Ja, die politische Lage ist schlimm. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, aktiv zu werden.
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Jetzt haben wir also das Jahr 2025. Die Frage für mich ist nicht: Was haben wir zu erwarten? Sondern, was haben wir zu tun?
In den sozialen Medien wird der sogenannte Sofa-Aktivismus oft gern verspottet. Von zu Hause aus auf politische Themen aufmerksam zu machen, Petitionen zu teilen und zu unterschreiben, das wäre zu wenig. Auch das Unterschreiben von Petitionen auf Internetplattformen oder von Bundestagspetitionen ist politische Teilhabe. Das mag seltsam klingen. Aber gerade dieser Sofa-Aktivismus wird unterschätzt. Denn es gibt genug Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen, weil sie pflegende Angehörige sind oder alleinerziehend, nicht in der Lage sind, auf Demonstrationen zu gehen.
Das Internet bietet hier viele neue Möglichkeiten und sollte genutzt werden. Ich verachte Sofa-Aktivisten nicht. Ich bestärke sie. Denn sie haben sich entschieden, aktiv zu werden und ihre Stimme und Meinung offen mitzuteilen.
Denn die andere Option wäre es, die Welt um uns anschauen und in unserer besorgten Schockstarre zu verweilen. Wir können Medien und Politik ausblenden und versuchen, uns von allem fernzuhalten und nur noch das private Glück zu feiern. Wir können weinen, fluchen und immer wieder sagen, wie schlimm doch alles ist. Resigniert können wir uns in ungesunde Copingmechanismen wie Alkoholkonsum oder flüchten aus dem Alltag. Nichts daran ist verwerflich, jeder Mensch geht mit den Herausforderungen der Umwelt anders um.
Was wir tun können: Laut werden
Was wir stattdessen tun können: Wir können achtsamer unsere Umgebung betrachten und schauen, wo Hilfe benötigt wird, wo ein gutes Wort fehlt. Wir können unseren Mitbürgern mehr Freundlichkeit entgegenbringen, sei es „nur“ durch ein Lächeln oder freundliches Grüßen. Gutes kann so einfach sein. Aber was wir auch tun können: Laut werden. Klarer politisch positionieren. Wir können jetzt gleich mit dem sogenannten Sofa-Aktivismus beginnen, Protestbriefe schreiben und Petitionen erstellen. Und ganz klassisch: Wir können demonstrieren, in eine Partei, Umweltschutzorganisation oder Verein eintreten.
Ich werde oft gefragt, warum ich als Armutsaktivistin aktiv geworden bin. Ich war noch nie ein Mensch, der schweigend danebenstehen konnte, wenn etwas Ungerechtes passiert, etwa wenn Schwächere beleidigt oder gemobbt wurden. Und wenn meine Tochter mich fragen sollte: „Mama, was hast du getan, als die Welt so kompliziert wurde?“, kann ich antworten: „Ich habe versucht, Dinge zu verändern. Hoffentlich zum Besseren.“ Ich kann mich abends im Spiegel angucken und weiß, dass ich nicht tatenlos war.
Ich erwarte durch meinen Aktivismus keine Wunder und bin diesbezüglich nüchtern realistisch. Aber jeder einzelne Mensch, den ich erreiche, ist für mich die Möglichkeit, eine Verbesserung anzustoßen. Nachdenken und reflektieren über politische Themen sind der Anfang. Ob wir aber aus diesen Erkenntnissen heraus aktiv werden, liegt an uns.
Nichtstun verändert nichts
Bald sind Bundestagswahlen. Ich möchte jeden ermutigen, wählen zu gehen, auch wenn es schwerfällt. Es ist in Zeiten des Rechtsrucks wichtiger denn je. Allen Unkenrufen zum Trotz: Jede Stimme zählt. Auch deine! Zeigen wir, dass uns unsere Demokratie und die gesellschaftliche Entwicklung am Herzen liegt, indem wir mitentscheiden. Vom Nichtstun wird sich nichts verändern.
Ich hoffe, dass jede und jeder in diesem Jahr seinen Weg findet, um sich in der momentanen Weltlage zu engagieren. Vielleicht schafft der eine oder andere nicht nur einen Blick über den Tellerrand, sondern steht auf, um aktiv gegen die lähmende Hilflosigkeit zu agieren. Lasst uns aktiv werden!