Aber dennoch war Adolf Hitler kein Kommunist, aber mit der Bezeichnung „Sozialist“ hätte er sicher kein Problem gehabt. Wir zeigen in diesem Post, warum er damit kein Problem gehabt hätte und belegen darüber hinaus, dass der „SOZIALISMUS“ in „NationalSOZIALISMUS“ ernst gemeint gewesen ist.
Anlass zu diesem Post geben zum einen die leidigen Debatten darüber, ob Nazis Sozialisten waren, was letztlich in die Kategorie der Diskussion darüber gehört, ob Sozialismus und Demokratie überhaupt kompatibel sind [eine Frage, die ich verneine] und es grundlegend erfordert zu klären, was eigentlich unter „Sozialismus“ verstanden werden soll, damit es nicht zu solchen Steilvorlagen kommt:
„Adolf Hitler sei ein Kommunist gewesen; darüber waren sich AfD-Parteichefin Alice Weidel und der US-Milliardär Elon Musk in ihrem Gespräch Anfang des Jahres einig. „Wer so etwas behauptet, hat keine Quellenkenntnis und auch keinen historischen Verstand über die Dinge, die im Nationalsozialismus propagiert wurden“, sagt Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin. „Ich kenne keinen Historiker, der sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus oder mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt, der auf die Idee käme, dass Hitler ein Kommunist gewesen sei.“
[…]
Als Geschichtswissenschaftler sei es frustrierend, dass der wissenschaftliche Forschungsstand über historische Ereignisse ohne jegliche Quellenkenntnisse angezweifelt werde. „Jeder, der sich mit diesen Themen auch nur halbwegs beschäftigt, kann das seit Jahrzehnten nachlesen und auch alle Quellen nachprüfen.““
Indes macht es sich Magnus Brechtken dann doch etwas zu einfach, mit seiner Behauptung über Hitler, die offenkundig so einfach nachzuprüfen ist, dass er nicht imstande ist, auch nur ein Beispiel zu nennen und vollständig darauf vertraut, dass Leser ihm als „stellvertretenden Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin“ das Maß an Kompetenz zuschreiben, das notwendig ist, um seiner Behauptung einfach so zu vertrauen. Gerade für Historiker ist die Quellenarbeit das A und O ihrer Existenz, so dass man denken würde, Brechtken hat ein Beispiel parat, das seine Ansicht, Hitler sei KEIN Kommunist gewesen, bestätigt.
Er hat kein Beispiel. Er hat keines, weil die Sache so einfach, wie er behauptet, dann doch nicht ist. Wie man leicht feststellt, wenn man sich fragt, was die Zuschreibung „sozialistisch“ zu einer Partei oder Person rechtfertigt.
Sind es bestimmte Wählergruppen, die die sozialistische Partei auszeichnen, etwa Arbeiter, deren Vertretung sozialistische Parteien sich auf die Fahnen geschrieben haben? Wenn ja, dann ist die AfD eine sozialistische Partei, denn mehr Arbeiter wählen AfD als SPD.
Oder gelten Personen und Parteien als Sozialisten, die von sich behaupten, sie seien Sozialisten und dies mit einem Programm, das seinen Markenkern um Kollektivismus und die Behandlung von Verteilungsfragen unter schicken Begriffen wie „soziale Ungleichheit“ oder „soziale Gerechtigkeit“ rankt und mit einem gerüttelten Maß an Paternalismus umzusetzen trachtet?
Wir wollen vor dem Hintergrund dieser Fragen zeigen, dass die Nationalsozialisten in der Tat „SOZIALISTEN“ waren, eine Ansicht, die wir in gewisser Hinsicht mit Paul Johnson teilen, der Faschismus als eine Variante des Marxismus sieht, die Nationalismus für ihre Zwecke mobilisieren will.
Johnson, Paul (1983). A History of the Modern World: From 1917 to the 1980s. London: Weidenfeld
Dementsprechend sind Sozialismus und Kommunismus für uns Varianten von Faschismus, Faschismus verstanden als Kollusion zwischen Akteuren in Regierung und Akteuren in (Groß-)unternehmen mit dem Ziel, sich und die eigene Klientel auf Kosten der Mehrheit der Bevölkerung und unter Einsatz von Zwangsmitteln zu bereichern.
