Auf der Frühjahrstagung der beiden Organisationen verlangte US-Finanzminister Scott Bessent, man solle sich wieder auf die klassische Kernaufgabe der Kreditvergabe konzentrieren. Klimaschutz und Genderpolitik gehörten nicht dazu
Die Direktorin des IWF, Kristalina Georgiewa, und der Präsident der Weltbank, Ajay Banga.
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Kurz vor der diesjährigen Frühjahrstagung von IWF und Weltbank herrschte leichte Panik. Mitarbeiter fürchteten, bald nach Japan umziehen zu müssen. Wäre die Trump-Regierung nach kaum verhüllten Drohungen aus beiden Organisationen ausgestiegen, hätte das anstehen können. Nach dem Rückzug des größten Anteilseigners USA wäre Japan zur Nr. 1 aufgestiegen, und die Weltbank hätte nach den geltenden Regeln ihr Hauptquartier nach Fernost verlegen müssen.
So weit kam es nicht. Dafür gab es harsche Kritik seitens der von Finanzminister Scott Bessent geführten US-Delegation. Seine Empfehlung, Währungsfonds und Weltbank sollten sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren – Klima- und Geschlechterpolitik oder Armutsbe
r Armutsbekämpfung dagegen sein lassen. Der Versuch war unverkennbar, die beiden ältesten Bretton-Woods-Institute, einst von den USA gegründet und 80 Jahre lange getragen, auf Trump-Linie zu bringen. Nur dienen dem IWF keine Linksradikalen, dafür reichlich Experten, die der Welt vorrechnen, welche ökonomischen Folgen ein rasanter Klimawandel hat.Bessent verlangte dennoch recht energisch, der Währungsfonds solle zu klassischen Kreditprogrammen zurückkehren und sich der Währungsmanipulation annehmen, wie sie etwa China angelastet wird. Da hätte man einiges zu tun: Ist nicht auch die Trump-Regierung gerade dabei, den Dollarkurs zu steuern?Die Weltbank hatte während der Amtszeit von Joe Biden zu der Maxime gefunden, dass Armutsbekämpfung erfolgreich sein könne, wenn für alle Menschen auf diesem Planeten die Lebensgrundlagen erhalten blieben, was an Klimaschutz und Biodiversität gebunden sei. Damit wurde ein Strategiewechsel bestätigt, der den Gebrauch von erneuerbaren Energien zur Priorität erhob. Dem steht Trumps Agenda „drill, baby, drill”, das Fördern fossiler Brennstoffe, diametral entgegen.Ajay Banga, indisch-amerikanischer Weltbank-Chef, und eine Mehrheit der Weltbank-Mitglieder hielten dagegen, sie wollten auf Zuruf aus Washington keine Reformen abwickeln. Banga vermeidet zwar offene Plädoyers für Klimaschutz und Gleichstellung, bringt aber Armut und Arbeitsmarkt in Verbindung, wenn pro Jahr 1,2 Milliarden Menschen auf den globalen Arbeitsmarkt drängen, und nur jeder Dritte die reale Chance auf einen Job hat. Dieses Dilemma wird die Trump-Regierung nicht daran hindern, bereits zugesagte Milliardenzuschüsse für die International Development Association (IDA) der Weltbank, die Kredite an die ärmsten Länder vergibt, wieder zu streichen. Argentinien allerdings hat als größter und unzuverlässigster Schuldner des IWF auf Drängen aus Washington gerade erneut einen Milliarden-Kredit erhalten. Verfügt Präsident Xavier Milei über Gesinnungsfreunde im Weißen Haus? Ein Drittel der IWF-Ausgaben entfällt damit auf Argentinien, das häufig Auflagen ignoriert und Gläubigerpflichten verletzt. Buenos Aires zu boykottieren, wäre vermutlich ebenfalls ein Grund für die US-Regierung, mit ihrem Abschied aus dem IWF zu drohen.Die Deutschen konnten sich auf der Frühjahrstagung vor Lobgesängen kaum retten. Die IWF-Granden, allen voran die bulgarische Direktorin Kristalina Georgieva, zollten Lob für die jüngste finanzpolitische Kehrtwende. Das war ungewohnt, zuvor hatte Zögerlichkeit steten Anstoß erregt und für den Hinweis gesorgt, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt erheblich mehr tun müsse für die Weltkonjunktur – angesichts der verhaltenen IWF-Wachstumsprognosen ein verständlicher Wunsch. Nun aber tat man in den Augen der versammelten IWF-Mitglieder genau das Richtige. Die Schuldenaufnahme käme nicht zu spät, hieß es. Angebrachter, als dies festzustellen, wäre es gewesen, die makroökonomischen Folgen des Rüstungsbooms in Westeuropa, Russland und China zu analysieren.