Aus den USA, der allmächtig scheinenden Führungsmacht der Welt, der Wiege der westlichen, wertebasierten Gemeinschaft, treffen Tag für Tag, Jahr für Jahr Nachrichten ein, die einen nicht zum Schluss kommen lassen, dass das Land zwischen Pazifik und Atlantik ein ehrlicher, engagierter Akteur für gesellschaftlichen Fortschritt, für Zusammenarbeit, Frieden, für das Wohl der Völker ist, obwohl deren politische Klasse, die US-Elite, das immer wieder oscarreif behauptet. Der Hunger des US-Reichs und dessen Rücksichtslosigkeit sind unstillbar, brachial, und es duldet keine alternativen gesellschaftlichen Konzepte neben sich. Wer nicht für die Amis ist, ist folglich gegen sie: so wie das kleine Nachbarland Kuba, welches seit zig Jahren bekämpft wird und nun noch einmal heftiger im Fadenkreuz der US-Administration steht. Wo wird diese Dauersabotage enden? Von Frank Blenz.

Der Plan aus dem Weißen Haus in Washington lautet, was Wunder im Angesicht der Boshaftigkeit der „US-Maßnahmen“: Die Karibikinsel Kuba vor der Haustür ist endgültig in die Knie zu zwingen. Die dramatische Frage stellt sich: Was kommt, wenn das gelingt, danach? Eine Antwort: Das Ende des sozialistischen Landes Kuba in seiner jetzigen gesellschaftlichen Form und so ein heftiger Rückschritt für die kleine Insel vor der Küste der USA, es drohen Verhältnisse wie einst. Wie einst? Es genügt der Rückblick auf die Zeit vor der kubanischen Revolution im Jahr 1959.

Das Weiße Haus hat das sozialistische Kuba auf seiner „Terror-Liste“

Kuba ist fällig. Terrorstaat. Sozialistisch. Weg damit. Beim Unterzeichnen des drastisch formulierten Dokuments gegen Kuba wird US-Präsident Donald Trump sich, wie von ihm gewohnt, ganz in seinem Element gefühlt haben – kraftstrotzend, unnachgiebig, hochnäsig: Am Montag, den 30. Juni 2025, setzte er sein Signum unter ein neuerliches „Memorandum“, welches die seit 1962 (!) bestehende US-Wirtschaftsblockade gegen Kuba noch einmal mehr intensiviert. Kuba soll mit allen Mitteln (außer mittels eines Einsatzes von Kampftruppen?) in die Knie gezwungen werden. In militärischer Hinsicht zumindest ist man in Washington womöglich vorsichtig, wohl in Erinnerung des Stichwortes „Schweinebucht“.

Die USA haben im Sinne der Destabilisierung Kubas auch ohne Militär (wohl aber mit seinen Geheimdiensten) schon viel erreicht. Das kämpferische, tapfere, stolze Kuba ist nach vielen Jahren des Gegenhaltens der Menschen auf der Karibikinsel leider in der Tat schon sehr am Boden – bestimmt sehr zur Freude einflussreicher US-Amerikaner und Exilkubaner, die den eigenen souveränen Weg der Kubaner hassen wie die Pest. Nun forciert Washingtons Administration ihre „strikten“ Maßnahmen noch, wie sie verkündet: mit strengen Reisebeschränkungen, intensiven Behinderungen und Verboten sowie Boykotten und Sanktionen (das volle Programm) des Zahlungsverkehrs für kubanische Bürger und ihren Partnerschaften, wirtschaftliche, internationale, private. Klar, dass US-Regierungsvertreter sich selbstbewusst und im Recht wähnend geben und die wahren „Schuldigen“ der schlimmen Lage ganz woanders adressieren: Es ist die Regierung Kubas selbst, schlicht – wie immer in solchen den USA nicht genehmen Dingen – „Regime“ genannt (Regime Change liegt dann sehr nah …).

