Von Kai Rebmann
Boris Reitschuster hat es geahnt. Am Dienstag kommentierte der Namensgeber dieser Seite eine antisemitische Demonstration in Berlin via Telegram unter anderem so: „Ich bin gespannt, ob sich morgen der Kanzler & Co, die in Sonntagsreden gebetsmühlenhaft „nie wieder“ beteuern, auch dazu bestürzt zu Wort melden werden wie zu Sylt, ob Bundestagspräsidentin Bas (SPD) auch hier die Höchststrafe fordern wird, ob die Randalierer auch hier unverpixelt in den Medien an den Pranger gestellt werden und ob das morgen auch ganz groß in der Tagesschau kommt wie Sylt. Und ob es Aufrufe von Correctiv & Co geben wird, ähnliche Vorfälle zu melden.“
All das ist bekanntlich nicht geschehen – natürlich nicht. Wie schon Reitschuster zeigt sich auch Ahmad Mansour von diesem lauten Schweigen wenig überrascht. Bei Markus Lanz sprach der Islamismus-Experte von einer „selektiven Empörung“, die es in Deutschland gebe. Das Video von Sylt sei zwar als rechtsradikal und rassistisch zu verurteilen, so Mansour. Gleichzeitig sei die Aufregung darüber aber viel größer als etwa bei den zunehmenden Judenhass-Demos an deutschen Universitäten.
Die Folgen dieser kollektiven Ignoranz sind unterdessen dramatisch: Zogen am Dienstag laut Polizeiangaben noch 850 Menschen durch Berlin, sollen es am Tag darauf bereits 4.500 Demonstranten gewesen sein. Und auch der Ton auf den Straßen der deutschen Hauptstadt, in diesem Fall der inzwischen berühmt-berüchtigten Sonnenallee in Kreuzberg, war noch einmal deutlich schärfer geworden.
Neben klar antisemitischen Forderungen wurden auch Plakate mit Aufschriften wie „Fuck you Germany“ oder „Berlin soll brennen“ gezeigt. Es scheint inzwischen also nicht mehr allein um Judenhass zu gehen, sondern Verachtung gegenüber dem Westen insgesamt. Davor weiterhin konsequent die Augen zu verschließen, ist bestenfalls noch als fahrlässig zu bezeichnen.
Die traurige Bilanz des Aufzugs vom Mittwoch, dem Tag also, von dem sich Boris Reitschuster gewünscht hat, dass ranghohe Volksvertreter in Deutschland einmal glasklare Kante gegen Islamismus und Antisemitismus gezeigt hätten: Acht verletzte Polizisten (insgesamt waren 450 Beamte im Einsatz), 14 vorläufige Festnahmen und 19 Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung, des besonders schweren Landfriedensbruchs sowie des tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Derartige Auswüchse sind ganz ohne Zweifel auch eine Folge des Wegsehens und Schweigens. Nicht wenige Juden- und Deutschland-Hasser scheinen diese Haltung als zumindest indirekte Aufforderung zum Weitermachen aufzufassen. Dass solche Bilder inzwischen sogar schon mitten in Berlin offensichtlich zum ganz normalen Alltag geworden sind, wirkt da umso verstörender.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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