„Das ewige „das bringt doch nichts“ kann ich einfach nicht mehr hören! Was soll das denn? Soll das die Leute möglichst entmutigen und ihnen in die Köpfe hämmern, dass jeder Widerstand sowieso sinnlos ist? Was unterscheidet Sie dann von einem Troll?!

Was genau wäre Ihrer Meinung nach denn das Kriterium dafür, dass Protest etwas bringt oder nichts bringt? Dass Starmer morgen zurücktritt? Dass die Globalisten überall auf der Erde ihre Pläne für 2030 fallenlassen? Und wenn das nicht passiert, dann hat der Protest nichts gebracht? Ernsthaft?!

Also, was bringt ein Protest? Auf jeden Fall das Folgende:

1. Protestaktionen wie die der Farmer sind ein unübersehbares feedback an die Regierung hinsichtlich der Popularität ihrer Politiken. Wenn es bei einer Aktion von einer Gruppe von Leuten bleibt, dann ist es einfach, sie zu ignorieren und zu behaupten, diese Gruppe von Leuten seien, was weiß ich, im Zweifel: weiße Suprematisten, dumme Prolos, Rechte ….. Aber wenn Proteste häufig, sogar regelmäßig stattfinden, aus verschiedenen Bereichen der Bevölkerung kommen, sich auf verschiedene Politiken der Regierung beziehen, dann wird das Aussitzen immer schwieriger, bzw. eine Regierung, die immer und immer wieder aussitzen will, macht sich lächerlich, wirkt hilflos, dümmlich realitätsverweigernd, sogar im Ausland.

Von Starmers Regierung kann man getrost sagen, dass sie das durch ihre Ignoranz bereits geschafft hat – auch im Ausland. Niemand respektiert Starmer oder seine Regierung, die sich an den letzten Strohhalm klammern muss, um ihre Legitimität zu begründen: Sie sei von einer Minderheit von 33% der Leute gewählt worden, die überhaupt gewählt haben. Und weil niemand diese Regierung respektiert und die Leute ihr misstrauen, ist es fast egal, welche Politiken diese Regierung durchsetzen will; jede wird prinzipiell als gegen die Bevölkerung gerichtet betrachtet und abgelehnt – was seinerseits mehr Widerstand produziert. Dieser Regierung bleibt deshalb überhaupt nichts anderes übrig, als durch alles, was sie tut, wie eine totalitäre, menschenfeindliche Regierung, die zum Schaden der Bevölkerung agiert, zu erscheinen; und viele Leute sind schlichtweg der Ansicht, dass sie genau das auch sei.

2. Mindestens ebenso wichtig ist der Effekt, den Proteste wie dieser auf andere Menschen in der Bevölkerung haben. Diejenigen, die auf die Regierung wirklich wütend sind, aber meinten, nichts tun zu können, vielleicht, weil sie meinen, quasi „allein“ zu sein oder zu einer Minderheit von sehr Unzufriedenen zu gehören, bekommen Anschauungsunterricht darin, dass das falsch ist. Für Leute, die bislang in anderen Zusammenhängen protestiert haben oder Widerstand gezeigt haben, sozusagen ihr eigenes Ding gemacht haben, signalisieren Proteste, dass da andere, u.U. große, einflußreiche Gruppen sind, mit denen man sich solidarisieren kann, so dass Proteste arbeitsteilig und regelmäßig als Mega-Proteste (wie es ja schon ein paar in London gegeben hat) organisiert werden können.

Die Leute bestärken sich nicht nur psychologisch gegenseitig, sondern unterstützen einander praktisch, u.a. durch die Aufsetzung von Hilfsfonds für Leute, die bei Protesten von der Polizei als politische Gefangene festgesetzt werden, oder aktuell für Farmer, die die neue Starmersche Erbschaftssteuer nicht bezahlen können werden und ihren Hof werden verkaufen müssen. Leute, die unzufrieden sind, sich aber bislang neutral verhalten haben, bekommen mit solchen Aktionen Chancen, ihre Solidarität zu zeigen, auch, wenn sie nicht direkt an Protesten teilnehmen wollen oder können.

