Wieder einmal will ein Österreicher die Geschicke der Welt lenken. In der Welt der Reichen und Schönen gilt der Multimillionär als Superstar – kritische Zeitgenossen wollen in ihm eher keinen Sympathieträger erkennen. Der Kärntner leitete viele Jahre lang die Geschicke des Weltkonzerns Nestlé, später die Formel 1. In globalistischen Kreisen war er stets zu Hause und natürlich häufig und gern gesehener Gast in Davos. Mit 80 Jahren ist er allerdings nicht viel jünger als sein kontroversieller Vorgänger Klaus Schwab (87).
Der Österreicher soll laut diversen Schätzungen auf Business-Portalen über ein Vermögen von rund 500 Millionen US$ verfügen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität für Welthandel in Wien und begann seine steile Karriere als Verkäufer bei Nestlé. Durch Fleiß, Mut und Können arbeitete er sich bis 1997 bis an die Konzernspitze hoch. Neben Nestlé war er in den Vorständen von L’Oréal, Roche, Credit Suisse, Exxon Mobile, Amrop Partnership und der 2030 Water Resource Group tätig.
Zahlreiche Nationen überhäuften den Konzernboss mit Ehrungen und Orden, er trägt auch das “Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich”. Einem breiten Publikum auch abseits der Geld-Eliten wurde er durch ein Interview im 2005 erschienenen Dokumentarfilm “We Feed The World” von Erwin Wagenhofer bekannt. Dort äußerte er die Meinung, dass es eine “extreme” Ansicht wäre, dass Wasser allen Menschen kostenlos zur Verfügung stehen sollte. Eine Aussage, die man ihm bis heute vorhält.
Remember when Former Nestle chairman Peter Brabeck-Letmathe argued that water isn’t a human right? This after depleting aquifers all over the world for massive profits at the expense of the people who live near them? pic.twitter.com/Ns2muqlRli
— Champagne Joshi (@JoshWalkos) January 4, 2025
Allerdings hat Brabeck-Letmathe seither vielfach versucht, diese Worte richtigzustellen – beispielsweise in diesem Video, das auf YouTube zur Verfügung steht. Ob ihm dies gelungen ist, mag jeder für sich selbst beurteilen. Die Richtigstellung besteht darin, dass Wasser “besser gemanagt” werden sollte und man Wasser einen höheren Wert zugestehen möge. Auch der Konzern Nestlé sah sich zu einer “Richtigstellung” genötigt, bis heute existiert eine eigene Seite für dieses Thema: Does Peter Brabeck-Letmathe believe that water is a human right?: “Ja. Unser ehemaliger Vorsitzender Peter Brabeck-Letmathe ist überzeugt, dass Wasser ein Menschenrecht ist. Jeder Mensch hat weltweit das Recht auf sauberes, sicheres Trinkwasser und Sanitärversorgung.”
Wir glauben, dass die Beurteilung des Charakters und der Fähigkeiten Brabeck-Letmathes komplexer sein muss, als ihn auf dieses eine Video zu reduzieren. Man sollte zudem Menschen an ihren Taten beurteilen und nicht nur nach ihren (großen) Worten. Auch hier fällt es schwer, gänzlich neutral an die Sache heranzugehen. Das Image des Konzerns Nestlé ist in den Augen vieler ernährungsbewusster Menschen nicht besonders gut. Nestlé und Brabeck-Letmathe sind untrennbar miteinander verbunden. Wir führen in Folge eine Reihe von öffentlich bekannten Kritikpunkten am Konzern auf, die von internationalen NGOs und Medien stammen.
- Wasserextraktion und -privatisierung: Nestlé wird vorgeworfen, in wasserarmen Regionen übermäßig Grundwasser für die Produktion von Flaschenwasser (z. B. Pure Life) abzupumpen, was lokale Gemeinschaften benachteiligt. Beispiele sind Kritiken in Pakistan, Brasilien und Kalifornien.
- Kinderarbeit und unfaire Arbeitsbedingungen: Nestlé wurde wiederholt wegen Kinderarbeit in der Kakaoproduktion (z. B. in der Elfenbeinküste) kritisiert. Trotz Versprechen, dies zu bekämpfen, gibt es Berichte über anhaltende Missstände in der Lieferkette.
- Aggressive Vermarktung von Babynahrung: Nestlé steht wegen der Vermarktung von Muttermilchersatz in Entwicklungsländern in der Kritik, was gegen WHO-Richtlinien verstößt. Dies wird mit gesundheitlichen Risiken für Säuglinge in Verbindung gebracht, insbesondere in Regionen mit mangelndem Zugang zu sauberem Wasser.
- Umweltverschmutzung und Plastikmüll: Als einer der größten Produzenten von Einwegplastik wird Nestlé für die Verschmutzung von Ozeanen und Böden kritisiert. Die Recyclingziele des Unternehmens werden als unzureichend angesehen.
- Monopolisierung und Marktmacht: Nestlé wird vorgeworfen, durch aggressive Übernahmen und Preispolitik kleinere Unternehmen zu verdrängen und Landwirte in Abhängigkeit zu bringen.
- Gesundheitskritik an Produkten: Viele Nestlé-Produkte, wie Süßigkeiten und Fertiggerichte, enthalten hohe Mengen an Zucker, Fett oder Zusatzstoffen, was zu Vorwürfen führt, ungesunde Ernährung zu fördern.
- Ethische Bedenken bei Tierversuchen: Nestlé führt Tierversuche für Produkte wie Tiernahrung durch, was Tierschutzorganisationen kritisieren.
Ob das Weltwirtschaftsforum unter Brabeck-Letmathe einen anderen Kurs einschlägt, als jenen des “Great Reset” unter Klaus Schwab, darf bezweifelt werden. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass der bereits 80-Jährige diesem sehr lange vorstehen wird. Auch wenn er aktuell bei guter Gesundheit zu sein scheint, litt er in der Vergangenheit bereits an einer Krebserkrankung. Zum Vergleich: Klaus Schwab gründete das WEF und leitete es 54 Jahre lang.