Produzent Ramón Liebsch will die elektronischen Tanzszene von hinten aufrollen: In seinen Tracks finden sich gepflegte Party-People leicht wieder

Pop.

Schonmal von Soundcloud gehört? Immerhin ist das Berliner Unternehmen einer der ältesten Online-Musikdienste und seit 2007 im Netz. Allerdings ist es auch keine große Sache, ihn bisher übersehen zu haben. Denn die Plattform ist trotz ihrer weltweit rund 130 Millionen Nutzer eher speziell. Hier gibt es vor allem elektronische Sounds, und sie ist vor allem dazu gedacht, dass Musiker sich untereinander austauschen – mal mit Loops, mal mit Basis-Tracks, gern lädt man aber auch ganze DJ-Sets hoch. Auf Soundcloud kann man also auch unter Ausschluss der „normalen“ musikalischen Öffentlichkeit unterwegs sein.

So wie Ramón Liebsch: Wenn der Wahl-Chemnitzer sein Studio hochfährt, ist Soundcloud auf einem Display von der Größe des Brückenhauptschirms der Enterprise ebenso offen wie Spotify und Tiktok. Als Whitecap Music schreibt und produziert und veröffentlicht Liebsch Technotracks, die vor allem im DJ-Sektor erfolgreich sind und gern von anderen Künstlern weiter verbaut werden.

Auf sagenhafte 800.000 Streams bei Spotify kommt so seine Musik jeden Monat, ohne das sein Name bereits großartig bekannt wäre – eine regionale Rockband wäre da längst heilig gesprochen. Liebsch dagegen hat seine Tracks bereits auf über zehn Labels veröffentlicht, sie sind in DJ-Sets auf dem ganzen Planeten verbaut. Es ist sanft treibender Party-Stoff mit hohem Melodie-Anteil im Spannungsfeld zwischen Deep House und Hyper-Techno. Eurodance glitzert immer mal auf oder auch mal eine leichte Briese Drum’n’Bass.

 

Dass Whitecap das Rad nicht neu erfindet – geschenkt: Liebsch macht elegant-energetische Musik für gepflegte Party-People, man soll sich leicht wiederfinden in 4/4-Bassdrums und Zwitscherlinien. Aber: Er gleitet immer sicher am Kitsch vorbei und hat ein Händchen für die richtige Harmoniedosis. Eine Stärke, die er vor allem bei zahlreichen Coverversionen ausspielt, von „Voyage Voyage“ bis zur Philip Glass‘ berühmter „Koyaanisqatsi“-Filmmusik. „Copy & Paste ist mir zu wenig“, sagt Liebsch: „Ich versuche immer, das Rad weiter zu drehen, etwas Originelles hinzuzufügen. Deswegen schraube ich auch jeden Tag mindestens eine Stunde im Studio.

Geboren wurde der junge Produzent 1997 in Bautzen und ging dort auch zur Schule. Als Kind lernte er Akkordeon, doch als er mit 14 das Programm „Music Maker“ in die Hände bekam, ordnete sich seine Welt neu: Er schob eigene elektronischer Stücke zurecht. „Da hab ich vier Jahre neben der Schule dran gebastelt, und es klang eher gruselig. Da habe ich lieber nebenher mit meinen CD-Playern auf Jugendweihen und zu Schulfeiern aufgelegt. Doch er lernte dazu, gab auch während des Studium beim Kommunalen Sozialverband Sachsen nie auf. 2018 veröffentlichte er seine erste Single – ein Cover von Tom Pettys „Learning To Fly“.

Mit seinem Abschluss bekam er eine Stelle in Chemnitz und zog 2019 um – doch dann kam Corona. „Die Klubs waren zu, eigentlich eine Katastrophe auch für mich. Also hab ich mich immer tiefer reingegraben im Studio. Das war der Start für Whitecap Music, ich hab bessere Verbindung in die Szene bekommen und mir einen Namen machen können.“ Und so erscheint am 21. Juni eine Neuauflage des NDW-Hits „Katharine, Katharine“ von Steinwolke, die Liebsch mit den Produzenten Beastic und Crystal Rock aufgenommen hat – und Original-Sänger Clemens Maria Haas. „Eigentlich“, so der Musiker, „war das nur als Remix gedacht. Aber nach über 300.000 Klicks auf Tiktok können wir die Nummer nun offiziell rausbringen.“

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Von Veritatis

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