Nach dem blutigen Anschlag auf indische Touristen in Kaschmir am 22. April 2025 hat es nach indischen Angaben erneut Schusswechsel zwischen indischen und pakistanischen Soldaten in der von beiden Ländern beanspruchten Region gegeben.
Von mehreren pakistanischen Armeeposten seien in der Nacht zu Samstag „unprovoziert“ Schüsse über die durch Kaschmir verlaufenden Kontrolllinie abgegeben worden, erklärte die indische Armee. Sie habe darauf „angemessen“ reagiert und zurückgeschossen. Verletzte wurden demnach nicht gemeldet.
Schusswechsel mit Kleinwaffen
Bei dem Schusswechsel kamen nach indischen Angaben „Kleinwaffen“, also etwa Gewehre, zum Einsatz. Pakistan bestätigte die Schusswechsel zunächst nicht. Beide Seiten hatten zuvor aber einen Schusswechsel an der Kontrolllinie in Kaschmir in der vorangegangenen Nacht bestätigt.
Am Dienstag hatten Angreifer im beliebten Urlaubsort Pahalgam im indischen Teil der Kaschmirregion 26 Touristen erschossen. Indien warf Pakistan daraufhin die Unterstützung von „grenzüberschreitendem Terror“ vor, Pakistan wies dies zurück.
Die beiden Nachbarländer, die beide als Atommächte gelten, überzogen sich gegenseitig mit Strafmaßnahmen: Indien hat alle pakistanischen Migranten unabhängig vom Visum ausgewiesen, während Pakistan Diplomaten auswies und den Handel aussetzte.
Außerdem verkündete das Außenministerium in Neu Delhi die Schließung des wichtigsten gemeinsamen Grenzübergangs sowie die Aussetzung eines Abkommens zur Verteilung von Wasserressourcen mehrerer Himalaya-Flüsse. Experten schließen angesichts der jüngsten Spannungen eine militärische Auseinandersetzung zwischen Indien und Pakistan nicht aus.
UN ruft zur Zurückhaltung auf
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte am Freitag in einer Erklärung den Anschlag auf die Touristen mit 26 Toten als Terrorangriff. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es weiter. Am Donnerstag hatte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, beide Seiten aufgerufen, „größtmögliche Zurückhaltung zu üben“.
Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. (afp/red)