Jede Form von Sozialismus, egal, ob sie sich mit dem Adjektiv „demokratisch“ schmückt oder nicht, wird über kurz oder lang ihren faschistischen Ursprung deutlich machen. Die grundlegende Entscheidung, die den Weg in den Faschismus geht oder vermeidet, ist die Entscheidung unter Vorgabe der unterschiedlichsten angeblich sozial gewünschten Ziele, wie „soziale Gleichheit“ oder „soziale Gerechtigkeit“ oder „Herrschaft der Arbeiterklasse“, Paternalismus auszuüben, Eingriffe in die persönliche Freiheit, die persönliche Entscheidungsgewalt und das konkrete Leben von Bürgern vorzunehmen, etwa indem unter dem Vorwand der Umverteilung, mit dem nun schon seit Jahrzehnten angeblich eine soziale Ungleichheit bekämpft wird, die sich in all der Zeit nicht vermindert hat, Steuern erhöht werden. Dabei zeichnet es Sozialismus aus, Ungleichheit immer auf Ebene von Gruppen, nie auf Ebene von Individuen bekämpfen zu wollen. Der Kollektivismus ist eines der Alleinstellungsmerkmale faschistischer Ideologien.
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Sozialismus und Kommunismus, wie alle Spielarten des Faschismus, machen die Mehrheit der Bevölkerung ärmer, bereichern wenige auf Kosten von vielen, führen zwangsläufig zu statischen Gesellschaften, in denen private Initiative nicht mehr vorhanden ist und die entsprechend im Kampf um die verbliebenen Ressourcen verenden, wobei es faschistischen Systemen möglich ist, durch Kriege nach Außen und Innen, ihr Ende hinauszuzögern und die Zahl ihrer Opfer zu erhöhen.
Soviel zur Vorrede.
Bleiben wir bei „sozialer Ungleichheit“ als Teil des Markenkerns sozialistischer Ideologie. William Jannen hat bereits 1976 darauf hingewiesen, dass Nationalsozialismus eine Bewegung von Verlierern gewesen sei, deren Ziel in sozialer Teilhabe und Beseitung von sozialer Ungleichheit bestanden habe:
„I submit that through all the chaos, the strident clamor for a more ’national socialist spirit‘, and the staggering ineptitude, what the Nazis wanted was more social opportunity, upward mobility for those deemed ‚unqualified‘ in Wilhelmine and Weimar Germany“ (339)
aus:
Jannen, William (1976). National Socialists and Social Mobility. Journal of Social History 9/3): 339-366.
Verteilungskämpfe treiben die meisten Gesellschaft an, nichtzuletzt versprechen Sozialisten oder Kommunisten deren „Überwindung“. Und gemessen an diesem Kriterium waren die Nationalsozialisten waschechte Sozialisten. Sie waren es nicht nur im Anspruch, sie waren es auch in der Tat, wie z.B. die ab 1933 jährliche Winterhilfe, das Winterhilfswerk, belegt, die nicht nur gezeigt hat, dass Nationalsozialisten sich um die Ärmsten der Armen kümmern und somit den moralischen Anspruch beschafft hat, in den sich Sozialisten so gerne hüllen, sie hat auch im ersten Jahr ihrer Existenz 1.490.760.843 Reichsmark eingespielt, die als Hilfeleistung an Bedürftige verteilt wurden.
Für Hitler, wie für Goebbels, was wir noch zeigen werden, waren „solidarische“ Anstrengungen, wie sie im Winterhilfswerk ihren Niederschlag gefunden haben, ein Mittel, um die Bevölkerung zu einer Gemeinschaft [der Deutschen] zu schmieden. Und diese Gemeinschaft war für beide die Voraussetzung dafür, dass das Deutsche Reich eine Position der Macht im Konzern der Nationen einnehmen kann. Entsprechend schreibt Weikart (2009).
