Nicht jeder politische Auftritt ist berichtenswert. Manche wirken wie Realsatire, andere wie Endlosschleifen aus Empörung und Erschöpfung. Doch die ServusTV-Sendung vom vergangenen Donnerstag sprengte diese Kategorien. Sie zeigte in aller Deutlichkeit, was passiert, wenn Emotionen nicht mehr argumentieren, sondern regieren. Und wenn Zweifel nicht mehr erlaubt sind – selbst dann nicht, wenn sie sachlich und ruhig vorgetragen werden.

Eigentlich wollte ich über einzelne Eskapaden des rot-grünen Moralwahnsinns gar nicht mehr schreiben. Zu oft gleichen sie sich, zu vorhersehbar ist der Ablauf: Dramatisierung, Empörung, Gesinnungsapplaus. Aber dieser Abend war anders. Er war eine Blaupause für den Zustand einer ganzen Debatte – und mehr noch: ein Blick in die seelische Verfassung jener, die längst nicht mehr überzeugen wollen, sondern gehorcht werden möchten.

Anja Windl, Aktivistin der „Letzten Generation“, sitzt auf dem Podium, spricht mit zitternder Stimme über Stromausfälle in Italien, Tote in der Hitze, Kipppunkte und den nahenden Zivilisationskollaps. Immer wieder wirkt sie, als stünde sie kurz vor dem Weinen. Nicht affektiert, nicht gespielt – sondern wie ein Kind, dem man gerade erklärt hat, dass morgen die Welt untergeht und niemand etwas dagegen tun will. Man möchte sie in den Arm nehmen und ihr erklären, dass man keine Panik haben muss. Dass man diskutieren kann. Dass es Lösungen gibt. Aber genau das scheint in dieser Runde nicht mehr vorgesehen.

Neben ihr sitzt Werner Kogler, der ehemalige Vizekanzler Österreichs, bis vor wenigen Tagen Chef der Grünen, grauer Bart, väterliches Grinsen. Er widerspricht nicht. Im Gegenteil. Er springt der jungen Frau zur Seite, wenn ihre Argumente ins Wanken geraten. Er verteidigt ihren Ton, ihre Angst, ihre Weltuntergangsrhetorik. Und damit entlarvt er – ungewollt, aber deutlich – worum es hier längst geht: nicht um Wissenschaft. Nicht um Strategien. Sondern um Glauben. Und um Gefolgschaft.

Denn wer die Sendung aufmerksam verfolgt, erkennt schnell, wie sich Argument und Emotionalität hier verschieben. Der Schauspieler Albert Vortell bringt es früh auf den Punkt: Das alles erinnere ihn an Corona. An die kollektive Angst, die sich verselbstständige. An Medienbilder, die plötzlich alles in Blutrot färben – Wetterkarten wie Warnmeldungen, als stünde eine atomare Katastrophe bevor. Vortell schildert seine Kindheitserinnerungen an platzenden Straßenbelag und Wasserknappheit im Italienurlaub – Jahrzehnte vor dem Begriff „Klimakrise“. Seine Botschaft: Die Welt war nie stabil. Aber heute ist sie hysterisch.

Und dann kippt die Debatte endgültig. Windl spricht von „Brandstiftung an ihrer Zukunft“, vom „menschengemachten Vernichtungsprozess“, davon, dass sie keine Kinder bekommen könne, weil ihr das ethisch nicht vertretbar erscheine. Die Stimme zittert, die Hände ballen sich, der Blick irrt hilflos durch die Runde – als suche sie Halt in einem Raum, der keiner mehr ist. Dann steht sie auf, reißt sich das Mikrofon vom Körper und verlässt das Studio.

Kein trotziges Aufbäumen. Kein kalkulierter Skandal. Sondern ein emotionaler Zusammenbruch im Live-Fernsehen. Für einen Moment wirkt es, als habe sie sich nicht nur in der Diskussion verloren, sondern in einer Welt, die keine Rettung mehr zulässt – zumindest nicht in ihrer Vorstellung.

Und dann geschieht das fast noch Bemerkenswertere: Nicht etwa Irritation, nicht Nachdenklichkeit – sondern Schutzinstinkt. Werner Kogler geht in die Offensive. Nicht gegen die Dramaturgie. Nicht gegen das Pathos. Sondern gegen die Kritiker. Er wirft ihnen vor, unsensibel zu sein. Er tadelt ihre Wortwahl, ihre Argumente, ihren Ton. Nicht die Hysterie ist für ihn das Problem – sondern jene, die sie benennen.

