkauft wird [schräg gegenüber vom National Trust Shop], sondern deshalb:
St David’s Cathedral. Und bevor wir loslegen, noch ein kurzer Dank an einen Leser, der uns eine eMail geschrieben hat, die uns zeigt, dass alle Mühen nicht umsonst sind:
Liebes Team von Sciencefiles,
Danke für viele schöne Wales-Anregungen. Die haben dazu geführt, dass wir unseren diesjährigen Sommer-Urlaub dort verbracht haben. Und vielleicht nicht nur diesen….Ohne Eure Anregungen wären wir wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, nach Wales zu fahren. Es war wunderschön – auf regnerisches Wetter waren wir eingestellt.
Danke auch für viele kritische wissenschaftliche Artikel: Zum Glück bin ich auf Eure Seite gestoßen, das hat mir und der Familie die Gesundheit erhalten.
Die kritischen Artikel zum Zustand des Rechtsstaats kann ich als sog. „unabhängiges Organ der Rechtspflege“ leider nur bestätigen. Es ist zum Verzweifeln! Allerdings gibt es auch Lichtblicke wie z.B. das Netzwerk KRISTA.
Ich freue mich immer auf Eure Veröffentlichungen – man fühlt sich unter Gleichgesinnten und kann für einen Moment dem Irrsinn entfliehen.
Die Kathedrale von St. David in Pembrokeshire: Das religiöse Zentrum von Wales seit mehr als neunhundert Jahren
St. David oder auf Walisisch: Dewi San, ist der Schutzheilige von Wales. Sein Feiertag am 1. März – St. David soll am 1. März des Jahres 589 n. Chr. (oder vielleicht 600 n. Chr.) im Alter von über 100 Jahren gestorben sein – wird seit dem 12. Jahrhundert gefeiert, dem Jahrhundert, in dem Papst Callixtus II den Status von David als Heiligem offiziell anerkannt hat, genau: im Jahr 1119 n. Chr., und verfügt hat, dass zwei Pilgerreisen zu St. Davids Schrein, dem Ort, an dem St. David sein Kloster gegründet hatte, so viel wert seien wie eine Pilgerreise nach Rom, und drei Pilgerreisen zu St. Davids Schrein so viel wie eine nach Jerusalem, beides Orte, zu denen David selbst Pilgerreisen unternahm.
Im Kloster lebten David und seine Mönche ein asketisches Leben. Sie tranken nur Wasser, was David den Beinamen Ddyfrwr, d.h. Wassertrinker, einbrachte, sie lebten ein Leben in Armut, ernährten sich von einer kargen vegetarischen Kost, erledigten auch schwere körperliche Arbeit selbst und unterzogen sich einer religiösen Disziplin, die Gebetswachen von Freitag abend bis Sonntag morgen und Abend-Meditationen beinhaltete. Seit dem 8. Jahrhundert betätigten sich die Mönche in St. Davids Kloster auch als Chronisten und hielten u.a. die Übeltaten der Wikinger in Wales und in England fest, auf die unter noch kurz zurückgekommen wird.
St. David hatte sein Kloster im Tal des Flusses Alun irgendwann zwischen 590 und 601 n. Chr. an der Stelle errichtet, an der heute die Kathedrale steht, die seinen Namen trägt und bis heute das religiöse Zentrum und das „Herz“ der größten Diözese von Wales ist.
Aus dem Kloster entwickelte sich ein Bischoffstum; die Ruine des Bischoffspalastes aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts liegt direkt neben der Kathedrale von St. David.
In den wechselhaften Zeiten in der Folge des Rückzugs der Römer von der Britischen Insel, während derer Wales Einfälle der Anglo-Sachsen und die Entstehung mehrerer Königtümer „erlebt“ hat, bis die Normannen das gesamte Südwales im Jahr 1093 unter ihre Herrschaft brachten, waren Klöster wie das von St. David relativ besehen Inseln der Stabilität, wurden aber dennoch des Öfteren angegriffen und zeitweise zerstört, und dies gilt auch für St. Davids Kloster. Es bzw. die Diözese oder Region, in der es lag, wurde auch mehrfach von Wikingern angegriffen, und zwei Bischöffe der Diözese wurden von Wikingern (im Jahr 999 n. Chr. und im Jahr 1080 n. Chr.) getötet, und im Jahr 1089 wurde St. Davids Schrein zerstört und all seiner Edelmetalle beraubt.
