Auch sechs Jahre nach Ende seiner Amtszeit reißt die Beliebtheit des Ex-US-Präsidenten nicht ab. Bei seinem Besuch in der Hauptstadt begeistert er das Publikum – auch mit Plaudereien aus dem Nähkästchen.
Der frühere US-Präsident Barack Obama ist bei einer Veranstaltung in Berlin mit tosendem Applaus empfangen worden und hat vor der Polarisierung der Gesellschaft und Desinformation gewarnt. “Ich glaube, das sind einige der größten Gefahren für die Demokratie”, sagte Obama. “Manche jungen Leute glauben, alles, was sie auf Tiktok sehen, ist wahr. Wer auch immer das von euch auch denkt: Ist es nicht.”
Der 61-Jährige sprach am Mittwochabend in einer Halle am Ostbahnhof mit 17.000 Sitzplätzen. Tickets wurden im Vorfeld für rund 61 bis 550 Euro angeboten.
Politik, Klimawandel und Schwärmereien
Der deutsche Moderator Klaas Heufer-Umlauf führte durch den Abend. Der ehemalige Präsident sprach mit ihm über seine Sicht auf aktuelle politische Themen wie den Klimawandel und gute politische Führung. Dabei vergaß Obama nie wohl gesetzte Pointen: “Fragen Sie meine Frau Michelle, ich habe zehnmal am Tag Unrecht.” Über seine Frau geriet er dann auch ins Schwärmen, besonders bei dem Gedanken, bald wieder zu Hause bei ihr zu sein.
Der Vater von zwei erwachsenen Töchtern ist schon seit einigen Tagen in Europa und absolvierte einen ähnlichen Termin Ende vergangener Woche in Zürich vor rund 10.000 zahlenden Gästen. In Berlin traf er dann eine gute Bekannte: “Gestern Abend war ich Abendessen mit einer alten Freundin – Angela Merkel. Heute habe ich Mittag gegessen mit dem neuen Kanzler Olaf Scholz.” Die beiden kämen aus zwei unterschiedlichen Parteien, würden aber die gleichen Grundwerte teilen.
Demokratie, Debatten und Differenzen
Es gebe immer inhaltliche Differenzen, wie beispielsweise bei der Handelspolitik. “Das ist es, was eine gesunde Demokratie ausmacht: dass wir eine Debatte darüber führen, wie wir unsere Gesellschaft am besten voranbringen und sicherstellen können, dass es allen gut geht”, sagte Obama. “Aber in einer Demokratie gibt es Regeln für den Umgang mit Meinungsverschiedenheiten, und es gibt Dinge, die wichtiger sind als die aktuellen Themen oder die Notwendigkeit, dass eine Partei ihre Agenda gegenüber der anderen durchsetzt.”
Obama war von 2009 bis 2017 Präsident der Vereinigten Staaten. Dabei entstand ein enges und freundschaftliches Verhältnis mit Merkel, wie die damalige Kanzlerin etwa bei Obamas Abschiedsbesuch als Präsident 2016 deutlich gemacht hatte. In seinem Wahlkampf 2008 hatte er an der Berliner Siegessäule eine gefeierte Rede vor geschätzten 200.000 Menschen gehalten. Als Präsident sprach er 2013 vor dem Brandenburger Tor. (dpa)