In diesem Beitrag diskutiert Wolfgang Bittner über die deutsche Sprache. Sprache sei auch Herrschaftsmittel. Sie habe Einfluss auf Gedanken, Einstellungen und Verhaltensweisen. Der Verlust von Sprache ziehe den Verlust der eigenen kulturellen Identität nach sich. Hier thematisiert er die „regelrechte Kommunistenjagd“ nach 1945. Die Praxis mit einer Umkehrung der Beweislast, mit Spitzeleien, Verdächtigungen, Anhörungen und Berufsverboten sei verfassungswidrig gewesen. Wir haben hierzu interessante Leserbriefe bekommen. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.
Zu: Von der Sprache abhängig
1. Leserbrief
Liebe Redaktion,
die Sprache besteht aus Wörtern.
Bei Wörtern, die wir nutzen, ist es wichtig, dass wir die Bedeutung der Wörter kennen.
Ansonsten sind das Brocken die wir je nach Betonung und Gefühl einsetzen.
Daher ist es wichtig das wir diese Begriffe erklären und diese Erklärung oft wiederholen.
Wir nutzen Demokratie, demokratische Wahlen oder demokratisch gewählt, Antisemitismus, Antiamerikanismus, Sozialdemokratie, Sozialismus oder Kommunismus u. a. obwohl die Bedeutung dieser Wörter fast niemand kennt!
Demokratie = Volksherrschaft
Das steht vielleicht noch auf einer alten Briefmarke, sagte Professor Mausfeld.
Oskar Lafontaine sagte, der griechische Staatsmann Perikles sagte, in einer Demokratie setzen sich die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung durch.
Wer kennt diese Aussagen?
Wer weiß, das laut ZDF Politbarometer, fast 60 % der Bevölkerung, sich nicht durch die aktuelle Politik vertreten sieht?
Auf NDS war ein Beispiel zum Antiamerikanismus. Die Mainstreammedien haben ein Problem mit der Kritik an einen Amerikaner.
Bei der kommenden Wahl haben Amerikaner ein Problem mit Trump und die anderen mit Biden oder sie wählen gar nicht.
Das bedeutet alle Amerikaner sind antiamerikanisch, da sie ein Problem mit einem amerikanischen Politiker haben.
Das Beispiel zeigt doch den Schwachsinn dieser leeren Worthülse zur Verunglimpfung von Leuten, die keine Mainstreammeinung haben!
Grüße
Dieter Gabriel
Zu: Über die Kontinuität der Verfolgung Andersdenkender in Deutschland
2. Leserbrief
Mein Stiefvater berichtete, dass er als Neulehrer, wohnhaft in Westberlin im Wedding, aufgrund seiner Mitgliedschaft in der SED aus dem Schuldienst geworfen wurde. Auch war es in Westberlin verboten, das Neue Deutschland zu lesen. Bei Verdacht gab es Hausdurchsuchungen. Es gab ja noch viele Ofenheizungswohnungen, so waren oft die Öfen heiß, weil Zeitungen und Parteimitgliedsausweise bei Verdacht auf eine Durchsuchung, verbrannt wurden. Später traf ich eine ehemalige Westberliner SED-Genossin, die ganz frech zu den durchsuchenden Polizisten sagte „ Kommen Sie rein, der Ofen ist noch heiß“. Beweise gab es ja nun nicht mehr.
Christine Ullrich
3. Leserbrief
Lieber Christian Reimann,
der Bittner-Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe ihm noch einige wichtige Fakten beigefügt. Ich hoffe, dass meine Gedanken für die Nachdenkseiten, wo ich bereits veröffentlichen konnte, wichtig genug sind. Mir ist der Aspekt der ostdeutschen Ausgrenzung sehr wichtig, die ich leider immer wieder und auch persönlich und oft in unerträglicher Arroganz, erleben muss. ich würde mich übrigens freuen, wenn die Nachdenkseiten, nicht nur für mich ein wichtiges Informationsmedium, mehr ostdeutsche Stimmen zu Wort kommen ließen.
Mit besten Grüßen
Winfried Wolk
Der Artikel Wolfgang Bittners „Über die Kontinuität der Verfolgung Andersdenkender in Deutschland“ hat mir einen guten, durch Fakten untersetzten Einblick vermittelt, wie im westlichen Deutschland nach 1945 gegen Andersdenkende vorgegangen und welche undemokratischen Maßnahmen ergriffen wurden, um unerwünschte Meinungen auszuschalten. Als ostdeutscher Heranwachsender habe ich damals davon kaum etwas wahrgenommen, beschäftigten mich in dieser Zeit vor allem die restriktiven Verhältnissen in dem Teil Deutschlands, in dem ich lebte. Außerdem war die Bundesrepublik für mich und viele Andere eine nicht zugängliche, fremde Welt. Nur durch westliche Rundfunk- und Fernsehsendungen konnte ich einen Blick in diesen Teil Deutschlands werfen, der allerdings nur eine gewollte Sicht ermöglichte. Zwar berichteten die Ostmedien genau das, was Wolfgang Bittner beschreibt, doch konnte ich es nicht glauben, weil die Zustände im eigenen Lande immerzu gutgelogen wurden.
