Wie ernst muss man ein Land nehmen, das sich von einem Plüschelefanten provoziert fühlt? Die Frage ist nicht rhetorisch. Denn Botswana meint es ernst – bitterernst. Der bis November 2024 amtierende Präsident Mokgweetsi Masisi, der seine Elefantenofferte schon zu Amtszeiten machte und sich auch als Privatmann nicht aus der Verantwortung moralischer Erziehung entlassen sieht, hat Deutschland erneut angeboten, 20.000 Elefanten zu übernehmen. Lebendig, wild, frei laufend. Nicht als Zirkusnummer, sondern als pädagogische Maßnahme. Wer moralisch auf Afrika herabblickt, so Masisis Botschaft, darf künftig auch beim Mistaufsammeln helfen.
Auslöser des Ganzen ist ein typisch deutsches Meisterstück aus der Rubrik „weltretten aus dem Altbau“: Ex-Ministerin Steffi Lemke von den Grünen wollte die Einfuhr von Jagdtrophäen aus Afrika verbieten – aus Gründen des Tierschutzes, versteht sich. Dass diese Jagden dort unter strengem Schutzkonzept stattfinden, mit staatlicher Lizenz und hohem wirtschaftlichem Nutzen für die lokale Bevölkerung, interessierte in Berlin niemanden. Wichtiger war das gute Gefühl, aus dem Homeoffice heraus die Welt ein bisschen gerechter gemacht zu haben.
Botswana dagegen sah rot – oder besser: grün. Denn während Lemkes Ministerium sich von Bambi inspirieren ließ, zertrampeln Elefanten im südlichen Afrika tatsächlich Felder, Dörfer und gelegentlich Menschen. Der Jagdstopp, so Masisi, sei nichts anderes als neokoloniale Bevormundung – moralisch drapiert, aber faktisch brutal. Und jetzt kommt die Pointe, für die man Botswana eigentlich einen Satirepreis verleihen müsste: Wenn Ihr unsere Realität nicht anerkennt, dann lebt doch selbst mit ihr.
20.000 Elefanten für Deutschland. Kein Scherz. Und auch kein PR-Gag. In Berlin übergab Masisi jetzt einem Reporter einen Stoffelefanten – mit freundlichen Grüßen an Kanzler Merz. Als Einstimmung sozusagen. Die echten Tiere sollen frei herumlaufen dürfen, wie in Botswana auch. Schließlich sei das Wetter hier ja schon schlimm genug für sie.
Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass deutsche Wälder vielleicht nicht ganz ideal sind für Savannentiere. Aber genau das ist ja der Punkt: Die deutschen Lebensbedingungen sind genauso ungeeignet für afrikanische Elefanten wie deutsche Politikrezepte für afrikanische Probleme.
Wie kam es so weit?
Die Jagd in Botswana ist kein koloniales Erbe, sondern ein mühsam austariertes System aus Regulierung, Einnahmen und Naturschutz. Wer dort legal jagt, finanziert Schutzprogramme, schafft Jobs, erhält Lebensräume. Ohne diese wirtschaftliche Einbindung verkommen Elefanten in den Augen vieler Bewohner zur Plage – mit fatalen Folgen: Wilderei, Armut, Frust.
Doch statt zuzuhören, wie es vor Ort läuft, schwingen deutsche Ministerinnen lieber die Moralkeule. Schließlich sind wir ja das Land, in dem selbst Gendersterne verpflichtend, aber Realitätsabgleiche optional sind.
Botswana will nun noch weiter gehen: Auch über den internationalen Elfenbeinhandel soll man reden dürfen – natürlich kontrolliert, ethisch, gesetzeskonform. Das Elfenbein liegt seit Jahren in Lagerhallen, streng bewacht. Doch verkaufen darf man es nicht. Ein ökologischer Wahnsinn, der mit dem moralischen Zeigefinger aus dem Westen gerechtfertigt wird – notfalls auch über Leichen, solange sie nicht in der EU liegen.
Und wie reagiert Deutschland?
Mit höflicher Ratlosigkeit. Das Umweltministerium lobt die Erfolge Botswanas, will aber keine Anträge vorliegen haben. Vermutlich sucht man noch den richtigen Paragrafen für artgerechtes Wildtiermanagement im Berliner Regierungsviertel. Und wenn alles schiefläuft, gründet man eben eine Elefanten-Kommission mit Genderquote.
Denn seien wir ehrlich: Das einzige große Tier, das in Berlin noch Einfluss hat, ist der Amtsschimmel.
Vielleicht wird Merz den Plüschelefanten ja wirklich ins Kanzleramt stellen – als Mahnmal für jene moralische Außenpolitik, die lieber Edikt als Empathie kennt. Und wer weiß: Vielleicht ist ein Elefant im Raum ja genau das, was Deutschland braucht. Zumindest einer, den keiner mehr übersehen kann.
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