Pro Tag schließen in Deutschland vier Pflegeheime ihre Türen – für immer, denn sie sind insolvent. Diese Zahl, die der Arbeitgeberverband Pflege erhoben hat, ist alarmierend, denn die Insolvenzwelle scheint ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben. Im vergangenen Jahr musste insgesamt 1.264 Anbieter den Gang zum Amtsgericht antreten. Im Jahr 2023 waren es „lediglich“ über 800 und diese Zahl war schon besorgniserregend.
Jede Pleite ist nicht nur für die betroffenen Mitarbeiter eine Herausforderung. Auch für die pflegebedürftigen Rentner und ihre Angehörigen bringt sie eine Menge Stress und Aufregung mit sich. Kurzfristig muss für die betreuten Angehörigen ein neues Pflegeheim gefunden werden.
In Deutschland gibt es noch rund 11.250 stationäre Pflegeheime. Hinzu kommen 15.549 ambulante Pflegedienste. Sie bedienen einen Markt, der immer größer wird, denn die Gesellschaft wird immer älter und die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt.
Die schlechte Zahlungsmoral der Pflegekassen bringt viele Anbieter zu Fall
Die Marktbedingungen sind von der Nachfrageseite her betrachtet durchaus interessant und versprechen ein lohnendes und stabiles Geschäft. Doch die Realität stellt sich weitaus weniger attraktiv dar. Das führt dazu, dass einerseits der Bedarf an Pflegeplätzen steigt, das Angebot allerdings immer weiter sinkt, weil immer mehr Anbieter aus finanziellen Gründen die Segel streichen müssen.
Einer der Gründe für die finanzielle Schieflage vieler Pflegeeinrichtungen ist nach Einschätzung von Verbandsgeschäftsführerin Halletz die schlechte Zahlungsmoral der Pflegekassen. Diese bezahlen die Rechnungen für die erbrachten Pflegeleistungen oft nur mit erheblicher Verzögerung.
Der Verband hat sogar den Eindruck, dass finanzschwache Kassen die Trägheit der Abwicklung als Mittel zur Eigenstabilisierung nutzen. „Die Pflegeunternehmen werden als Bank der Kassen missbraucht“, klagt Halletz. Auf Seiten der Pflege-Anbieter, die ihre laufende Kosten wie Löhne, Mieten oder Betriebsausgaben selbst nicht aufschieben können, sorgen die verzögerten Zahlungseingänge für erhebliche Engpässe.
So entsteht ein an sich vermeidbarer Druck, der für viele Betriebe mittlerweile existenzbedrohend ist. Im Hintergrund dieses Drucks steht aber keine böse Absicht der Pflegekassen, sondern eine völlig missratene Politik, die meint, das Sozialamt der Welt sein zu müssen. Mit ihr werden wir uns morgen beschäftigen.