Ende September reißen Explosionen Löcher in Nord Stream 1 und 2. Die Bundesanwaltschaft hat ein Schiff im Visier, mit dem die Täter möglicherweise den Sprengstoff transportierten. Doch vieles ist noch unklar.

Bei ihren Ermittlungen zu den mysteriösen Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 sind deutsche Ermittler einen wichtigen Schritt vorangekommen: Möglicherweise haben sie das Schiff aufgespürt, mit dem die Täter den Sprengstoff transportierten.

Die Bundesanwaltschaft teilte mit, dass das verdächtige Schiff bereits im Januar durchsucht worden sei. Die Durchsuchung habe im Zeitraum 18. bis 20. Januar “im Zusammenhang mit einer verdächtigen Schiffsanmietung” stattgefunden. Ein deutsches Unternehmen habe das Schiff vermietet – gegen dessen Mitarbeiter bestehe aber kein Tatverdacht.

Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an, so eine Sprecherin auf Anfrage. “Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden.”

Was genau gefunden wurde, teilte sie nicht mit. Nach Recherchen von ARD, SWR und “Zeit” sollen die Ermittler auf dem Tisch in der Kabine des Schiffes Sprengstoff-Spuren entdeckt haben.

Medienberichte über pro-ukrainische Gruppe als Saboteure

Die Medien hatten am Dienstagabend unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise berichtet, dass eine pro-ukrainische Gruppe für die Explosionen im September 2022 verantwortlich sein könnte. Beweise dafür, wer die Zerstörung der Pipelines in Auftrag gegeben habe, seien aber nicht gefunden worden.

Nach diesen Berichten wurde die fragliche Jacht von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet, welche “offenbar zwei Ukrainern gehört”. Ein sechsköpfiges Team, bestehend aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, habe den Sprengstoff damit zu den Tatorten gebracht. Welche Nationalitäten diese Leute hätten, sei unklar. Sie hätten offenbar gefälschte Pässe verwendet.

Weiter hieß es in den Medienberichten, die Gruppe sei am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen. Die Ausrüstung sei vorher mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden. Den Ermittlern sei es gelungen, das Boot am folgenden Tag erneut in Wieck am Darß im Landkreis Vorpommern-Rügen und später an der dänischen Insel Christiansø, nordöstlich von Bornholm, zu lokalisieren. Im Anschluss an die Operation sei die Jacht ungereinigt zurückgegeben worden.

Kiew: Es gab keine Regierungsbeteiligung

Kiew bestreitet eine Regierungsbeteiligung an den Unterwasser-Explosionen. Mychajlo Podoljak, Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, twitterte: Obwohl es ihm Spaß mache, amüsante Verschwörungstheorien rund um die ukrainische Regierung zu sammeln – die Ukraine habe mit dem Vorfall nichts zu tun und auch keine Informationen über proukrainische Sabotagegruppe.

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow verneinte eine Beteiligung seines Ministeriums ebenfalls. Dass ukrainischen Spezialkräften so ein Einsatz zugetraut wird, sei “eine Art Kompliment”, sagte Resnikow am Rande eines informellen Treffens mit den Verteidigungsministern der EU-Staaten in Schweden. “Aber das ist nicht unser Tätigkeitsfeld.” Die Story sei schräg, weil sie nichts “mit uns” zu tun habe.

Pistorius und Baerbock reagieren zurückhaltend

Deutsche Politikerinnen und Politiker wie Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnten vor voreiligen Schlüssen. Möglich sei auch eine False-Flag-Aktion, die Kiew belasten solle, so Pistorius. Der Kreml verwies einmal mehr auf westliche Regierungen als Verursacher.

Nato-Generalsekretär: Wissen nur, dass es Angriff war

Die Nato hat nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg weiter keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wer hinter den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 steckt. “Was wir wissen ist, dass es einen Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines gab, einen Sabotageakt, aber wir konnten nicht feststellen, wer dahintersteckt”, sagte der Norweger am Rande eines informellen Treffens der Verteidigungsminister der EU-Staaten in Schweden. Bevor die nationalen Untersuchungen nicht abgeschlossen seien, sollte seiner Meinung nach auch nichts über mögliche Täter gesagt werden.

Stoltenberg verwies zudem darauf, dass die Nato nach den Angriffen gegen Nord Stream 1 und 2 die Anstrengungen zur Gefahrenabwehr verstärkt habe. Der Vorfall habe gezeigt, wie wichtig es sei, die kritische Infrastruktur unter Wasser zu schützen, erklärte der Norweger. Es gebe Tausende Kilometer Gas- und Ölpipelines, Stromkabel und Internetkabel, die wichtig für die Gesellschaften seien. (dpa)



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Von Veritatis

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