In einer überraschenden Dynamik haben sich die USA und China unter der Ägide von Ex-Präsident Donald Trump offenbar auf einen möglichen Wendepunkt in ihren zerrütteten Handelsbeziehungen konzentriert. Wie Trump nach marathonhaften Verhandlungen in Genf verkündete, zeichnete sich „große Fortschritte“ ab – gar ein „totaler Reset“ der seit Jahren angespannten Beziehungen scheint denkbar.
Im prunkvollen Ambiente der Genfer „Villa Saladin“ mit Blick auf den Genfer See reichen hochrangige Delegationen beider Länder um Lösungen. Während die USA mit Finanzminister Scott Bessent und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer, dem prominenten Trump-Vertreter, zusammentrafen, leitete Chinas Vizepremier He Lifeng die Gespräche aufseiten Pekings. Hintergrund ist eine dramatische Zollspirale: Trump hatte die Abgaben auf chinesische Importe zuletzt auf 145 % erhöht, China konterte mit 125 % Strafzöllen – ein faktischer Handelskrieg, der den bilateralen Handel von zuletzt 660 Milliarden Dollar strangulierte.
Der Konflikt geht tiefer als reine Handelsbilanzen. Im Kern steht der Vorwurf der USA, China betreibe unfaire Praktiken im Technologiesektor – von erzwungenen Technologietransfers bis zu geistigem Eigentumsdiebstahl. Diese strukturellen Streitpunkte, bereits im gescheiterten „Phase One“-Abkommen von 2020 ungelöst, belasten bis heute jede Annäherung. Der aktuelle Zollkonflikt ist somit nur die Spitze des Eisbergs.
Wirtschaftliche Zwangslage als Treiber
Trotz der politischen Gräben scheint die ökonomische Realität beide Seiten an den Verhandlungstisch zu zwingen. Das US-Handelsdefizit gegenüber China glaubt sich 2023 auf 263 Milliarden Dollar – ein Missverhältnis, das Trump durch seine protektionistische Politik korrigieren wollte, doch stattdessen weiter verschärfte. Analysten wie jene von Goldman Sachs rechnen nun mit einer Zollsenkung um mehr als die Hälfte, sollten die Gespräche erfolgreich verlaufen.
Dass die Verhandlungen bereits am Folgetag fortgesetzt wurden, deutet auf ernsthaftes Interesse beider Seiten hin. Doch ob Trumps Ankündigungen mehr als taktische Rhetorik sind, bleibt fraglich. Die globale Wirtschaft hofft auf Entspannung – doch bis ein „Reset“ nicht nur verkündet, sondern mit konkreten Schritten untermauert wird, dürften die Märkte weiter im Krisenmodus verharren. Die Genfer Gespräche sind ein Signal, doch der Weg aus dem Zollkrieg ist noch lang.