Es besteht kein Zweifel, dass wir unter der Führung von Präsident Trump das unrechtmäßige kubanische Regime zur Rechenschaft ziehen werden“, sagte Außenminister Marco Rubio. Auch andere Hardliner freuten sich: „Wir müssen dem Regime den Sauerstoff abschneiden“, so Carlos Giménez, republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus.

(Quelle: junge welt)

Statt Militär sägen die USA zerstörerisch an jedem Ast gegen Kuba und seine Partner

Beim Blick auf Kuba und die seine Existenz gefährdende Nähe zu den USA kommt einem das Sprichwort in den Sinn: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Die US-Amerikaner sägen an jedem Ast der Nachbarn, der sich ihnen bietet, um die Lebensbedingungen ihres Gegenübers zu verschlechtern. Kubas Warenexport, der Finanzverkehr, der Handel und weitere Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Ländern, zu internationalen Firmen und Gesellschaften sind betroffen – die perfiden Fantasien von Trump und Gefolge sind ein einziger Auswuchs von mächtiger Boshaftigkeit. Die Folgen von all dem Treiben sind der massive Einbruch der Tourismus- und Lebensmittelindustrie, eine steigende Abwanderung von Kubanern aus ihrer Heimat, die nicht mehr durchhalten können und wollen, Devisenmangel und steigende Inflation.

Schönes, kaputtes Kuba – das Land ist marode, die Bürger sind selbst schuld?

Oberflächliche, freiheitlich westlich geprägte und in diese Richtung meinungsgebildete Touristen, die die schöne lateinamerikanische Insel vor der Küste Floridas unweit vom Golf von Mexiko (!) besuchen, berichteten mir nach der Visite der Sozialisteninsel Kuba meist stereotyp. Ihre Eindrücke und Schlussfolgerungen tönten meist so: Schönes Land, viel Potenzial, aber … Beim „aber“ wurde ordentlich aufgedreht: die vielen kaputten Häuser, nur uralte Autos, meist leere Schaufenster und Regale in den Läden. Den Kubanern fehle es an vielem, Waren, Medikamente und und und. Der Strom wird auch öfters abgedreht. Mangelwirtschaft eben. Wenigstens sind die Menschen sehr freundlich und lebensfroh trotz all der Einschränkungen und dieser sozialistischen Politik (also Planwirtschaft und Ideologie der Unfreiheit), Ursache der Not und des Mangels. Wenigstens waren die Hotels gut versorgt mit allem, was der Touri aus der freien Welt so braucht.

Was ich von deutschen Mitbürgern, die auf Kuba waren, aber wenig bis gar nicht hörte, ist, dass die Not in Wahrheit von der andauernden Blockade und bedrohlichen Politik der USA herrührt, dass die Kubaner sehr wohl gern mit der Welt in Frieden leben und zusammenarbeiten, auch mit den USA; dass die Menschen gezwungen sind, aus einer Not stets eine Tugend zu machen, indem sie beispielsweise uralte Autos wie die berühmten US-amerikanischen Straßenkreuzer immer und immer wieder reparieren. Das Straßenbild von Havanna wird zur Freude der Touristen somit von solchen Fahrzeugen, aus der Notlage in Betrieb gehalten, geprägt. Ihnen kam auch nicht in den Sinn, was hinter US-Sabotage und Kaltem Krieg des großen Nachbarn gegen den kleinen steckt, zumal das Vorhaben in Washington oder Miami ungeniert zugegeben wird: das sozialistische Land in die Knie zwingen und den freien, den guten, den einzig wahren Kapitalismus wieder an den Start bringen. Dass Kuba bis heute ein Land ist, welches für soziale Gerechtigkeit und Frieden einsteht, welches ein fortschrittliches Bildungs- und Gesundheitssystem hegt, was kümmert es ein Imperium?