Die Kathedrale von St. David liegt in einer kleinen Stadt mit demselben Namen. Die Bezeichnung „Stadt“ ist dabei als eine verwaltungstechnische zu verstehen, denn tatsächlich handelt es sich bei St. David um ein kleines Dorf mit etwa 1.600 Einwohnern. Queen Elizabeth II hat St. David im Jahr 1994 den Status einer Stadt übertragen. Gemessen an der Anzahl seiner Einwohner ist St. Davids die kleinste Stadt in Wales und gleichzeitig die kleinste Stadt im Vereinigten Königreich – aber eines seiner größten touristischen Ziele. (Beachtet man jedoch auch die überseeischen Gebiete unter der britischen Kronherrschaft, dann verliert St. Davids seinen Stadt als kleinste Stadt an Hamilton auf Bermuda und Jamestown auf St. Helena.)
Der älteste Teil der Kathedrale von St. David, die in einer kleine Stadt mit demselben Namen, stammt aus dem 12. Jahrhundert, also aus der Zeit, in der St. David vom Papst heiliggesprochen wurde. Bischoff Bernard weihte im Jahr 1131 n.Chr. eine neue Kathedrale, aber der Bau der Kathedrale, die wir heute sehen, begann erst im Jahr 1181 n. Chr.
Dieser älteste Teil umfasst das normannische Kirchenschiff mit Mittelschiff, nördlichem und südlichem Querschiff. Im Mittelschiff fällt dem Besucher sofort die wunderschön beschnitzte hölzerne Decke auf. Sie stammt aus den 1530er-Jahren und wurde aus walisischem Eichenholz angefertigt und ist mit ihren reichen geschnitzten Verzierungen die einzige Kathedralen-Decke ihrer Art auf den Britischen Inseln. Sie besteht größtenteils aus Eichenholzplatten, an denen zweiundzwanzig kunstvoll geschnitzte Anhänger angebracht sind, die jeweils 1,5 Meter und etwas mehr als 1 Meter breit sind. Auch die Seiten und Ecken des Daches des Kirchenschiffs sind mit Halb- und Viertelanhängern geschmückt.
Der Altarraum der heutigen Kathedrale stammt aus dem 13. Jahrhundert, hat aber eine komplexe Um-/Baugeschichte, wie schon die unterschiedlichen Formen der Pfeiler und die Tatsache, dass diese Formen nicht zu denen der Arkaden passen, anzeigt. Die Fußbodenfliesen stammen teilweise aus dem 16. Jahrhundert, teilweise aus dem 19. Jahrhundert. Das hölzerne Dach des Chorraums stammt aus dem 15. Jahrhundert. Seine Balken wurden im Zuge der Restaurierung durch Sir George Gilbert Scott in den Jahren von 1863 bis 1901 ausgetauscht und die Farben seiner aufgemalten Verzierungen wurden erneuert.
Im Zentrum des Chorraums steht das Grabmal von Edward Tudor, der erste Earl of Richmond. Er war der Halbbruder von König Henry VI von England und der Vater von König Henry VII. Edward Tudor ist im Jahr 1456 gestorben und wurde ursprünglich in Carmarthen begraben, später aber in die Kathedrale von St . David umgebettet.
Die Kathedrale hat mehrere Kapellen. Eine davon ist die Holy Trinity Chapel bzw. die Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit, die im Jahr 1509 von Bischoff Vaughan gebaut wurde und in der er später begraben wurde. Diese Kapelle hat eine sehr schöne fächergewölbte Steindecke, in die Bischoff Vaughan sein Wappen zusammen mit dem von König Henry VII integriert hat, und einen Altar, dessen Front im Zuge von Restaurierungsarbeiten in den 1920er-Jahren aus mittelalterlichen Steinfragmenten zusammengesetzt wurde.
