Die USA inszenieren Festnahmen von Migranten und haben beinahe alle Möglichkeiten, an der Grenze Asyl zu beantragen, abgeschafft. Daher kehren viele Menschen, die in die USA fliehen wollten, derzeit in Kolumbien oder Panama um


Migranten aus Ecuador und Haiti klettern einen schlammigen Hangweg im gefährlichen Dschungel zwischen Kolumbien und Panama hinunter

Foto: Jan Sochor/picture alliance


In Necoclí, einer Kleinstadt an der kolumbianischen Karibikküste, ist Ruhe eingekehrt. Vor wenigen Wochen noch passierten den Ort Migranten aus etlichen Staaten Südamerikas, besondere Venezolaner strandeten hier, um auf einen Bootsplatz für die Fahrt über den Golf von Urabá zu warten. Sie wollten weiter durch den Darién-Dschungel an der Grenze zwischen Kolumbien und Panama, um sich von dort in Richtung USA durchzuschlagen.

Doch hat sich seit dem Antritt der Regierung von Donald Trump die Lage in Necoclí drastisch verändert. Anstatt weiter nach Norden zu ziehen, kehren nun viele um und in ihre Herkunftsländer zurück. Dass in Washington die Migrationspolitik drastisch verschärft wurde, zeige sich nicht allein an der US-Südgrenze

52;dgrenze. Sie werde auch in diesem Verhalten offenbar, im Verzicht auf Fluchtpläne, meint Guadalupe Chavez, die im kalifornischen San Diego die NGO Dignidad Beyond Borders mitgegründet hat.Zwar sind die Abschiebungen im ersten Monat der Trump-Regierung, verglichen mit dem letzten Jahr der Biden-Regierung, gesunken, doch wurden zugleich nahezu alle legalen Möglichkeiten ausgeschlossen, an der Grenze Asyl zu beantragen. Die US-Behörden demonstrieren zudem öffentlichkeitswirksam die Festnahme nicht registrierter Migranten. Temporäre Aufenthaltsgenehmigungen für Haitianer, Nicaraguaner und Venezolaner wurden aufgehoben. „Donald Trump behauptet, es seien vorzugsweise kriminelle Ausländer, die er loswerden wolle. Tatsächlich werden Menschen abgeschoben, die sich nichts zuschulden kommen ließen“, so Chavez. Zusammen mit einer harschen Rhetorik der US-Regierung werde ein Klima der Angst geschürt, das Migranten den Weg in die USA abbrechen lasse.Während noch 2023 im Schnitt täglich 1.500 Menschen Kolumbien Richtung Panama durch den Darién-Dschungel verließen, sank diese Zahl seit Januar auf unter 100 Personen. Parallel dazu wurden es immer mehr, die täglich per Boot von Panama nach Kolumbien zurückkamen. Angesichts schwindender Aussichten, in die USA einreisen zu können – wozu das Risiko einer Flucht mit ungewissem Ausgang?Schlepper bieten gebündelte Reise-Pakete„Für Menschen aus afrikanischen und asiatischen Ländern war die Route über Südamerika oft die einzige Möglichkeit, in die USA zu gelangen. Strenge Visa-Bestimmungen verhinderten eine Einreise per Flugzeug in die USA, nach Mexiko oder in andere zentralamerikanische Länder, sodass es viele über Brasilien oder Kolumbien versuchten, wo die Einreisebestimmungen weniger restriktiv sind“, erklärt Sergio Guzmán von Colombia Risk Analysis, einem Unternehmen für Politikberatung in Bogotá. „Auf dem Landweg konnten Migranten den Visa-Beschränkungen der Transitländer ausweichen.“ Die größten Gruppen kamen indes nicht aus Asien oder Afrika, sondern aus Venezuela, Ecuador und Haiti, wie die kolumbianische Migrationsbehörde für 2024 dokumentiert hat. Nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 hatten sich Haitianer in Chile niedergelassen, das sie aus humanitären Gründen aufnahm, arbeiten und das Geld für eine Weiterreise in die USA verdienen ließ.Wer sich dann „Coyotes“ anvertraute, wie die Schlepper genannt werden, musste Schutzgelder an den Golf-Clan zahlen, Kolumbiens mächtigstes kriminelles Syndikat. In Panama übernahmen häufig lokale Guides. „Das heißt, Migranten kauften die Reise als gebündeltes Paket, Bootsticket und Durchquerung des Darién-Dschungels inklusive“, berichtet Diego, der selbst Gruppen begleitet hat. Günstige Angebote von 500 Dollar bedeuteten: Keine oder nur eine kurze Bootsfahrt, auf dem Rest des Weges mussten die Menschen tagelang durch die Wildnis laufen, dabei Überfällen oder sexuellen Übergriffen ausgesetzt.Teurere Pakete für bis zu 3.000 Dollar umfassten eine längere Bootsfahrt, wodurch sich der Marsch durch den Darién-Dschungel verkürzte. „Für eine Gruppe von 30 Personen waren wir vier Guides und verdienten jeweils 25 Dollar pro Tag“, erzählt Diego. Einige hätten zusätzlich für das Tragen ihres Gepäcks oder den Schutz durch Hunde gezahlt. Eine Million Menschen waren seit 2021 auf dieser Route. Im Vorjahr gab es mindestens 55 Tote, eine offizielle Angabe, tatsächlich dürften es mehr gewesen sein.Seit es wieder südwärts geht, ist der Bootsverkehr für Migranten offiziell genehmigt. Panamas Sicherheitsminister Frank Abrego weist darauf hin, dass diese Umkehr mit dem Wissen der regionalen Behörden stattfindet. Da die Touren nun legal sind, fallen die Preise. Zumeist führt die Tour von Colón, nördlich von Panama-Stadt, per Boot bis hinter die kolumbianische Grenze. Für viele sei eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer schwierig, sagt Sergio Guzmán. „Sie werden dort verfolgt oder haben keine wirtschaftliche Perspektive. Oftmals wollten sie in die USA, weil sie dort Familie oder Freunde haben, die bei einem Neuanfang helfen könnten.“ Für eine kolumbianische Karibikstadt wie Necoclí sind die Folgen der Migrationsumkehr spürbar. Die Transitgäste fehlen nun als Kunden.Christoph Sponsel lebt in Bogotá. Er hat über den kolumbianischen Friedensprozess promoviert



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Von Veritatis

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