Die wichtigste Nachricht zum Wahlabend kam aus der Sächsischen Staatskanzlei: Der 83-jährige ehemalige DEFA-Indianerhäuptling Schauspieler Gojko Mitić erhält den Verdienstorden des Freistaates Sachsen aus den Händen von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Welche erfreuliche Meldung hätte das Dresdner Machtzentrum sonst verbreiten sollen?

Kretschmers seit seinem Amtsantritt Ende 2017 praktizierte „Mit dem Gesicht zum Volke“-Strategie ist gescheitert. Unzählige Diskussionsforen mit besorgten Bürgern haben die Rechtsdrift und die trendige Meckerei nicht stoppen, geschweige denn zurückdrehen können. Und weil Sachsen ohne den Nimbus nicht leben können, immer und überall die ersten zu sein, halten sie auch b

sie auch bei den AfD-Wahlergebnissen Ost zur Europawahl mit 31,8 Prozent die Spitze vor Thüringen und Sachsen-Anhalt. Erst mit zehn Punkten Abstand folgt die CDU.Diese Kontra-EU-Stimmen bilden sich analog bei den Kommunalwahlen ab. In Kretschmers Heimatkreis Görlitz zieht die AfD mit dem Spitzenergebnis von 40,1 Prozent der Wählerstimmen in den Kreistag ein. Hier an der Neiße hatte der heutige Ministerpräsident bei den Bundestagswahlen 2017 schon sein Direktmandat an den späteren AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla verloren. Nebenan im Landkreis Bautzen, Kernsiedlungsgebiet der katholischen obersorbischen Minderheit, erzielt die AfD ebenfalls 34,8 Prozent. Anders als im ähnlich frommen thüringischen Eichsfeld konnten die wenigen „schwarzen Inseln“ der Union im blauen Meer der Lausitz diesen Siegeszug nicht stoppen.Die so genannte Alternative kann sich außerdem auf ihre Stammwähler in den Kreisen Meißen, Nordsachsen oder Sächsische Schweiz besonders verlassen. Ob die AfD je etwas Zählbares in Kreisen und Gemeinden erreicht hat, spielt keine Rolle. In manchen Gebieten herrscht bereits eine hegemoniale Stimmung. „Was, Du wählst nicht AfD?“ wird man als Gast angestarrt. Es gehört zum guten Ton, blau zu wählen.Zumindest ein schwaches Lächeln können Unionsfreunde darüber wagen, dass sie in den nicht nur topografisch so gelegenen Hoch-Burgen Vogtland und Erzgebirge fast gleichauf mit der AfD bei knapp unter 30 Prozent liegen. In den Landkreisen muss man linke und halblinke Parteien im einstelligen Bereich suchen. Die SPD kommt landesweit nur noch auf 6,9 Prozent. Die Grünen würden mit 5,9 Prozent am 1. September gerade noch so in den Landtag einziehen, die Linke mit 4,9 Prozent diesen Einzug knapp verfehlen. Dafür erreicht die Wagenknecht-Partei aus dem Stand 12,8 Prozent. Das überrascht niemanden, der sich in der ehemaligen DDR mit der heimlichen Sehnsucht nach dem Friedens- und Stabilitätsgaranten Sowjetunion und dem abstrakten, realitätsfernen Wunsch nach Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine befasst hat. Und wenn es gegen Ausländer geht, ist man sich ohnehin schnell einig.„Team Zastrow“: Kuriosum in DresdenAuch in der Landeshauptstadt Dresden ist es vorbei mit der grünen Dominanz als stärkste Stadtratsfraktion und dem labilen Patt zwischen Rot-Rot-Grün plus „Dissidenten“ und den konservativen Amliebstenallessolassern. Die AfD wollten 19,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler, die CDU 18. Für ein Kuriosum sorgt hier der als FDP-Landes- und Stadtratsfraktionsvorsitzende geschasste Unternehmer Holger Zastrow. Nach Wagenknecht-Muster gründete er trotzig die personenkultige Wählervereinigung „Team Zastrow“ und holte mit 8,1 Prozent dreimal mehr Stimmen als die FDP. Sein Motto: „Einfach machen“, also nicht lange über ethische oder soziale Fragen nachdenken. In Dresden überraschte die höchste Wahlbeteiligung seit 1990 von 70,4 Prozent.Auch im traditionell linkeren Leipzig verlor RRG seine Stadtratsmehrheit. Hinter der CDU und knapp vor der AfD holte die Linke immerhin noch 17,5 Prozent. Ein Zeichen gegen vielerorts geäußerte Bestürzung konnte das bunte Bündnis „Freiberg für alle“ setzen, das seit fünf Jahren eine Marke über die konservative Bergstadt hinaus setzt. Mit 11,6 Stimmenprozenten und vier Sitzen im Stadtrat erreichte das Bündnis seine Ziele. Ähnliche progressive Vereinigungen waren auch in Grimma oder Kamenz angetreten.AfD-Landesvorsitzender Jörg Urban zeigte sich im MDR vom eigenen Erfolg nicht überrascht, höchstens vom Abstand zur CDU. Von „Schmutzkampagnen der Medien lässt sich kaum noch jemand beeindrucken“, antwortete er auf die Frage nach rechtsextremer Einstufung und geheimer Komplizenschaft seiner Partei mit Russland und China. Überall in ostdeutschen Kommunalparlamenten beginnt nun ein Kampf der dominanten AfD-Fraktionen mit Landräten oder Bürgermeistern und um beschlussfähige Mehrheiten.



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Von Veritatis

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