Bauchspeicheldrüsenkrebs hat die niedrigste 5-Jahres-Über­lebens­rate unter allen Krebserkrankungen. Die meisten Patienten überleben mit einer Standard-Chemotherapie nur acht Monate. Doch die Zugabe von hochdosiertem Vitamin C zu einer Krebstherapie kann die durchschnittliche Überlebenszeit verdoppeln, heißt es in einer klinischen Studie, die im November 2024 in der Fachzeitschrift „Redox Biology“ erschien.
„Als wir mit der Studie begannen, dachten wir, dass es ein Erfolg wäre, wenn wir eine Überlebenszeit von 12 Monaten erreichen würden. Aber wir konnten die Gesamtüberlebenszeit auf 16 Monate verdoppeln“, sagte der leitende Studienautor Dr. Joe Cullen in einer Presseerklärung. Er ist Professor für Chirurgie und Strahlenonkologie an der Universität von Iowa. „Die Ergebnisse waren so überzeugend, dass wir die Studie vorzeitig beenden konnten“, meinte er.
An der Phase-2-Studie nahmen 34 Patienten mit metastasierendem Bauchspeicheldrüsenkrebs im Stadium 4 teil. 16 von ihnen erhielten sowohl eine Chemotherapie als auch hochdosiertes Vitamin C und überlebten im Durchschnitt 16 Monate. Das ist doppelt so lang wie die acht Monate, die bei den 18 Patienten beobachtet wurden, welche nur eine Chemotherapie erhielten. 

Bessere Verträglichkeit und weniger Nebenwirkungen

Zusätzlich zu dem Überlebensvorteil traten bei den Patienten, die Vitamin C bekamen, weniger Nebenwirkungen auf. Deshalb konnten sie mehr Behandlungszyklen abschließen, ohne dass die Behandlung verzögert oder die Dosis reduziert werden musste.

„Es verlängert nicht nur die Gesamtüberlebenszeit, sondern die Patienten scheinen sich bei der Behandlung auch besser zu fühlen“, so Cullen.

Im Rahmen der Studie erhielten die Probanden zwei Medikamente, die häufig bei der Chemotherapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Einsatz kommen: 

  1. Gemcitabin, das die Teilung der Krebszellen hemmt,
  2. nab-Paclitaxel, das die Vermehrung der Krebszellen verhindert. 

Diese Arzneimittel können jedoch Übelkeit und Müdigkeit verursachen und das Immunsystem schwächen.

Vitamin C scheint dazu beizutragen, gesunde Zellen vor diesen Nebenwirkungen zu schützen, so das Ergebnis der Studie. Das tut es, indem es den oxidativen Stress und die Entzündung verringert, die durch die Chemotherapie ausgelöst wurden. Infolgedessen konnten die Studienteilnehmer die Behandlung besser verkraften und ihre Zyklen ohne Unterbrechung fortsetzen.

Bei mehr als der Hälfte der Patienten in der Vitamin-C-Gruppe blieben die Werte der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) stabil und sie hatten kein Fieber. Im Gegensatz dazu sanken die Leukozytenwerte bei fast zwei Dritteln der Probanden, die nur eine Chemotherapie ohne Vitamin C erhielten.

Ferner zeigten etwa 95 Prozent der Probanden aus der Vitamin-C-Gruppe stabile Thrombozytenwerte. Hingegen hatten mehr als 12 Prozent der Teilnehmer aus der anderen Gruppe niedrige Thrombozytenwerte. Thrombozyten sind Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Hat der Körper zu wenige davon, erhöht sich das Blutungsrisiko.

Patienten aus der Vitamin-C-Gruppe wiesen allerdings nicht nur weniger Nebenwirkungen auf. Sie hatten auch eine um zwei Monate längere progressionsfreie Überlebenszeit, in der der Krebs weder wuchs noch sich ausbreitete.

Intravenös und nicht oral verabreicht – das ist der Schlüssel

Einer der Schlüsselfaktoren für diesen Erfolg ist laut den Forschern die Art und Weise, wie hochdosiertes Vitamin C, welches explizit über eine Infusion verabreicht wird, im Körper wirkt.

Laut Cullen und seinem Team steigt der Spiegel von Vitamin C im Blut viel höher an, wenn es intravenös und nicht oral verabreicht wird. Diese höheren Konzentrationen lösen chemische Reaktionen aus, die Krebszellen schaden; gesunde Zellen bleiben weitgehend unberührt.

„In einer unserer Phase-1-Studien für Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei der wir hochdosiertes, intravenös verabreichtes Vitamin C mit Bestrahlung kombinieren, haben wir immer noch drei Langzeitüberlebende“, so Cullen in der jüngsten Erklärung. „Sie sind nun seit neun Jahren dabei, was weit über die typische Überlebensrate hinausgeht.“

Das kommt davon, dass Vitamin C in der hohen Konzentration, die durch die intravenöse Gabe entsteht, die Bildung von Wasserstoffperoxid im Blutkreislauf fördert. Dieses ist für Krebszellen giftig, für gesunde Zellen jedoch relativ harmlos, so die Studienautoren.

„Krebszellen beseitigen Wasserstoffperoxid nicht so effizient wie normale Zellen“, sagte Garry Buettner in einer Erklärung zu einer früheren Studie. „Daher sind Krebszellen viel anfälliger für Schäden und Tod durch eine hohe Menge an Wasserstoffperoxid“, so der Professor für Radioonkologie an der Universität von Iowa.

Ihm zufolge ist diese selektive Wirkung darauf zurückzuführen, dass Krebszellen einen geringeren Gehalt an einem Enzym namens Katalase aufweisen, das normalerweise Wasserstoffperoxid abbaut. „Das erklärt, wie die sehr, sehr hohen Vitamin-C-Spiegel […] das normale Gewebe nicht beeinträchtigen, aber das Tumorgewebe schädigen können.“

Überlebenschance steigt auch bei Hirntumoren

Die neue Studie reiht sich in die wachsende Zahl von Untersuchungen ein, die eine hochdosierte intravenöse Vitamin-C-Gabe als wertvolle Ergänzung zur Krebsbehandlung unterstützen. Im Januar veröffentlichte das Team der Universität von Iowa eine weitere klinische Phase-2-Studie. Demnach verbessert die Kombination von intravenösem Vitamin C mit Chemotherapie und Bestrahlung die Überlebenschancen von Glioblastom-Patienten deutlich.

Das Glioblastom ist ein aggressiver und schnell wachsender Hirntumor. Er ist für seine schlechte Prognose und seine Therapieresistenz bekannt. Das macht ihn zu einer der am schwierigsten zu behandelnden Krebsarten. In der Studie überlebten Glioblastom-Patienten, die hochdosiertes Vitamin C zusammen mit Chemotherapie und Bestrahlung erhielten, durchschnittlich 19,6 Monate – fast fünf Monate länger als Patienten mit Standardbehandlung.

„Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass der Einsatz von hochdosiertem, intravenös verabreichtem Vitamin C, das sehr kostengünstig und sehr gut verträglich ist, die Behandlung dieser Krebsarten verbessern kann […]“, so Cullen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.



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Von Veritatis

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