Es wurde drückend heiß in dem überfüllten Zubringerbus auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens. Eine gefühlte Ewigkeit standen wir vor dem Flugzeug, an dem bereits zwei Gangways angelegt waren – doch nichts tat sich.

Mit dem, was man von einer Premium-Airline erwarten dürfte – als die sich die Lufthansa ja selbst versteht – hatte das alles herzlich wenig zu tun. Es erinnerte eher an einen chaotischen Umsteigeflughafen in der usbekischen Provinz an einem besonders schlechten Tag – was bei Lufthansa inzwischen leider zum Alltag gehört (siehe hier).

Auf einmal kam ein Mann von oben aus dem Flieger runter, in gelber Warnweste, und machte Handzeichen zum Busfahrer, er solle die Türen aufmachen. „Es kommen einfach keine Ramp-Agenten, da muss ich eben selbst ran“, sagte der Mann dann zu dem Busfahrer. Die vier Seitenstreifen auf seinen Schulterklappen unter der Warnweste zeigten, dass er eigentlich nicht den Job als „Ramp-Agent“, also als Boden-Abfertiger, machen sollte, den er jetzt machte.

„Der Kapitän selbst als Ramp-Agent? Wow“, sagte ich im Vorbeigehen. Er lächelte freundlich und leicht verzweifelt: „Was soll ich machen? Die haben keine Mitarbeiter! Sonst stehen wir ewig.“

Kurze Zeit später setzte sich das Drama fort. Da ich weit vorne saß, bekam ich die Kommunikation um das Cockpit herum mit. Weil auch bei der Gepäckabfertigung massiv Mitarbeiter fehlen, könnten die Koffer nicht verladen werden, hieß es. Der Pilot meinte, da am gleichen Tag noch ein anderes Lufthansa-Flugzeug an dasselbe Ziel starte, sei zu überlegen, ob er ohne Gepäck starte – und Lufthansa die Koffer mit der nächsten Maschine nachschicken könne: „Sonst stehen wir am Ende hier noch ewig, die haben keinen Schimmer, wann sie wieder Mitarbeiter haben“.

Nach einer kurzen Minute des Nachdenkens entschied er sich, den Passagieren nicht zuzumuten, am Zielort noch stundenlang auf ihr Gepäck zu warten. „Wir bleiben erst mal hier“.

Nach einer neuen gefühlten Ewigkeit kam dann endlich – viel zu spät – der „Ramp-Agent“. Er war entnervt: „Das Gepäck ist jetzt hier, aber ich habe keine Mitarbeiter, um es zu verladen. Ich kann es nicht alleine verladen.“ Wann die Mitarbeiter kommen, fragte der Pilot: „Keine Ahnung“, meinte der Ramp Agent, und deutete an, dass es an allen Ecken und Enden an Mitarbeitern fehlte.

Es dauerte schließlich eine Stunde, bis wir tatsächlich starten konnten.

Genauer gesagt – hätten starten können.

Denn ich glaube, die Triebwerke waren schon an, als aufgeregte Passagiere meldeten, dass sie aus dem Fenster ihre Koffer auf einem Kofferwagen neben dem Flugzeug sehen – statt im Flugzeug.

Das Theater ging von vorne los.

Ich kann es nicht mit letzter Sicherheit sagen – ich habe nur einen Teil der Kommunikation mitbekommen. Aber offenbar entschied sich der Pilot, ohne die vergessenen Koffer zu starten – es waren scheinbar nicht allzu viele, und das Risiko, noch mal eine Stunde oder mehr auf Mitarbeiter zu warten, erschien dem Piloten zu hoch.

Ich saß weit vorne – doch selbst von dort war zu spüren, dass sich etwas zusammenbraute. Die Stewardessen tuschelten, warfen einander vielsagende Blicke zu, schüttelten den Kopf.
Den Reaktionen nach zu urteilen, muss es weiter hinten ordentlich rumort haben.

Der Pilot blieb ruhig. Er nickte – und entschied.

Der Airbus hob ab. Die Koffer blieben am Boden. Willkommen in Deutschland, 2025.