In der St. Nicholas Chapel bzw. Kapelle des Heiligen Nikolaus am östlichen Ende der Kathedrale findet man unter einem in die Wand eingelassenen Turmbogen ein Grabmal, von dem anscheinend unklar ist, wer in ihm seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Im aktuellen Führer durch die Kathedrale heißt es, dort sei ein Heiliger aus dem 12. Jahrhundert begraben, aber in früheren Beschreibungen findet man die Information, dass dort John Hiot begraben sei, der von 1400 bis 1419 Erzdiakon von St Davids gewesen sei. Wir wissen nicht, was zutrifft.
Unser Favorit unter den Kapellen in der St. Davids-Kathedrale ist die Chapel of St Edward the Confessor bzw. die Kapelle von St. Edward, dem Bekenner, der der letzte König aus dem Haus Wesex gewesen ist. Er starb im Jahr 1066 kinderlos, obwohl er eine Ehe im Rahmen eines politischen Arrangements einging. Einige Quellen begründen seine Kinderlosigkeit mit seiner starken Religiosität, die ihn dazu geführt habe, einen Zölibatseid abzulegen, aber ob dies zutrifft wissen wir nicht. Jedenfalls wurde Edward der Bekenner im Jahr 1161, knapp einhundert Jahre nach seinem Tod, von Papst Alexander III. heiliggesprochen.
Unser Favorit ist diese Kapelle, weil wir sie besonders stimmungsvoll finden.
Das imposante Grabmal in der Kapelle ist ein relative moderns, nämlich das der Countess of Maidstone, die im Jahr 1932 verstorben ist und in der Kapelle begraben wurde, deren Restaurierung sie in den Jahren zuvor finanziert hatte.
Und was wissen wir vom “Star” der Kathedrale, St. David selbst, dessen moderne Statue in einer Nische auf einem steinernen Paravent aus dem 14. Jahrhundert in der Kathedrale zu sehen ist?
Nicht viel.
Wir wissen, was Rhigyfach, Sohn von Sulien, der seinerseits Bischoff von St David in späten 11. Jahrhundert war, in seiner Darstellung des Lebens von St. David aus dem Jahr 1090 berichtet, und niemand weiß, inwieweit dies alles faktisch zutrifft. Jedenfalls soll seine Geburt von St Patrick vorhergesagt worden sein und er Wunder gewirkt haben.
Geboren worden sein soll St David irgendwann zwischen 460 und 515 n.Chr. an einem auf einer Klippe gelegenen Ort in einer stürmischen Nacht von Non geboren worden sein, die später Nonne und ihrerseits heiliggesprochen wurde.
An diesem angeblichen oder tatsächlichen Ort seiner Geburt wurde später eine St. Non gewidmete Kapelle errichtet, von der jedoch nicht mehr viel übrig ist.
Machen wir uns auf den Weg
Wenn Sie ihren Blick von der beeindruckenden Szenerie und dem im Hintergrund zu sehenden Ramsey Island loseisen können, dann sehen Sie dort die Ruine (links auf der Weide) von St Nons Chapel.
Belassen wir es dabei und überlassen des Rest dieses Posts den Eindrücken und damit den Sinnen. St Nons Chapel…
… bzw. was davon übrig ist.
Wie immer in Wales sind die Wegweiser eindeutig mehrdeutig:
Aber es ist eigentlich egal, in welche Richtung man läuft. Es ist immer “stunning”.
Haben Sie schon einmal versucht, auf massiv unebenem Boden und im Wind ein habes Pananorama mit dem Smartphone zu filmen? Also bitte über das Wackeln hinwegsehen.
Bisher in der Reihe “Roving Welsh” erschienen:
Alle Bilder sind urheberrechtlich gechützt.
Credits: Road to St Davids: Vlad Gluschenko: Where no man has set foot St Davids to St Nons: FSM Team: Positive Day Panorama: VNV Nation, Under Satellite, Noire https://www.free-stock-music.com/
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