Von Kai Rebmann

Was wäre Deutschland nur ohne seine vielzitierten Helden des Alltags? Feuerwehrmänner, Rettungssanitäter und – inzwischen aber leider mit einigen Abstrichen – Polizisten gehörten irgendwie schon immer dazu. Viele weitere Beispiele könnten ganz sicher genannt werden. In den Corona-Jahren erwarben sich zudem Krankenschwestern, Altenpfleger und Ärzte bleibende Verdienste.

Aber, und auch das gehört zur Wahrheit, die Schulterklopfer von heute haben spätestens morgen schon alles wieder vergessen. So ging es den letztgenannten Berufsgruppen, als diese als Geste des „besonderen Danks“ dann als erste – und letztlich einzige – mit der sektoralen Impfpflicht beglückt wurden. Und so geht es seit vielen Jahren auch zahlreichen Erzieherinnen in Berlin, die an den Schulen der Hauptstadt regelmäßig den Lückenfüller geben sollen bzw. müssen, sich dann aber beim Verteilen der Lorbeeren – sprich Beförderungen – ganz weit hinten anstellen sollen.

Eine Leserin und langjährige Pädagogin hat einen unserer jüngsten Artikel über die Zustände an unseren Schulen zum Anlass genommen, um ihr Schweigen zu brechen. Eigenen Angaben zufolge lösen Berichte über Lehrermangel in Deutschland, und ganz speziell in Berlin, bei ihr nur noch Kopfschütteln aus. Sie müsse sich fragen, woher die Medien ihre Informationen haben und weshalb die Erzieherinnen, die einen – wenn auch kleinen – Teil zur Lösung beisteuern, dabei mit keinem Wort erwähnt werden.

Aber lesen Sie am besten selbst, hier geht es zum Erfahrungsbericht unserer Insiderin:

„An den Schulen in Berlin werden Erzieherinnen und Erzieher eingesetzt, je nach Hortbedarf in den Klassenstufen 1 bis 6. Wir sind im Unterricht, begleiten Ausflüge und Klassenfahrten, sind teilweise bei Elterngesprächen dabei und sind von früh bis spät in der Schule. Außerdem bleibt die gesamte Ferienbetreuung an uns hängen und wir unterstützen die Lehrer in allen Belangen.

 

In den Medien ist immer vom Lehrermangel und hohen Krankenständen die Rede. Das kann ich bestätigen, bin aber mehr enttäuscht, dass wir, die Erzieher und Erzieherinnen, dabei völlig vergessen werden. Wir gleichen alles aus, was die Schulen nicht leisten können. Teilweise haben wir die Klassen sogar allein, bleiben dabei aber trotzdem das Fußvolk der Lehrerkollegen.

Während der Corona-Zeit hieß es: Die Schulen sind zu! Aber wir hatten die Kinder in der Notbetreuung – die Lehrerkollegen waren zu Hause. Trotzdem wurden und werden wir politisch überhaupt nicht genannt. Es gab und gibt in diesem Zusammenhang so viel Ungerechtigkeit!“

Jetzt ist es freilich so, dass Erzieherinnen auf Jobsuche auch vor den Kitas nicht unbedingt Schlange stehen, nicht in Deutschland und noch viel weniger in Berlin. Eine Verlagerung des Personalmangels hat das aber dennoch nicht zur Folge, jedenfalls nicht zwangsläufig. Unsere Informantin weiß eigenen Angaben zufolge von Kollegen, die regelmäßig Doppelschichten fahren müssen, getreu dem Motto: morgens Kindergarten, mittags Schule – oder umgekehrt!

Das Zeugnis für die verantwortlichen Bildungspolitiker könnte verheerender wohl kaum ausfallen. Denn: Wie sähe es an unseren Schulen erst aus, wenn es die Erzieherinnen nicht gäbe? Das erklärt dann wohl auch – jedenfalls zum ganz großen Teil – weshalb über diese „Aushilfen“ niemand wirklich gerne spricht. Weil dann klar würde, dass der jetzt schon ersichtliche Lehrer- und damit einhergehende Bildungsmangel wohl nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs ist!

Auf meiner Seite konnten Sie schon 2021 lesen, was damals noch als „Corona-Ketzerei“ galt – und heute selbst von den großen Medien eingestanden werden muss. Kritischer Journalismus ist wie ein Eisbrecher – er schlägt Schneisen in die Einheitsmeinung.

Dafür muss man einiges aushalten. Aber nur so bricht man das Eis. Langsam, aber sicher.

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