Immer wieder hört man in akademischen Kreisen den Vorwurf, dass die heute Mächtigen wie feudale Herren agieren: abgehoben, verschwenderisch und ohne Kenntnis, ja Interesse an den Lebensumständen der Regierten.
Verpflichtender „Sozialdienst“
Des Eindrucks des Neo-Feudalismus kann man sich tatsächlich nicht erwehren, wenn man die neuesten Vorschläge des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil (SPÖ) betrachtet.
Er fordert nämlich die Einführung eines verpflichtenden Wehr- oder Sozialdienstes für junge Männer und Frauen.
Österreicher besonders sensibel
Ein Frondienst, wie er im Mittelalter die persönlichen Dienstleistungen von Bauern für ihre Grundherren bezeichnete. Ohne Rücksicht auf die Lebensbedürfnisse wurden die Menschen damals zur Zwangsarbeit herangezogen, die insbesondere in Österreich als Ausprägung der Leibeigenschaft angesehen wurde. Bezahlung gab es keine dafür.
Der Vergleich mit dem neuen Vorschlag ist zulässig, weil es Doskozil nicht um die Verteidigungsfähigkeit Österreichs geht, sondern um „die Personalnot in der Pflege zu lindern“.
Junge sollen Versäumnisse der Regierung ausbaden
Wie der ORF berichtet, beklagt der Landeshauptmann die Zustände in der Pflege. Natürlich nicht im Burgenland, wo, so Doskozil, die Umsetzung der 71 Pflegestützpunkte und die Anstellung pflegender Vertrauenspersonen im Gange sei. Vielmehr wirft er der schwarz-rot-pinken Bundesregierung vor, dass Österreich auf eine „Drei-, Vier-Klassenmedizin und -pflege“ zusteuere.
Kritik vor allem an der ÖVP
Ein Vorwurf also auch an die eigenen Parteigenossen, die allerdings bloß „noch nicht ausreichend in der Lage seien, Lösungen anzubieten und Veränderungen durchzusetzen“. Hauptverantwortlich für die Probleme ist für den SPÖ-Politiker die ÖVP. Sie agiere lediglich im Interesse der Wirtschaft. Ein Vorwurf, der nicht weiter erklärt wird.
Pflege im Visier – nicht Landesverteidigung
Doskozil warnt daher vor einem „bösen Erwachen in der Gesundheit und Pflege.“ Und will das Problem auf den Schultern der jungen österreichischen Staatsbürger (die vielen anderen Fremden brauchen das nicht zu tun) abladen, indem er sie zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Denn durch einen Schwerpunkt in der Pflege „hätte man ein irrsinniges Personalpotenzial abrufen können“ – noch dazu ohne Bezahlung!
Burschen und Mädchen – keine Ausländer
Doskozil fordert daher die Verlängerung des Präsenzdienstes von sechs auf neun Monate und die gleichzeitige Einführung eines „Sozialdienstes“ für Burschen und Mädchen. Feudale Gedankenspiele.