Grünes Wissen to go: Wie viel Eis gibt es am Südpol? Einem internationalen Forschungsteam ist jetzt gelungen, die Antarktis neu zu vermessen
Eisfrei sähe es rund um den Südpol so aus
Grafik: Bedmap3, Pritchard et al./ Scientific Data, 2025
Die Antarktis ist nahezu komplett mit Eis bedeckt. Trotzdem gibt es auch dort Berge, Schluchten, Seen und Ebenen. Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, die Antarktis neu zu vermessen – ohne Eis. Dafür nutzten die Forschenden alle seit den 1950er Jahren ermittelten Radar-Daten aus, die per Schiff, Flugzeug oder Satellit gewonnen wurden. In die nun im Fachblatt Nature veröffentlichte Arbeit flossen sogar Daten ein, die noch per Hundeschlitten gesammelt wurden.
Es ist ungefähr 35 Millionen Jahre her, dass der südliche Kontinent vergletscherte und unter Eismassen begraben wurde. In ihrer sechsjährigen Arbeit wollten die Forschenden auch die Eisdicken in verschiedenen Regionen rund um den Südpol ermitteln. Ergebnis: An seiner dicksten Stelle ist der Eispanzer 4.757 Meter hoch. Das entspricht ungefähr der Höhe des Mont Blanc, des höchsten Gipfels der Alpen.
„Generell ist klar geworden, dass der antarktische Eisschild dicker ist als bisher angenommen und ein größeres Volumen an Eis hat, das auf einem Felsbett unterhalb des Meeresspiegels ruht“, erklärt Olaf Eisen, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). Der Professor hat mit anderen AWI-Forschenden wichtige Daten beispielsweise von Messkampagnen mit den institutseigenen Polarflugzeugen Polar 5 und Polar 6 zur neuen Karte beigetragen.
Das Gefährliche: Taut Eis von oben weg, fällt die Kante tiefer in immer wärmere Schichten. Und es taut bereits. Deshalb warnt die Wissenschaft vor Kipp-Punkten: Fängt das Tauen einmal an, kann es nie wieder angehalten werden. Der vollständige Verlust des antarktischen Eisschildes würde den globalen Meeresspiegel um etwa 58 Meter ansteigen lassen.
Grünes Wissen to go
Welche Themen rund um Umweltschutz und Klimakrise werden gerade diskutiert? Unser Überblick über die jüngsten Erkenntnisse gibt Ihnen Gelegenheit, am Küchentisch zu glänzen.