Ich habe wie viele Ostdeutsche eine Weile gebraucht, bis ich hinter die geschönte Fassade des anderen deutschen Staates blicken konnte. So war meine naive Hoffnung, dass es nach 1990 in Ost- und Westdeutschland ein gemeinsames Interesse geben würde, die deutsch-deutsche Geschichte objektiv, sachlich und unvoreingenommen aufzuarbeiten, insbesondere die nach dem 2. Weltkrieg von den Siegern geschriebene. Dass das westliche Deutschland genau so ein künstliches Vasallen-Staatsgebilde seiner Siegermächte war, wie es der östliche Teil gewesen ist, wurde mir erst später deutlich, vor allem durch die Sonderrechte, die sich die westlichen Siegermächte im Zwei-plus-Vier-Vertrag gesichert haben.
Wolfgang Bittner gibt uns im Ausschnitt aus seinem neuen Buch „Niemand soll hungern, ohne zu frieren“ nun einen wichtigen und notwendigen Einblick in die Ausgrenzungspraxis der letzten 80 Jahre im Westen Deutschlands. Auch wenn die vielen von ihm angeführten, erschreckenden Fakten jetzt offiziell kaum Erwähnung mehr finden, gehört das zu der Geschichte, die aufgearbeitet werden muss.
Dazu gehört nach 30 Jahren unbedingt auch die kritische Betrachtung des Einigungsprozesses, führte der doch zur Ausgrenzung einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Zwar war im Westen immer wieder betont worden, dass es das sehnlichste Ziel der Politiker der Bundesrepublik sei, endlich brüderlich mit Herz und Hand mit den Brüdern und Schwestern im Osten Deutschland in einem geeinten Land leben zu wollen, doch schon der Einigungsakt vollzog sich nicht brüderlich mit Herz und Hand. Letztlich stand vor allem die Übernahme der Märkte, der Ressourcen und der billigen Arbeitskräfte auf dem Plan, und noch immer verdienen die Menschen im Osten weniger als im Westen. Die kritische Intelligenz, die die Veränderungen des Herbstes 89 auf den Weg gebracht hat, wurde schnell als unbrauchbar aussortiert, wenn sie nicht in das westliche Meinungsspektrum passte. Ebenso geschah das mit der im Osten Deutschlands entstandenen Kunst. Alles, was mit der DDR zusammenhing, sollte vollständig delegitimiert werden, wie es der damalige Innenminister Klaus Kinkel forderte. Damit wurde das im Osten Deutschlands gelebte Leben bedenkenlos entwertet, ostdeutsche Lebenserfahrung ausgegrenzt.
Nun sind in der mit allen Mitteln durchgepeitschten Corona-Panik-Inszenierung trotz der angeordneten Maskenpflicht alle Masken gefallen. Das wahre Gesicht kommt nun ungeschminkt mit aller Deutlichkeit zum Vorschein. So erleben wir ganz aktuell und sehr eindrücklich, dass alternative Ideen nach wie vor unerwünscht sind und bekämpft werden. Wer jetzt Frieden und eine diplomatische Krisenlösung fordert, wird vom Bundeskanzler als „gefallener Engel aus der Hölle“ diffamiert. Wir sollen wieder „kriegstüchtig“ sein, um die Freiheit, die auch deutsche Soldaten einst am Hindukusch, nun gegen Russland verteidigten, zum dritten Mal. Kritische Geister und Andersdenkende werden immer noch und immer wieder diffamiert, diskreditiert und ausgegrenzt. In den Mainstream-Medien werden Halbwahrheiten oder ganze Lügen verbreitet, werden Fakten weggelassen oder Aktion und Reaktion vertauscht. Dabei war doch die sachliche und faktenorientierte Information durch die Medien im Herbst 89 eine der wichtigsten Forderungen im Osten Deutschlands. Ohne sie kann sich der mündige Bürger kein wahrheitsgemäßes Weltbild verschaffen.
Dass heute vor allem solche Medien wie die Nachdenkseiten die uns aufgetischten Interpretationen von Ereignissen kritisch hinterfragen und dafür in die Verschwörer-Ecke gestellt und sanktioniert werden, ist ein unerträglicher Aspekt unserer Zeit und signalisiert, dass die gewollte Polarisierung der Gesellschaft in Gut und Böse in eine geistige Gleichschritt-Diktatur geführt hat. Dass dabei eine gut ein Jahrhundert währende Traditionslinie verfolgt wird, ist das mich Erschreckende an der Geschichte. Es sieht alles nicht gut aus und ich bin wenig optimistisch, auch wenn Wolfgang Bittner in dem Untertitel, dem er seinem Buch mit auf den Weg gibt, verspricht: „So wie es ist, kann und wird es nicht bleiben.“ Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Winfried Wolk, im Mai 2024
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