Die Zukunft: wieder ein „freies kapitalistisches Kuba“, und dann? Ein Blick in die Geschichte ist wenig Hoffnung weckend

Kuba war im vergangenen Jahrhundert auch schon mal ein kapitalistisches Land, welches von einem Fulgencio Batista geführt wurde, der zunächst gewählt wurde und sich später mit Hilfe des Militärs (und der USA) an die Macht putschte. Die USA hielten stets die gierigen Hände auf und über die Insel. Die Lage der einfachen Bevölkerung verschlechterte sich unter dem Batista-Regime, die Hauptstadt Havanna wurde von US-Unternehmen zu einem einzigen, zwielichtigen Vergnügungspark umgestaltet. Es kommt nicht von ungefähr, dass Kuba das Bordell der USA genannt wurde. Das war früher, die Revolution unter Führung von Fidel Castro gelang. Batista und die USA wurden zum Teufel gejagt.

Und jetzt? Und in Zukunft? Beim Blättern in Internetbeiträgen zu Kuba stieß ich auf eine Frage zur Zukunft Kubas, sollten Trump und Co. das vollenden, was die USA seit der erfolgreichen Revolution von 1959 stets im Sinn hatten und haben: Kuba zurückzuholen in ihre Fänge. Die Süddeutsche formulierte die Frage 2012 und äußerte als Antwort eine bedenkliche Wahrscheinlichkeit:

Wie wird Kuba aussehen, wenn eines Tages das revolutionäre Regime der Castros nicht mehr ist? Sehr wahrscheinlich wie vor der Revolution.

Die Süddeutsche warb in dem Beitrag für eine Dokumentation, die seinerzeit auf Arte TV lief. Beeindruckend für mich war die Wiedergabe der Worte eines kubanischen Schriftstellers über das, was Kubaner als Letztes (nicht) wollten:

Die Doku schildert deren Protagonisten mit Sympathie, als Menschen, die ihre Jugend gegen Batistas Waffen einsetzen – bis schließlich Fidel Castro dem Mafia-Spuk 1959 ein Ende setzte. Er verstaatlichte nicht nur die Kasinos, sondern alles, was den Amerikanern auf Kuba gehörte. Um Fidel Castro wieder loszuwerden, hätten “sie alles versucht – Invasion, Anschläge, Kampagnen”, sagt der Schriftsteller Enrique Cirules. Stolz schwingt mit, wenn er im Film hinzufügt: Sie haben es nicht geschafft. Er glaubt: Das Letzte, was die Kubaner wollten, wäre eine Rückkehr der Mafia, der Konzerne, der CIA. Die Frage ist nur, ob die sich – wenn die Castros mal nicht mehr sind – groß um die Meinung der Kubaner scheren werden.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Was unternimmt die Welt gegen das Werk der USA gegen Kuba?

Was gegen Kuba geschah und geschieht, fasste Kubas Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla zusammen:

Der Schritt „verstärkt die Aggression und die Wirtschaftsblockade, die das gesamte kubanische Volk bestraft und das Haupthindernis für unsere Entwicklung ist“, reagierte Kubas Außenminister Bruno Rodríguez. In einer Stellungnahme seiner Behörde vom Dienstag (1.7.2025, Ortszeit) heißt es, das Memorandum sei ein schwerer Verstoß gegen Kubas Souveränität.

Was unternimmt die Welt gegen dieses himmelschreiende, anmaßende Treiben eines mächtigen Landes gegen ein kleines? Man stelle sich vor, die UN-Generalversammlung tritt seit zig Jahren zusammen und stimmt stets so ab: Nahezu einstimmig wird das Treiben der USA verurteilt, deren Politik als unrechtmäßig bezeichnet. Doch es gibt auch wundersame Gegenstimmen: die USA und Israel.

Dass das Embargo unrechtmäßig ist, sieht auch fast die gesamte Staatenwelt so: Seit 30 Jahren stimmt die UN-Generalversammlung Jahr für Jahr nahezu einstimmig dagegen – mit der Ausnahme der USA und Israels. Weil die US-Sanktionen auch Dritte treffen, die mit Kuba Handel treiben wollen, verstoßen sie gegen internationales Recht.

(Quelle: junge welt)

Titelbild: esfera/shutterstock.com



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Von Veritatis

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