Während Israel offen mit einem Angriff auf iranische Atomanlagen droht, verlegen die USA in aller Stille strategische Bomber und Kampfjets auf die abgelegene Militärbasis Diego Garcia im Indischen Ozean – nur wenige Flugstunden von Teheran entfernt. Offiziell heißt es, dies diene dem Schutz der US-Truppen. Doch Umfang und Zusammensetzung der Truppenbewegungen lassen eine andere Lesart zu.

Bereits im April stationierte die US-Luftwaffe sechs B-2-Tarnkappenbomber auf der Insel – ein Drittel der aktiven Flotte. Es folgten B-52-Langstreckenbomber und ein ganzes Geschwader F-15E Strike Eagles. Geheimdienstanalysten vermuten, dass diese Kräfte nicht nur zur Abschreckung dienen, sondern auch die logistische Basis für eine militärische Beteiligung der USA an einem möglichen israelischen Angriff bilden – oder zumindest signalisieren, dass Washington einen solchen Angriff nicht verhindern wird.

Gleichzeitig zitiert CNN abgefangene Nachrichten und Aufklärungsdaten, die auf konkrete Vorbereitungen Israels hindeuten. US-Offizielle halten die israelischen Pläne für ernst. Premierminister Netanjahu betonte mehrfach, seine Regierung werde einen nuklear bewaffneten Iran unter keinen Umständen dulden.

Währenddessen hat der US-Sondergesandte Steve Witkoff eine neue rote Linie gezogen: Der Iran müsse die Urananreicherung vollständig einstellen – eine Forderung, die über den ursprünglichen Atomdeal von 2015 hinausgeht. Der Iran lehnt dies strikt ab. Außenminister Araghchi erklärte, das Recht auf Urananreicherung sei nicht verhandelbar. Ayatollah Khamenei sprach von „absurden Bedingungen“ und warnte am 22. Mai, man werde besondere Maßnahmen zum Schutz seiner Atomanlagen ergreifen.

In Washington wächst der Druck aus Denkfabriken. Das Washington Institute for Near East Policy fordert die vollständige Demontage des iranischen Atomprogramms. Die Foundation for Defense of Democracies ruft zu verschärften Sanktionen auf. Der Atlantic Council warnt vor einer Rückkehr zum Obama-Deal und sieht stattdessen eine strategische Gelegenheit zum Handeln.

Ehemalige Regierungsbeamte wie Dana Stroul argumentieren, Irans Schwäche macht jetzt ein militärisches Eingreifen möglich – ein Konsens, der zunehmend den außenpolitischen Diskurs dominiert.

Was dabei kaum stattfindet, ist eine offene öffentliche Debatte über die Risiken. Eine Konfrontation mit dem Iran könnte weitreichende Konsequenzen für die USA, die Region und die globale Stabilität haben. Kritische Stimmen wie der Abgeordnete Thomas Massie werden zum Schweigen gebracht, weil sie eine einfache Frage stellen: Ist das überhaupt unser Krieg?

Die Aufrüstung in Diego Garcia kann als Vorsichtsmaßnahme gewertet werden. Doch sie erinnert auch daran, wie schnell stille Einsätze zu Kriegspolitik werden – fernab demokratischer Kontrolle, eingeleitet durch Interessengruppen und Stellvertreter.

Kriege beginnen nicht mit Abstimmungen. Sie beginnen mit leisen Truppenverlegungen – weit entfernt von der amerikanischen Öffentlichkeit, die am Ende die Folgen tragen wird.

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Bericht und Analyse: Robert Inlakesh, politischer Analyst, Journalist und Dokumentarfilmer. Autor von „Diebstahl des Jahrhunderts: Trumps Palästina-Israel-Katastrophe“.



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Von Veritatis

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