„He [Hitler] believed that forging the People’s community through this kind of practical socialism [das Winterhilfswerk] would bring Germany to a position of greater power.“
aus:
Weikart, Richard (2009). The Nazis Pursuit of Evolutionary Progress. New York: Palgrave Macmillan.
Gemessen daran, wer die Nationalsozialisten gewählt hat, waren die Nazis Sozialisten, denn ein großer Teil ihrer Wähler stammt aus dem Reservoir, das Arbeiterparteien eigentlich für sich reklamieren, aus Arbeitern und Arbeitslosen, wie Jürgen Falter in seinen Analysen zeigen konnte:
Arbeiter waren nicht immun gegenüber den Nationalsozialisten, wie man auf Basis des heute so weit verbreiteten Irrtums, die Nazis seien Rechte gewesen, leicht annehmen kann, sofern man eine Inkommensurabilität zwischen Arbeitern und rechten Parteien voraussetzt, sie füllten – im Gegenteil – das Reservoir der Wähler der NSDAP zu einem beträchlichen Teil, weshalb Falter und Hänsch der Analyse, aus der die Tabelle oben stammt, den Titel „Die Anfälligkeit von Arbeitern gegenüber der NSDAP bei den Reichstagswahlen 1928-1933“ gegeben haben:
Falter, Jürgen W. & Hänisch, Dirk (1986). Die Anfälligkeit von Arbeitern gegenüber der NSDAP bei den Reichstagswahlen 1928–1933. Archiv für Sozialgeschichte 26: 179–216.
Betrachtet man die praktische Politik der Nationalsozialisten, so finden sich viele Politiken, von denen vor allem Arbeiter profitiert haben, und es finden sich sogar Elemente der von sozialistischen Parteien für sich unter dem Begriff der „Solidarität“ reklamierten Mildtätigkeit. Abermals muss man konstatieren, dass die Nationalsozialisten Sozialisten waren, die ein nationales Gerüst mit sozialistischen Ideen gefüllt haben, um den „wahren Sozialismus“, wie es Joseph Goebbels genannt hat, umzusetzen:
„Wir nennen uns Arbeiterpartei, weil wir den Begriff Arbeit aus seiner gegenwärtigen Verfälschung herausreißen und ihn wieder in seine ursprünglichen Rechte einsetzen wollen. Jeder wertschaffende Mensch ist ein Schöpfer, also ein Arbeiter. Wir lehnen es ab, Unterscheidungen zu machen nach der Art der Arbeit, die der einzelne versieht. Wir unterscheiden nur nach dem Maßstab, ob eine Arbeit sich dem Dienste am Ganzen [am Kollektiv!] eingliedert oder ihm doch zumindest nicht entgegenwirkt oder ob sie der Gemeinschaft schädlich ist. Arbeit ist Dienst.“
Die zitierte Passage könnte sich problemlos in Schulungsmaterialien für Parteikader der SED finden. Sie stammt von Joseph Goebbels, der sie im Juli 1928 unter dem Titel „Warum Arbeiterpartei?“ in seiner Parteizeitschrift „Der Angriff“ veröffentlicht hat [Sie finden den Text im Anschluss an diesen Post]. Arbeit ist somit auf ein Kollektiv gerichtet. Der Kollektivismus der Nationalsozialisten offenkundig. Das Kollektiv der Nationalsozialisten ist, genau wie bei der SED, die Nation [bzw. der sozialistische Arbeiter- und Bauernstaat]. Die Notwendigkeit, Arbeiter – wie man sagen könnte – wieder in ihrem „natürlichen Recht“ zu etablieren, ergibt sich aus einer Analyse, die man direkt bei Karl Marx finden könnte. Goebbels schreibt:
„Der Arbeiter im kapitalistischen Staat ist … kein lebendiger Mensch mehr, kein Schöpfer, kein Schaffer. Er ist zur Maschine geworden. Eine Nummer, ein Rad im Getriebe ohne Sinn und Verstand. Er fühlt sich nicht mit dem verbunden, an dem er schafft. Die Arbeit ist ihm lediglich Mittel zum Broterwerb, nicht mehr Weg zur Höhe, Segen und Ausgleich, nicht mehr Freude, Stolz, Bewusstsein, Ansporn, Weiser zu Charakter und Größe“.
