Ein Indikator dieses Krieges ist die Diagnose der sogenannten “sozial-emotionalen Störung”, die im Wesentlichen dazu genutzt wird, diejenigen Jungen, bei denen es nicht gelungen ist, sie schon frühzeitig sozial gefügig zu machen, zu stigmatisieren und aus dem Normalbetrieb von Kindergarten und Schule zu entfernen:
- Angebliche sozial-emotionale Störungen sind die häufigste Ursache dafür, (nicht nur, aber vornehmlich) Jungen von der Einschulung zurückzustellen, und sie sind die schwächste Begründung, die man für einen derartig tiefen Einschnitt in und die damit verbundenen Folgen für das Leben von Jungen überhaupt geben kann.
- Angebliche sozial-emotionale Störungen sind die häufigste Ursache dafür, Jungen nach ihrer Einschulung auf eine Sonderschule abzuschieben (Kottmann, 2006).
- Angebliche sozial-emotionale Störungen sind die häufigste Ursache dafür, Jungen zu pathologisieren und ihnen eine Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung zu attestieren, eine Diagnose, die auf Kriterien basiert, die man nur als weich bezeichnen kann und die zur nachfolgenden Behandlung mit Psychopharmaka (z.B.: Ritalin) in keinem Verhältnis stehen.
Als sozial-emotional gestört gilt ein Kind, wenn es zu Hause oder im Kindergarten den Anweisungen von Eltern oder Kindergartenpersonal nicht Folge leistet oder sich häufig mit anderen Kindern “prügelt”. Oder ein Kind hat die Möglichkeit, sich als sozial oder emotional gestört zu qualifizieren, wenn es häufig von anderen Kindern gehänselt wird und vor anderen Kindern Angst hat (Horstschräer & Muehler, 2010, S.22). Eine weitere Möglichkeit, den psychiatrischen Tatbestand einer sozial-emotionalen Entwicklungsstörung zu erfüllen, besteht darin, sich leicht ablenken zu lassen und nervös oder zappelig zu sein. Geben Eltern oder Kindergärtnerinnen oder Lehrer an, ein Kind lasse sich leicht ablenken und sei zappelig, dann haben sie ihm damit ADHS, also eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) so gut wie attestiert.
Die Geschwindigkeit, mit der man in Deutschland als Junge als “sozial-emotional” gestört eingestuft werden kann, nimmt über die letzten Jahre in erschreckendem Maße zu, wie sich am Beispiel von ADHS zeigen lässt.
Um die Brisanz dieser Zunahme einschätzen zu können, ist es wichtig, zunächst einen Blick auf die Kriterien zu werfen, die zur Diagnose von ADHS genutzt werden und die alles andere als differenziert und objektiv sind. Die entsprechende Einstufung eines Kindes, d.h. in rund 82% der Fälle (Basis: Zahlen von 2000 bis 2022) von Jungen, basiert auf dem in der folgenden Tabelle zusammengestellten Schema. Wer, wenn man so will, eine entsprechende “Punktezahl” im Urteil von Psychologen, Eltern oder Lehrern erreicht, hat seine Einstufung als ADHS-Erkrankter gesichert.
Klassifikation nach ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases der Weltgesundheitsorganisation) |
G1: Unaufmerksamkeit |
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AHDS: Mindestens 6 Monate lang mindestens 6 der Symptome in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht angemessenen Ausmaß; |
G2: Überaktivität |
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ADHS: Mindestens 6 Monate lang 3 der Symptome, in einem mit dem Entwicklungsstand der Kinder nicht zu vereinbarenden Ausmaß |
G3: Impulsivität |
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ADHS: Mindestens 6 Monate lang mindestens eines der Symptome in einem mit dem Entwicklungsstand der Kinder nicht zu vereinbarenden Ausmaß |
ADHS Diagnose basiert auf folgenden Kriterien:
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Es fällt auf, dass die Diagnose “ADHS” vollständig auf Einschätzungen darüber basiert, was ein mit einem erreichten Entwicklungsstand zu vereinbarendes und nicht zu vereinbarerndes Verhalten ist, was “häufig” ist, was “exzessiv” ist, was “angemessen” ist, was mit dem “Entwicklungsstand” vereinbar ist, kurz: die Diagnose von ADHS basiert, wie Roggensack (2012, S.15), das in ihrem Buch thematisiert hat, auf einer Übereinkunft bestimmter Akteure darüber, welche Ausprägungen ein korrektes Verhalten annehmen soll und welche es nicht annehmen darf.
