Der Handelskrieg zwischen den Giganten der Weltwirtschaft ist voll entbrannt. Peking lässt sich nicht darin beirren, den USA und Donald Trump wirkungsvoll Paroli zu bieten. Die politischen Kollateralschäden sind beachtlich
Noch sind 100 US-Dollar deutlich mehr wert als 100 Yuan (Banknoten mit Benjamin Franklin und Mao Zedong)
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Für Donald Trumps MAGA-Amerika ist China der Hauptfeind. Europa wird nicht ernstgenommen, China schon. Die Nr. 2 der Weltökonomie kann die USA bald überholen, seine High-Tech-Industrie zieht bereits mit der amerikanischen gleich. In der Waffentechnologie zeichnet sich Ähnliches ab. Also greift Trump in seinem Zollkrieg mit der ganzen Welt China am härtesten an.
Aber anders als während seiner ersten Amtszeit reagiert Peking diesmal hart und entschieden nach dem Credo: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Chinas Antwort auf Trumps Attacke: Gegenzölle auf Importe von US-Waren in gleicher Höhe. Und weitere Kampfmaßnahmen.
Seit 2018 führt Trump bereits einen Handelskrieg gegen China. Über 1.300 Produktkategorien – von Flu
ntwort auf Trumps Attacke: Gegenzölle auf Importe von US-Waren in gleicher Höhe. Und weitere Kampfmaßnahmen.Seit 2018 führt Trump bereits einen Handelskrieg gegen China. Über 1.300 Produktkategorien – von Flugzeugteilen über Batterien bis zu medizinischen Geräten – waren und sind betroffen. China sollte abgestraft werden, wegen unfairer Handelspraktiken und Währungsmanipulationen. Es reagierte mit Gegenzöllen auf Fahrzeuge, Aluminium, Schweinefleisch und Sojabohnen. Joe Biden hat das auch beendet. Kaum wieder im Amt, eskaliert Donald Trump im Wochentakt.Es geht Schlag auf SchlagAm 1. Februar wurden die Strafzölle auf chinesische Produkte um zehn Prozent erhöht, am 3. März auf 20 Prozent verdoppelt. China konterte mit Gegenzöllen von 15 Prozent auf Flüssiggas und Kohle und von zehn Prozent auf Rohöl und Landmaschinen, die am 10. Februar in Kraft traten. Am selben Tag dekretierte Trump weltweit Zölle auf Stahl und Aluminium. China reagierte am 3. März mit weiteren Zöllen von 15 Prozent auf US-Agrarprodukte wie Mais, Weizen sowie Baumwolle. Hinzu kamen Zusatzzölle von zehn Prozent auf Schweinefleisch, Sojabohnen und Rindfleisch. Dazu erging die Ankündigung, weitere US-Unternehmen als „unzuverlässig“ behandeln und ihre Aktivitäten in China beschränken bzw. verbieten zu wollen.Am 2. April hat Trump heftig nachgelegt: Zölle in Höhe von 34 Prozent sollen fortan auf Importe aus China gelten. Zwei Tage später schlugen die Chinesen zurück mit der Ankündigung von weiteren Zöllen in Höhe von ebenfalls 34 Prozent auf Importe aus den USA. Trump, nicht faul, drohte am 7. April, noch einmal 50 Prozent auf die ohnehin schon verhängten Strafzölle für China draufschlagen zu wollen, wenn die Chinesen ihre Gegenzölle nicht sofort zurückzögen.Wer sitzt am längeren Hebel?Das chinesische Handelsministerium hat erklärt, Trumps Zollkrieg sei ein Fehler, die USA betrieben eine erpresserische Politik. Man sei bereit und entschlossen, diesen Kampf bis zum Ende auszufechten. Die Chinesen zeigen sich von der Talfahrt an ihren Börsen wenig beeindruckt, ebenso wenig wie Trump und seine Crew. Allerdings sind die Börsenverluste in den USA um einiges größer als in China.Deutet alles auf einen langwierigen Handelskrieg hin? Es hilft China, dass der Anteil der chinesischen Exporte, die in die USA gehen, in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist, auf mittlerweile etwas über 12,5 Prozent seiner Ausfuhren. Dieser Anteil wird weiter sinken. Gegen Trumps Attacken kann China mehr einsetzen als Zölle. Gut 60 Prozent der seltenen Erden, die in den USA gebraucht werden, kommen aus dem Reich der Mitte. Da passt die Ankündigung des chinesischen Handelsministeriums, die Exporte von seltenen Erden in die USA erheblich einschränken zu wollen. Das tut der High-Tech-Industrie in den USA richtig weh.Weitere Nebeneffekte, die Donald Trump nicht im Blick hat: Die Entkopplung zwischen China und den USA geht voran, China wird sich handelspolitisch noch stärker auf andere Handelspartner in Europa, Afrika und Lateinamerika ausrichten – und kann das auch dank der Fortschritte der Neuen Seidenstraße-Initiative. Der Kurswechsel, weg von der Exportlastigkeit, hin zur Entwicklung des Konsums und des Binnenmarkts, wird beschleunigt. Jetzt wird, wie schon lange geplant und angekündigt, das Ankurbeln des privaten Konsums mit allerlei fiskalischen Mitteln einsetzen.Folglich dürfte Chinas Außenhandel mit den USA einbrechen, aber mit energischen und vor allem schnellen Maßnahmen kann der Schaden für die nationale Wirtschaftsleistung in Fernost begrenzt werden. China ist bereit und in der Lage, die Kreditgewährung an private Unternehmen und Haushalte kräftig zu erweitern. Das Land kann sich einiges mehr an Haushaltsdefizit erlauben als die USA.Politisch ist der Schaden enormDie Aussichten auf Gipfeltreffen und Abkommen mit Chinas Führung verschlechtern sich für Washington rapide. Ein großer Deal mit Donald Trump, um den Handelskrieg rasch zu beenden, scheint hingegen nicht in Sicht zu sein. Aber China würde doch so dringend gebraucht, um Russland an den Verhandlungstisch zu bringen und zu möglichen Kompromissen mit Kiew zu bewegen. Nur warum sollte sich die chinesische Führung jetzt noch besonders anstrengen, um Trump zum Erfolg zu verhelfen?