Einmal ehrlich: Wenn Sie nicht wüssten, dass diese Passage von Joseph Goebbels stammt, wie wahrscheinlich wäre es, dass sie diese Beschreibung von „Entfremdung von der Arbeit“ Karl Marx zugeschrieben hätten? Die Anleihen und Anklänge beim Marxismus, die sich in den Schriften von Joseph Goebbels finden, sind nicht übersehbar, und sie kulminieren in seiner Beschreibung der eigenen Bewegung als Bewegung von Sozialisten, die sich gegen soziale Ungleichheit wenden:
„Wir sind Sozialisten, weil für uns die soziale Frage eine Frage der Notwendigkeit und der Gerechtigkeit und darüber hinaus der staatlichen Existenz unseres Volkes, nicht aber eine Sache billigen Mitleids oder gar beleidigender Sentimentalität ist. Der arbeitende Mensch hat Anspruch auf ein Leben, das seinen Leistungen entspricht, und wir haben nicht die Absicht für ihn und sein Recht betteln zu gehen. Dass er verantwortlich eingegliedert wird in den staatlichen Organismus, das ist nicht allein für ihn, sondern für die Gesamtheit der Nation eine Existenzfrage“.
Das Zitat stammt aus einem Beitrag, den Goebbels unter dem Titel „Warum sind wir Sozialisten?“ im Juli 1928 veröffentlicht hat.
Soziale Ungleichheit als existenzielle Frage im Rahmen sozialer Teilhabe und Gerechtigkeit diskutiert. Gibt es etwas, was noch näher am Markenkern des Sozialismus liegen kann? Goebbels schreibt und denkt sozialistisch, und er tut es generisch, denn die Eingliederung der Arbeiter in ein Staatsgefüge ist für ihn wie für Hitler und wie oben bereits angedeutet, die Voraussetzung dafür, das Deutsche Reich zu vergangenen Höhen zurückzuführen:
„Wir sind keine Gleichmacher und Menschenrechtsanbeter. Wir wollen Schichtung des Volkes, hoch und niedrig, oben und unten. Aber die Aristokratie des kommenden Staates richtet sich nicht nach dem Besitz oder gar dem Geld, sondern einzig und allein nach der Qualität und nach der Leistung“.
Es ist sicher kein Zufall, dass auch diese Betonung des Wertes von Arbeit deutliche Anklänge an Karl Marx trägt, lediglich die Ausrichtung der Arbeit des Arbeiters auf das Kollektiv der Gleichen, der Arbeiterklasse wird bei Goebbels durch die Ausrichtung auf die Nation ersetzt:
„Der Wert einer Arbeit wird im Sozialismus immer danach bestimmt werden müssen, inwieweit sie dem Staat, dem Volksganzen dienstbar ist, es fördert und hebt. […] Das ist der tiefste Sinn unserer Bewegung: Sie gibt den Dingen ihren ursprünglichen Inhalt zurück. Wer Wert schafft, arbeitet. Wer arbeitet, ist ein Arbeiter. Eine Bewegung, die die Arbeit befreien will, ist eine
A r b e i t e r p a r t e i“.
Hat noch jemand Zweifel daran, dass sich die Nationalsozialisten als Sozialisten verstanden haben? Sicher werden jetzt einige besonders Schlaue auftauchen und behaupten, was Goebbels beschreibe, das sei gar kein wahrer Sozialismus, so wenig wie die gescheiterten Experimente in der Sowjetunion und der DDR, der Sozialismus, den die SPD predigte oder der Kommunismus, den die KPD in der Weimarer Republik vertreten hat, „richtiger Sozialismus“ gewesen seien. Und mit dieser Behauptung wäre dieser schlaue Mensch mit Joseph Goebbels einer Meinung, für den der Sozialismus, den die SPD oder die KPD in der Weimarer Republik propagiert haben, ein Verrat an der Arbeiterschaft, eben kein „wahrer Sozialismus“ war.
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