Es ist an dieser Stelle, dass genderistische Propaganda über die Jungen-Machos, die sich in nicht-adäquater Weise in der Schule benehmen, die sich nicht an die Vorgaben, die ihnen mit Blick auf ihr Verhalten gemacht werden, anpassen wollen, z.B. weil sie als Jungen sich in ihrem Verhalten von Mädchen unterscheiden wollen, es ist hier, dass die Pathologisierung von Verhaltensweisen von Jungen ihren Ausgangspunkt nimmt.
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Und das Ergebnis sieht dann so aus:
Wenn vermeintliche Erkrankungen in der Weise verteilt sind, wie es die Abbildungen zeigen, dann stellt sich die Frage nach den Ursachen für die Verteilung. Im Falle von ADHS kann ein Anstieg in den Diagnosen einen tatsächlichen Anstieg von ADHS widerspiegeln, es kann auch sein, dass die Anzahl der Diagnosen, nicht aber die Anzahl von ADHS-Kindern zunimmt. Gerade bei Diagnosen wie der auf ADHS, die auf den weichen und subjektiven Kriterien basiert, die oben genannt wurden, liegt der Verdacht nahe, dass soziale Einflussfaktoren, dass das gesellschaftliche Klima, dass das staatsfeministische Bemühen, Jungen zu Mädchen umzuerziehen, einen Effekt auf die Anzahl der diagnostizierten Fälle von ADHS hat.
Im Fall von ADHS kommt erschwerend eine Konsequenz der Diagnose hinzu, denn obwohl die Diagnose auf wackeligen subjektiven Füssen steht und obwohl es bislang nicht gelungen ist, einen biologischen Marker für ADHS zu finden, d.h. mit klinischen Untersuchungen einen eindeutigen Nachweis für ADHS zu erbringen, etwa in der Art, in der man Krebs nachweisen kann, wird auf ADHS mit schweren Geschützen geschossen.
Das ist in höchstem Maße ethisch problematisch, denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als darum, Kinder, zu 80% Jungen, zu einem Verhalten durch die Gabe von Methylphenidat (Ritalin) umzuprogrammieren und somit eine Verhaltensänderung herbeizuführen, auf die die betroffenen Kinder keinerlei Einfluss haben, gegen die sie sich nicht zur Wehr setzen können. Was die verschreibenden Ärzte wohl dazu sagen würden, wenn man sie täglich unter die Wirkung von Barbituraten setzen würde, um sie an einem allzu schnellen Verschreiben von Ritalin zu hindern? Oder was wohl Lehrer sagen würden, wenn man sie täglich unter Beruhigungsmittel setzt, damit sie die “Lebhaftigkeit” ihrer Schüler besser ertragen?
Aber natürlich gibt es ein wichtiges Argument, das die Verschreibung von Methylphenidat nach wie vor bestimmt: Gewinn. Kaum ein Psychoanaleptika kommt mit demselben Gewinn, wie Methylphenidat (Ritalin) und weil dem so ist, müssen Jungen das Zeug, das beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte seit 2014 nicht mehr qunatitativ erfasst wird, einwerfen …
Mindestens 121.653 Jungen wurden seit 2000 in Krankenhäusern nach einer Diagnose “Hyperkinetische Störung” der entsprechenden Behandlung, in der Regel mit Methylphenidat (Ritalin) unterzogen. Diese Zahl ist mit Sicherheit zu gering, denn sie umfasst nicht die ad-hoc-Diagnosen und nachfolgenden Ritalin-Verschreibungen durch Kinderärzte. Die Folgen der vorpubertären Gabe bzw. Verabreichung von Ritalin im Jugendlichenalter sind bislang nicht quantifiziert, obschon die Nebenwirkungen von Ritalin recht gut dokumentiert sind (um es ganz kurz zu halten: Das Zeug geht auf’s Herz…).
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