Es sind die kleinen Freuden des Elternseins: Die Kinder kommen strahlend mit ihrem gemalten Kunstwerk in der Hand angelaufen und schenken es ihnen. Zwar mag das Bild nicht mit Leonardo da Vinci oder Michelangelo mithalten können, aber dennoch erfüllt es viele Eltern mit Stolz. Denn dann ist es nicht mehr weit, bis die Kinder krakelig zum ersten Mal ihren Namen schreiben.
Und genau dieser Schritt ist enorm wichtig und prägend für ihr späteres Leben. Im Zeitalter der Digitalisierung kommen händische und kreative Freizeitaktivitäten wie Schreiben und Basteln regelmäßig zu kurz oder bleiben gar ganz auf der Strecke. Die Folge: Es leiden Feinmotorik, Sinneswahrnehmungen und wissbegieriges Lernen darunter – alles wichtige Fähigkeiten für das Leben.
Doch damit mögliche negative Folgen gemildert oder verhindert werden können, bedarf es nicht zwangsläufig großen finanziellen Aufwand oder pädagogisches Wissen. Oft reicht bereits ein gutes Vorbild und Zeit im Freien.

Kinder lernen durch Sehen und Nachahmen. Sind Eltern nicht motiviert, Zeit in der Natur zu verbringen, ist es auch ihr Nachwuchs nicht.
Die ersten wichtigen Handgriffe für Kinder
Auch wenn die Feinmotorik ein wichtiger Grundpfeiler ist, ist sie doch nicht alles. Hinzukommt die Entwicklung wichtiger grobmotorischer Fähigkeiten, wo der Nachwuchs lernt, seine Kräfte einzuschätzen, sowie das Schulen visueller Wahrnehmungen und der Hand-Augen-Koordination.

Mit dem Stapeln von Klötzen, Bechern oder kleinen Kartons schulen Kinder ihre motorischen Fähigkeiten.
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Günstige Spieltipps mit Erfolg
Um die Grob- und Feinmotorik sowie Aufmerksamkeit und visuelle Wahrnehmung ihrer Kinder zu fördern, können Eltern bereits einfache und kostengünstige Mittel anwenden. Vieles davon ist im eigenen Haus und Garten oder in der Nachbarschaft möglich:
1. Ab ins Freie
Freiflächen, Klettergerüste und natürliche Barrieren wie Baumstämme bieten Kindern reichlich Gelegenheit, ihre grobmotorischen Fähigkeiten zu entwickeln. So werden Muskeln aufgebaut, die für Gleichgewicht und Stabilität sowie für eine gesunde Körperhaltung unerlässlich sind.
Wichtig ist jedoch immer: Klein anfangen und dann langsam über sich hinauswachsen. Bevor es an die Spitze des Klettergerüsts geht, sollten Kinder bodennah üben, Erfahrungen sammeln und ein Gefühl für ihre Umgebung, ihren Körper und ihre Kraft entwickeln.

Erst wenn Kinder gut greifen, stabil stehen und sicher klettern können, sollten sie sich an höhere Klettergerüste wagen.
2. Lernen, genau zu beobachten
Auch Kleinkinder sollten früh damit beginnen, ihre natürliche Umgebung zu beobachten und Zeichen und Formen zu erkennen. Die visuelle Wahrnehmung hilft nicht nur, die Aufmerksamkeit zu trainieren, sondern später auch beim Schreiben und Nachzeichnen.

Für Kinder ist es wichtig, frühzeitig (dreidimensionale) Formen zu erlernen, um ein räumliches Vorstellungsvermögen zu entwickeln.
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3. Formen vor Buchstaben
Viele Menschen kennen diesen Moment: Der nächste Schritt und eine neue Herausforderung, deren Komplexität einen zunächst überfordert. Genauso kann es Kindern auch mit farbenfrohen ABC-Übungsbüchern gehen.
In Wissenschaftskreisen ist das korrekte Malen von geometrischen Formen bei Kindern ein Anzeichen für ihre Schreibfertigkeit. Das Schreiben von Buchstaben sollte also so lange hinausgezögert werden, bis ein Kind eine vertikale Linie, eine horizontale Linie, ein Kreuz, einen Kreis, ein Quadrat oder ein Dreieck erfolgreich (nach)zeichnen kann.

Bevor Kinder frei Formen zeichnen, können Eltern Punktvorlagen zum Nachmalen geben.
4. Viel leerer Raum
Durch frühes Zeichnen und Kritzeln erkunden Kinder eine Reihe von Bewegungen und Formen. Dies ist eine wichtige Grundlage für das Schreiben, da der Nachwuchs ein Gefühl für den Raum und seinen Platz darin entwickelt.
Eltern sollten also nach großen leeren Flächen in- und außerhalb des Hauses suchen, die Kinder zum Zeichnen und Malen nutzen können. Statt Malbücher dürfen es blanke Papiere oder auch gepflasterte oder unbefahrene, asphaltierte Wege und Kreide sein.

Auf großen Freiflächen haben Kinder viel Platz, ihre Kreativität auszuleben.
Auch hier müssen keine preisintensiven Malutensilien gekauft werden. Neben nicht mehr gebrauchten, einseitig bedruckten Blättern können auch Verpackungspapier oder übrige Tapetenrollen als Malfläche dienen.
5. Einbeziehen statt ignorieren

Schätzen Sie die Fähigkeiten Ihres Kindes ein und integrieren Sie es bei einfachen häuslichen oder handwerklichen Tätigkeiten.
6. Interesse mit Neuem wecken
Außerdem können Eltern ihrem Kind kreative Aufgaben und Vorschläge unterbreiten sowie Tipps bei der Durchführung geben. Wenn den Erwachsenen selbst die Ideen ausgehen, können sie sich allein oder zusammen mit dem Nachwuchs Anreize im Umfeld oder aus dem Internet holen.

Sollte Ihr Kind an seiner kreativen Umsetzung zweifeln, dann geben Sie ihm Tipps und Tricks, wie es klappen könnte. Zum Beispiel: Silhouetten abmalen.
Diese sechs Tipps sind zwar einfach, günstig und altbewährt, aber zeigen auch nach Generationen im Zeitalter der Digitalisierung noch ihre Wirksamkeit.