Der “Fehlzeitenreport 2024” belegt, dass Österreichs Beschäftigte so häufig krank wie selten zuvor sind: 70,1 Prozent meldeten sich im Vorjahr zumindest einmal arbeitsunfähig, im Schnitt 15,1 Kalendertage pro Person. Deshalb werden neue Überwachungsmaßnahmen geplant.
Atemwegsinfekte, Muskel-Skelett-Leiden und psychische Erkrankungen treiben die Quote seit der Corona-Pandemie nach oben – und verursachen laut Sozialversicherung bis zu 14,1 Milliarden Euro an direkten und indirekten Kosten.
Künstliche Intelligenz gegen angeblichen Missbrauch
Das bringt Peter McDonald, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, nun auf eine ganz besondere Idee: Eine eigens entwickelte Künstliche Intelligenz (KI) soll „auffälliges Verhalten“ in Krankenstands-Daten aufspüren und damit Missbrauch eindämmen. Die KI soll dazu Meldungen aus Betrieben, typische Verlaufsdaten einzelner Diagnosen sowie regionale Vergleichswerte analysieren. Stimmt etwas nicht, können Kontrollmechanismen greifen. So kann der krank gemeldete Mitarbeiter beispielsweise zu einem Videogespräch mit dem behandelnden Arzt geladen werden. Auch sollen Unternehmen die Möglichkeit erhalten, auffälliges Verhalten zu melden.
Kritik an digitalen Kontrollplänen
Dagegen regt sich allerdings Widerstand: “Krankenstand ist keine Straftat”, kommentierte FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak das Vorhaben. Wer krank sei, dürfe nicht wie ein potenzieller Straftäter behandelt werden. Die angedachte Datenauswertung verstoße seiner Ansicht nach gegen Grundprinzipien des Datenschutzes und berge das Risiko automatisierter Fehlentscheidungen, die Patienten stigmatisieren. Er erinnert an den digitalen Impfpass: Schon dort habe man gesehen, wohin der Weg führe, so Kaniak – fehlende Ausstiegsmöglichkeiten, Eintragungszwang und unzureichender Datenschutz sieht er als gravierende Mängel.
Gesundheitssystem reparieren statt KI-Bespitzelung
Statt KI-Schikanen hat er eine andere Idee, um die Krankenstände zu senken: Investitionen in Personal, Kassenleistungen und Prävention. Denn: Das Gesundheitssystem müsse für die Menschen da sein – nicht gegen sie, betont der freiheitliche Gesundheitssprecher. Es brauche ein “Klima des Vertrauens, wo Gesundung möglich ist, statt eines digitalen Systems der Kontrolle und Verdächtigung.”