Bessere Verträglichkeit und weniger Nebenwirkungen
Zusätzlich zu dem Überlebensvorteil traten bei den Patienten, die Vitamin C bekamen, weniger Nebenwirkungen auf. Deshalb konnten sie mehr Behandlungszyklen abschließen, ohne dass die Behandlung verzögert oder die Dosis reduziert werden musste.
„Es verlängert nicht nur die Gesamtüberlebenszeit, sondern die Patienten scheinen sich bei der Behandlung auch besser zu fühlen“, so Cullen.
Im Rahmen der Studie erhielten die Probanden zwei Medikamente, die häufig bei der Chemotherapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Einsatz kommen:
- Gemcitabin, das die Teilung der Krebszellen hemmt,
- nab-Paclitaxel, das die Vermehrung der Krebszellen verhindert.
Diese Arzneimittel können jedoch Übelkeit und Müdigkeit verursachen und das Immunsystem schwächen.
Vitamin C scheint dazu beizutragen, gesunde Zellen vor diesen Nebenwirkungen zu schützen, so das Ergebnis der Studie. Das tut es, indem es den oxidativen Stress und die Entzündung verringert, die durch die Chemotherapie ausgelöst wurden. Infolgedessen konnten die Studienteilnehmer die Behandlung besser verkraften und ihre Zyklen ohne Unterbrechung fortsetzen.
Ferner zeigten etwa 95 Prozent der Probanden aus der Vitamin-C-Gruppe stabile Thrombozytenwerte. Hingegen hatten mehr als 12 Prozent der Teilnehmer aus der anderen Gruppe niedrige Thrombozytenwerte. Thrombozyten sind Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Hat der Körper zu wenige davon, erhöht sich das Blutungsrisiko.
Patienten aus der Vitamin-C-Gruppe wiesen allerdings nicht nur weniger Nebenwirkungen auf. Sie hatten auch eine um zwei Monate längere progressionsfreie Überlebenszeit, in der der Krebs weder wuchs noch sich ausbreitete.
Intravenös und nicht oral verabreicht – das ist der Schlüssel
Einer der Schlüsselfaktoren für diesen Erfolg ist laut den Forschern die Art und Weise, wie hochdosiertes Vitamin C, welches explizit über eine Infusion verabreicht wird, im Körper wirkt.
Laut Cullen und seinem Team steigt der Spiegel von Vitamin C im Blut viel höher an, wenn es intravenös und nicht oral verabreicht wird. Diese höheren Konzentrationen lösen chemische Reaktionen aus, die Krebszellen schaden; gesunde Zellen bleiben weitgehend unberührt.
„In einer unserer Phase-1-Studien für Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei der wir hochdosiertes, intravenös verabreichtes Vitamin C mit Bestrahlung kombinieren, haben wir immer noch drei Langzeitüberlebende“, so Cullen in der jüngsten Erklärung. „Sie sind nun seit neun Jahren dabei, was weit über die typische Überlebensrate hinausgeht.“
Das kommt davon, dass Vitamin C in der hohen Konzentration, die durch die intravenöse Gabe entsteht, die Bildung von Wasserstoffperoxid im Blutkreislauf fördert. Dieses ist für Krebszellen giftig, für gesunde Zellen jedoch relativ harmlos, so die Studienautoren.
Ihm zufolge ist diese selektive Wirkung darauf zurückzuführen, dass Krebszellen einen geringeren Gehalt an einem Enzym namens Katalase aufweisen, das normalerweise Wasserstoffperoxid abbaut. „Das erklärt, wie die sehr, sehr hohen Vitamin-C-Spiegel […] das normale Gewebe nicht beeinträchtigen, aber das Tumorgewebe schädigen können.“
Überlebenschance steigt auch bei Hirntumoren
Das Glioblastom ist ein aggressiver und schnell wachsender Hirntumor. Er ist für seine schlechte Prognose und seine Therapieresistenz bekannt. Das macht ihn zu einer der am schwierigsten zu behandelnden Krebsarten. In der Studie überlebten Glioblastom-Patienten, die hochdosiertes Vitamin C zusammen mit Chemotherapie und Bestrahlung erhielten, durchschnittlich 19,6 Monate – fast fünf Monate länger als Patienten mit Standardbehandlung.
„Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass der Einsatz von hochdosiertem, intravenös verabreichtem Vitamin C, das sehr kostengünstig und sehr gut verträglich ist, die Behandlung dieser Krebsarten verbessern kann […]“, so Cullen.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.