3. Proteste wie dieser zeigen politische Wirkung. Z. B. hat die Labour-Regierung ein Gesetz geplant, nach dem ein Drittel der Fläche von den Farmern, denen sie gehört, brachliegen gelassen werden muss. Diesen Plan hat sie angesichts heftiger Proteste nicht nur von Farmern inzwischen zurückgenommen.

Die Petition, in der Neuwahlen gefordert werden und die mehr als 3 Millionen Unterschriften in sehr kurzer Zeit bekommen hat, hat dazu geführt, dass die Starmer-Regierung eine Antwort formulieren muss und die Angelegenheit im Januar im Parlament debattiert werden muss. Die Antwort der Starmer-Regierung war natürlich nichtssagend und hat allen Leuten einmal mehr gezeigt, wie sehr diese Regierung auf den Willen der Menschen SCH….. Das hat ihre Popularität nicht erhöht und dürfte bei weiteren Menschen zu der ggf. fester werdenden Überzeugung geführt haben, dass diese Regierung tatsächlich als Feind des Wahlvolkes agiert.

Mehr Unzufriedenheit, weniger Legitimität für die Regierung, mehr Proteste sind die Folge.

Die Debatte im Januar wird ziemlich sicher nicht dazu führen, dass Neuwahlen beschlossen werden; niemand rechnet damit. Aber sie ist ein Unikum insofern als es eine Debatte über Neuwahlen, die von einer massenhaft von Wählern unterzeichneten Petition erzwungen wurde, bislang überhaupt noch nicht gegeben hat. Damit steht die Starmer-Regierung für alle sichtbar als bestgehaßte Regierung in der Geschichte des UK da. Und nicht nur das: Die Debatte gibt der Opposition Gelegenheit, unbequeme Fragen an die Regierung zu richten, sie in Begründungsnöte zu bringen dahingehend, warum sie an unpopulären oder unvernünftigen Politiken festhält, sie überhaupt erst verfolgt hat, kurz: sie dazu zu bringen, sich einmal mehr, per Übertragung im Fernsehen, als Witzregierung, die niemand will und die die Wählerschaft verachtet, zu outen. Gleichzeitig haben Oppositionsparteien, konkret dürfte das insesondere für Reform gelten, Gelegenheit, (ggf. einmal mehr) öffentlich Stellung zu bestimmten Politiken oder Fragen zu beziehen, also die eigene Position publik zu machen, zu bekräftigen, für sie zu werben.


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4. Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht – das ist die These vom unvermeidlichen Wandel durch Aggregation. Aber Wandel ist auch unvermeidlich wegen Transformationseffekten wie dem berühmten Schmetterlingsschlag-Effekt. Dass Kleinigkeiten unvorhersehbare, starke Effekte haben können, die dazu führen, dass sich ein System transformiert, ist bekannt.

Wann der Wandel kommt und was dann besser oder schlechter wird, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass er unweigerlich kommen wird. Und man kann durch sein Handeln dazu beitragen, wie schnell der Wandel kommt und in welche Richtung er geht. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, zu meinen, dass alles so bleibe wie es sei (egal, ob man das, was ist, gut oder schlecht findet). Selbst dann, wenn niemand irgendetwas tun würde, könnte nichts so bleiben, wie es ist. Insofern sind auch „nay-sayers“ kein Problem. Aber es könnte sein, dass sie durch ihre Dauer-Entmutigungsversuche einen negativen Effekt auf das Tempo haben, in dem unerwünschte Zustände verschwinden.

Und deshalb kann ich Sätze wie „das bringt doch nichts“ einfach nicht mehr hören. Sie sind bestenfalls sinnlos; schlechtestenfalls hemmen sie die Überwindung unerwünschter Zustände. Wozu sie nützlich sein könnten, ist mir ein Rätsel.





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Von Veritatis

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