In Tübingen stellt Konditorei Osterhasen her, die auf Panzern sitzen. Der SWR berichtet darüber. Aus Osterhasen werden also Kriegshasen. Das braucht die Welt nicht, und Deutschland schon gar nicht. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
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Ostern? Das Fest der Auferstehung. Dass an diesem Fest der Christen Hasen zu Osterhasen werden und Eier bringen: Gut, daran hat man sich gewöhnt. Und immerhin freuen sich die Kinder. Doch der Geist des Menschen ist erfinderisch. Ein Konditormeister in der Universitätsstadt Tübingen gießt Osterhasen mit Panzern und Kanonen. „Wir könnten eigentlich fast nur noch Panzer gießen (…)“, sagt der Konditormeister vom Café Lieb. Osterhasen mit Panzern und Kanonen? Was ist denn da los?
Der Besitzer des Cafés, Herman Leimgruber, erklärt es dem SWR: „Mein Gott, das ist doch ein Teil unserer Geschichte. Man kann doch (unverständlich) nicht alles negieren. Die Kinder haben damals den Hasen im Panzer bekommen. Man muss doch nicht immer die Welt verdrehen. Das war einfach so. Und dann ist es ein Teil unserer Geschichte. So würde ich das definieren. Wir gehen ja nicht raus und machen Krieg mit diesen Panzern auf der Straße (…). Aber es ist ein Teil der Konditorei-Geschichte und da gehört es dazu.“
Es ist wie so oft: Was harmlos klingt, ist es nicht. Alleine schon der krasse Gegensatz zwischen Ostern, dem höchsten Fest der Christen, dem Fest der Auferstehung, verbunden mit der Hoffnung auf das ewige Leben, Kriegshasen gegenüberzustellen, die mit ihren Panzern und Kanonen für die Zerstörung und den Tod stehen: Das ist bizarr!
Gerade auch in dieser Zeit, wo das politische Großvorhaben Kriegstüchtigkeit in die Gesellschaft gepresst werden soll, haben diese so naiv angepriesenen Kriegshasen mehr als nur ein süßes Geschmäckle. Dem Besitzer des Cafés wünscht man dieser Stelle, dass er einfach tatsächlich so naiv ist und die tieferen Zusammenhänge und die politische Situation nicht versteht.
Kriegsspielzeug war direkt oder indirekt immer schon auch ein Bestandteil politischer Propaganda. Kinder, diese noch unschuldigen Wesen, die die zerstörerischen Kräfte des Krieges und die boshafte Propaganda, die Kriege umgeben, noch nicht verstehen können, werden auf einer Ebene an Panzer und Kanonen herangeführt, auf der ihr Spieltrieb, ihre kindliche Neugierde und Freude bedient werden. Leckere, süßlich schmeckende und niedliche aussehende Osterhasen? Auch darüber freut sich wohl jedes Kind. Und die Panzer und die Kanonen? „Schmecken“ doch gut, oder? Wäre es nur so einfach.
Es heißt immer, Unternehmer sollten Verantwortung tragen. Wie wäre es, in einer Zeit, in der die Republik auf einen angeblich möglichen Krieg mit Russland vorbereitet werden soll, nicht auch noch Kriegshasen herzustellen? Wie wäre es stattdessen mit: Friedenshasen?
Frohe Ostern! Im eigentlichen Sinne.
Titelbild: Screenshot SWR