Für die betroffenen Passagiere war es eine harte Entscheidung – zusehen zu müssen, wie das Flugzeug losrollte, während ihre Koffer daneben standen.
Und doch kann ich den Piloten verstehen. Denn sonst hätte er wegen einiger Koffer den gesamten, fast voll besetzten Airbus mit in Geiselhaft genommen.

Rund eine Stunde nach der geplanten Zeit und mit reichlich strapazierten Nerven ging es schließlich in die Luft.

Ich wollte noch im Flugzeug folgenden Tweet absetzen:

Kein Ramp-Agent.
Kein Gepäck: „Wir haben keine Mitarbeiter“
Ein Pilot, der überlegt, ohne Gepäck zu starten.
Was ist nur aus unserem Land geworden?
Kafka hätte seine Freude gehabt.

Doch dann sagte ich mir: Das ist zu wichtig für einen Tweet, das muss eine Geschichte werden.

Weil sie so symbolträchtig für den Niedergang Deutschlands ist. Im Jahr 2025 beziehen in Deutschland etwa 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld. Und gleichzeitig fehlen an allen Ecken und Enden Arbeitskräfte. Auch für niedrig qualifizierte Jobs, für man gefühlt fast jedermann anlernen könnte.

Einfachste Abläufe – lahmgelegt. Selbst das, was früher wie selbstverständlich klappte, scheitert heute an Personal, Organisation oder Zuständigkeit. Flugzeug-Crews berichten von haarsträubenden Zuständen an deutschen Flughäfen – teilweise müssen sie ewig auf Gangways warten, auf Gepäck-Abfertigung, auf die Abholung von Behinderten. Die werden schon mal vergessen, berichtet ein Crew-Mitglied – das deswegen einmal sogar Überstunden machte und eine fremde Aufgabe übernahm – weil es die Passagiere im Rollstuhl nicht einfach zu nächtlicher Stunde im Flugzeug sitzen lassen wollte – nach dem Prinzip Hoffnung und Verantwortung-Mikado.

Anflüge an bestimmte deutsche Flughäfen bringen immer einen hohen Stress- und Unsicherheitsfaktor mit sich, klagte mir unlängst ein Purser einer ausländischen Fluggesellschaft: „Deutschland setzt EU-weit Maßstäbe, nur Amsterdam kann noch mithalten“ – in Sachen Chaos und Unfähigkeit.

Die Liste der weiteren Beispiele wäre schier endlich – ich will Sie nicht damit langweilen, denn ich bin – leider – überzeugt: Jeder von Ihnen kennt sie. Im Überdruss.

Also zurück zu der Frage: Was ist nur aus unserem Land geworden?

Früher galt Deutschland als Exportweltmeister.

Heute exportieren wir vor allem: Frust. Und Formulare.

Wie konnte es geschehen, dass in einem Land, das bis vor gar nicht allzu langer Zeit weltweit geschätzt, ja beneidet wurde für seine Effizienz, Ordnung und Gründlichkeit, heute Zustände herrschen, die man wohl kaum mit Ländern wie Simbabwe, Botswana oder Bangladesch vergleichen kann, ohne diese Länder zu beleidigen?

Dazu will ich in Kürze einen eigenen Beitrag bringen, eine Spurensuche. Ich freue mich dazu auch über Ihre Beiträge und Gedanken in den Kommentaren.

P. S.: Selbstverständlich hätte ich als Journalist gerne eine Stellungnahme bei der Lufthansa eingeholt. Aber ich weiß inzwischen: Lufthansas Pressestelle ignoriert solche Anfragen – offenbar ganz bewusst. Sie machen deshalb leider keinen Sinn mehr.

Der Konzern, der so großen Wert auf „Wokeness“ legt, schon mal mit Regenbogen startet und sich gerne rot-grün, progressiv und politisch korrekt inszeniert, setzt im Umgang mit kritischen Journalisten offenbar ganz eigene Maßstäbe:

Man entscheidet dort anscheinend nach Gesinnung, wer als Presse gilt – und wer nicht.

Ein Verhalten, das an düstere Kapitel deutscher Geschichte erinnert – und mit demokratischer Kultur nichts mehr zu tun hat.

Im Dezember 2019 ging meine Seite an den Start. Heute erreicht sie Millionen Leser im Monat – und setzt Themen, die selbst große Medien nicht mehr ignorieren können.

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Von Veritatis

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