Israel ist ein Staat, dessen junge Geschichte mit all ihren Versprechen und Irrwegen, Erfolgen und Verbrechen in den Abgrund des genozidalen Krieges im Gazastreifen geführt hat. Die vielen Möglichkeiten einer anderen Geschichte, die in dieser Geschichte nicht realisiert wurden, füllen Bücher. Doch am aktuellen Befund führt kein Weg vorbei. Israel ist der Staat, der diesen Krieg auf diese Art führt.

Die Nachgeborenen mögen darüber urteilen, ob dieser Weg und dieser vorläufige Endpunkt eine Entgleisung waren – oder die Konsequenz einer Entwicklungsbahn. Viele Deutsche, die es bislang vermieden, in den Abgrund von Gaza zu blicken, fragen sich, wie dieser Staat zu einem solchen Zerstörungswerk in der Lage ist und warum westliche Regierunge

in der Lage ist und warum westliche Regierungen und besonders deutsche Politiker*innen bis heute diese Taten legitimieren, unterstützen, relativieren oder leugnen.Der kognitiven Dissonanz – es kann nicht sein, was nicht sein darf – folgt das Erschrecken. Die vorgebrachten Begründungen (Hamas-Terror, Geiseln), Entschuldigungen (Fehler), Rechtfertigungen („menschliche Schutzschilde“), Leugnungen („Zahlen der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde“) können die genozidale Realität nicht aus der Welt schaffen. Hinter den Zahlen der Toten und Verstümmelten und dem Ausmaß der Zerstörung schwindet der Unglaube, dass Israel nach dem Hamas-Angriff zu solch einer monströsen Aktion in der Lage sein könne.Die zukünftige Geschichtsschreibung wird die Tat von Gaza einordnen müssen, doch ungeschehen machen kann sie sie nicht. Von Hegel ist das harte Wort von der Weltgeschichte als Weltgericht überliefert, das als Apologie der Realgeschichte missverstanden werden kann. Es enthält jedoch einen Urteilsspruch, der den Finger viel tiefer als jedes internationale Gericht in die Wunde des Handelns legt. Mit dem Schock darüber, was in Gaza seinen Weg nimmt, werden die Fragen nach dem zionistischen Projekt, das viele Deutsche aus guten oder weniger guten Gründen jahrzehntelang unterstützt haben, quälender. Warum werden im deutschen Diskurs Zionismus, Israel, Jüdischsein und Judentum mit unterschiedlichen Sicherheitsbedürfnissen jüdischer Menschen ständig vermengt? War es absehbar, dass einer rechtsnationalen, kahanistisch-faschistischen Regierung jeder Vorwand gut genug sein würde, ein solches Zerstörungswerk durchzuführen? Waren die Anzeichen der Dehumanisierung von Palästinenserinnen nicht deutlich genug? Die schleichende Entrechtung palästinensischer Staatsbürgerinnen Israels, der Siedlungsbau im Westjordanland und Ostjerusalem, die Siedlergewalt und die fortschreitende Zerstörung von Lebensgrundlagen palästinensischer Menschen begannen ja nicht am 7. Oktober 2023. Vielleicht ist es für diese Fragen zu spät.Zwar protestiert aktuell nur eine dämonisierte Minderheit gegen diese Kriegsverbrechen. Bald aber wird auch die Mehrheitsgesellschaft nach der Rationalität der deutschen Staatsräson fragen und nicht mehr hinnehmen, dass in der vermeintlichen Sicherheit Israels der Tod von zehntausenden palästinensischen Frauen, Kindern und Nichtkombattanten eingepreist ist. Das Verhältnis der Deutschen zu Israel wird nie mehr sein wie zuvor.



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Von Veritatis

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