Seit 2012 besorgt das Bauprojekt am Heumarkt die Wien. Und mehr noch die rote Stadtführung, die mit ihrem mutmaßlichen Geschenk an einen Investor auf unerwartet hartnäckigen Widerstand stieß. Widerstand, der auch von der UNESCO weiter unterstützt wird.

Vertragliche Verpflichtungen verletzt

Die Republik Österreich hatte sich mit der UNESCO vertraglich zur Bewahrung ihres kulturellen Erbes verpflichtet. Doch laut Einschätzung der UNESCO wurde dieses Versprechen mit dem sogenannten Heumarkt-Projekt gebrochen. 2017 reagierte die Organisation mit der Aufnahme Wiens auf die Liste gefährdeter Welterbestätten.

Kritik an Hochhausplänen und mangelnder Transparenz

Das Projekt nahm seinen Ausgang, als Investor Michael Tojner 2008 das Areal des Wiener Eislaufvereins erwarb. 2017 änderte der Wiener Gemeinderat die Flächenwidmung zugunsten des Investors – trotz ausstehender Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Stadt argumentiert, die Auswirkungen auf das Stadtbild seien gering bei dem Hochhaus, das direkt am Rand der historischen Innenstadt entstehen sollte. Die massiven Kubaturen einschließlich des 73 Meter hohen Turms riefen allerdings heftigen Protest bei Bürgerinitiativen und der UNESCO hervor.

Überarbeitete Pläne ohne Beruhigung der Lage

In Reaktion auf die Kritik wurde das Bauvorhaben überarbeitet: Statt eines Turms sind nun eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“ sowie ein neuer Hotelbau mit 47,85 Meter geplant: statt in die Höhe, wurde nun in die Breite geplant. Doch auch diese Lösung trifft auf Widerstand – nicht zuletzt wegen der negativen Auswirkungen auf historische Sichtachsen, die Luftzufuhr und die Umweltauswirkungen.

Trotz Reduktion der Turmhöhe um sieben Meter blieb das Bauvolumen deutlich über den Richtwerten der Wiener Bauordnung. Die UNESCO hielt diese Anpassungen für unzureichend. Sollte keine weitere Reduktion erfolgen, drohe der Verlust des Welterbestatus – mit negativen Folgen für den Tourismus.

UNESCO prüfte vor Ort

Im Rahmen eines dreitägigen Lokalaugenscheins verschaffte sich schließlich eine Delegation der UNESCO vor einem Jahr ein eigenes Bild. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte, Wien wolle das Welterbe schützen, verwies jedoch auch auf die Komplexität der Situation in einer wachsenden Stadt. Die Stadtführung verwies auf bereits gesetzte Maßnahmen, etwa einen Management-Plan für das historische Zentrum und eine überarbeitete Bauordnung. Dennoch appellierte die Umweltorganisation „Alliance for Nature“ an die UNESCO, Wien erst dann von der „roten Liste“ zu streichen, wenn eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erfolgt sei. Doch die Stadt attestierte sich vor wenigen Monaten erneut, dass eine UVP nicht nötig sei.

Beschluss im Juli

Scheinbar folgte die UNESCO den Kritikern. Wie der Kurier berichtet, belässt sie Wien offenbar ein weiteres Jahr auf der „roten Liste“ des gefährdeten Welterbes. Der formale Beschluss soll auf der Welterbekonferenz im Juli in Paris fallen.

FPÖ und ÖVP fordern Aus für Heumarkt-Projekt

Die FPÖ sprach in einer Aussendung von einer „Blamage“ der Stadtregierung und warf ihr im Zuge der UVP-Befreiung eine „pseudojuristische Salamitaktik“ vor. Statt „einer klaren Linie gegen ein überdimensioniertes Projekt“ habe sie sich „für die Linie ‚Wird schon irgendwie durchgehen‘ entschieden“.

Die ÖVP forderte mehr Transparenz und eine vollständige Anpassung an die Vorgaben der UNESCO.



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Von Veritatis

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