Dabei hatten die beiden Herren – Schauspieler Vortell und Energieunternehmer Eisenhuth – in geradezu vorbildlicher Weise diskutiert. Ruhig, sachlich, fundiert. Sie beriefen sich auf Forschung, historische Vergleiche, physikalische Zusammenhänge. Kein Angriff, kein Spott, kein rhetorisches Säbelrasseln. Doch genau das scheint heute nicht mehr gefragt zu sein. Wer ruhig widerspricht, gilt als gefährlich. Wer gelassen bleibt, als gefühllos. Und wer nachfragt, als Ketzer.

Die Ökonomin Heike Lehner versucht mehrfach, rationale Brücken zu bauen. Sie spricht von Kosten-Nutzen-Rechnungen, von Realismus, von den Zielkonflikten zwischen Klima, Geopolitik und Wirtschaft. Doch in einem Diskurs, der längst religiöse Züge trägt, ist Nüchternheit verdächtig. Rationalität klingt da schnell wie Blasphemie.

Besonders entlarvend ist der Moment, als Windl die Auflösung der „Letzten Generation“ erklärt: Man sei wohl zu spät dran. Die Kipppunkte seien vermutlich bereits überschritten. Was bleibt, ist ein Weltuntergangsglaube ohne Rettungsmission – eine Art säkularisierte Endzeitliturgie. Früher nannte man das Aberglaube. Heute heißt es Aktivismus.

Dass ausgerechnet ein ehemaliger Vize-Regierungschef diesen Alarmismus hofiert, ist mehr als nur ein politischer Fehltritt. Es ist das Eingeständnis, dass Emotion mittlerweile stärker wirkt als Analyse. Dass Tränen mehr gelten als Daten. Und dass die Moral der Lautesten die Richtung vorgibt – selbst wenn sie ins Absurde führt.

Noch verstörender wird es, wenn man genau hinhört. Kogler greift die beiden Männer in der Runde – Albert Vortell und Thomas Eisenhuth – direkt an. Sie hätten Windl wie Lehrer„geprüft“, ihr zu viele Fragen gestellt, mit „einem Ton“, der „so nicht gehe“. Doch was war geschehen? Sie hatten Argumente hinterfragt. Korrekt zitiert. Zahlen ins Verhältnis gesetzt. Keine Polemik, kein Sarkasmus, keine Herablassung. Nur Widerspruch. Doch dieser reichte aus, um als unmenschlich zu gelten – während ein emotionaler Zusammenbruch zur moralischen Überlegenheit erklärt wurde.

Am deutlichsten entlarvt sich Kogler mit einem einzigen Satz. Gegen Ende der Sendung sagt er, sichtlich aufgebracht: „Wenn ich gewusst hätte, mit wem ich hier diskutiere, wäre ich gar nicht gekommen.“ Es ist ein Satz, der alles offenlegt: Die Blase. Die Berührungsängste. Die panische Angst vor echter Debatte. Kogler wollte keine Diskussion. Er wollte Zustimmung. Und als die ausblieb, rückte er nicht seine Argumente zurecht – sondern die Gesprächspartner. Wer nicht ins Weltbild passt, ist keine legitime Stimme. Sondern ein Fehler im System.

Vielleicht ist genau das der Grund, warum immer mehr Menschen sich abwenden. Nicht vom Klima. Sondern von einer Klimapolitik, die wie eine Sekte kommuniziert. Mit Tabus statt Thesen. Mit Bekenntnissen statt Belegen. Und mit einer Führungsriege, die nicht beruhigt, sondern befeuert.

Die Ironie an alledem: Je lauter der Alarm, desto tauber werden viele. Wer den Ernst der Lage begreifen will, braucht keine Heulkrämpfe. Sondern Ehrlichkeit. Und ein Mindestmaß an Selbstbeherrschung.

Was vielleicht am meisten verstört: Dass eine solche Sendung in den großen Medien kaum Resonanz findet. Kein Aufschrei, keine Analyse, kein „Was war da eigentlich los?“ Dabei hätte dieser Abend das Potenzial, eine ganze Epoche zu entlarven: als Zeitalter der Angst, in dem Emotionalität über Erkenntnis triumphiert – und Zweifel zur Blasphemie wird.

Denn Hysterie ist keine Strategie. Und schon gar kein Ersatz für Politik.

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Von Veritatis

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