Manchmal liegt die eigentliche Nachricht nicht in dem, was gesagt wird – sondern in dem, was verschwiegen bleibt. So auch bei Dorothee Bärs Vorstoß, die Forschung zu Long Covid massiv ausbauen zu wollen. „Ein bislang unterschätztes Krankheitsbild“, sagt die neue Forschungsministerin und CSU-Politikerin im „Spiegel“. Und fordert ein nationales Forschungsnetzwerk, mehr Studien, mehr Geld.
Was nach Fürsorge klingt, ist bei genauerem Hinsehen ein Schlag ins Gesicht für all jene, die durch die Corona-Impfung selbst erkrankt sind. Denn dieselben Politiker, die sich jetzt für Long-Covid-Betroffene stark machen, haben beim Thema Post-Vac bis heute vor allem eines getan: geschwiegen, blockiert, ignoriert.
Obwohl Tausende – ja wohl eher sogar Hunderttausende – in Deutschland unter Impfkomplikationen leiden, obwohl Gerichte, Krankenkassen und selbst das PEI längst Probleme einräumen, bleibt die politische Reaktion kümmerlich. Hilfe? Anerkennung? Fehlanzeige. Im Gegenteil: Wer es wagt, über Impfschäden zu sprechen, wird bis heute schnell in die „Querdenker“-Ecke gestellt. Die Fronten sind klar: Long Covid – gesellschaftlich akzeptiert. Post-Vac – politisch unerwünscht.
Die Union spielt dabei ein besonders fragwürdiges Doppelspiel. In der Pandemie trieb sie die Impfkampagne mit aller Macht voran, diffamierte Kritiker und behandelte Zweifel an der vermeintlichen Sicherheit der Impfstoffe wie Ketzerei. Dorothee Bär selbst forderte damals eine allgemeine Impfpflicht und sprach sich offen für „sanktionsbewehrten Impfdruck“ aus – ein Zitat, das heute besonders bitter klingt. Nun, da immer mehr Menschen mit Spätfolgen zu kämpfen haben, schweigt sie zu den Folgen der eigenen Politik – und entdeckt ausgerechnet Long Covid als neuen Schwerpunkt. Vielleicht auch, weil dieses Krankheitsbild gut ins Narrativ passt: Wer Long Covid hat, ist Opfer des Virus. Wer Post-Vac hat, ist Opfer der Impfung – und damit indirekt der Politik.
Doch Opfer bleiben Opfer – egal, wodurch ihre Krankheit ausgelöst wurde. Wer das eine thematisiert und das andere tabuisiert, handelt nicht medizinisch, sondern ideologisch. Und genau das ist das Problem: Während Long Covid politisch mittlerweile fast schon en vogue ist, werden Impfgeschädigte wie Bittsteller behandelt – und sind tendenziell verdächtig. Oft werden sie von Arzt zu Arzt geschickt, kämpfen um Gutachten, um Kostenübernahme, um Anerkennung – und gegen ein System, das sie lieber übersehen will.
Dabei ist das Ausmaß längst nicht mehr zu leugnen. Studien, Patientenberichte, Recherchen wie die auf reitschuster.de zeigen, dass viele Menschen durch die Impfung erhebliche gesundheitliche Schäden erlitten haben – von Nervenschäden über Autoimmunreaktionen bis zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Und dennoch laufen Fristen aus, werden Anträge abgelehnt, wird entschädigt, wer sich aufopferte – aber nicht, wer gehorchte.
Die Frage ist: Warum? Warum wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Warum bekommt die eine Gruppe Empathie und Millionen – und die andere nur Schweigen?
Vielleicht, weil Long Covid politisch nützlich ist. Es stützt die Erzählung vom gefährlichen Virus, das strenge Maßnahmen rechtfertigt. Post-Vac hingegen untergräbt den moralischen Imperativ der Impfung – und damit die Rechtfertigung für eine der radikalsten Gesundheitspolitiken der Nachkriegsgeschichte.
Noch heikler wird es, wenn man sich anschaut, wie schwer sich Politik und Behörden mit der Unterscheidung zwischen Long Covid und Post-Vac tun – oder diese gar nicht erst versuchen. Viele Symptome überschneiden sich, Krankheitsbilder ähneln sich frappierend. Kritiker sprechen längst von einem „Hütchenspiel“: Was wie Long Covid aussieht, könnte genauso gut eine Impfnebenwirkung sein – doch die Diagnose entscheidet über gesellschaftliche Akzeptanz und Zugang zu Hilfen.
Besonders entlarvend: STIKO-Chef Thomas Mertens legte in einem Interview Impfgeschädigten subtil nahe, lieber zu schweigen – da man andernfalls zur Angriffsfläche für Impfgegner werde. Empfehlenswert sei es, sie sagten nichts zur Impfung – dann seien die Behandlungschancen besser (siehe hier). Wer so ungeheuerlich argumentiert, zeigt offen, worum es geht: Nicht um die Betroffenen, sondern ums politische Framing.
Auch andere Stimmen warnen längst vor einem Missbrauch der Long-Covid-Erzählung. In einem Text auf meiner Seite, der für Wirbel sorgte, war sogar von einer „Fata Morgana“ die Rede – einer diffusen Sammeldiagnose, die sich hervorragend für Bürokratie und Ausgrenzung eignet, aber kaum empirisch fassbar ist. Ebenso bemerkenswert – wie die Bundesregierung genaue Auskünfte zu dem Thema auf Anfrage aus dem Parlament verweigerte (siehe hier)
Wer heute ernsthaft aufklären will, muss Long Covid und Post-Vac gleichermaßen in den Blick nehmen. Es darf kein Opfer zweiter Klasse geben. Keine Diagnose darf zum politischen Etikett verkommen – und keine Forschung darf ideologisch selektieren, wem geholfen wird.
Denn genau das ist der eigentliche Skandal: Dass nicht das Leiden entscheidet, sondern das politische Narrativ. Und die geradezu panische Angst vor Verantwortung – bei Politik wie Medizin.
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