Kit Klarenberg
Am 8. April warnte eine vom Kongress eingesetzte überparteiliche Kommission davor, dass China eine erschreckende neue militärische Bedrohung vorantreibt: gentechnisch veränderte „Supersoldaten“.
Der Bericht der National Security Commission on Emerging Biotechnology (NSCEB) fordert die USA auf, mit einer umfassenden Anstrengung zur Militarisierung der Biotechnologie zu reagieren. Es gibt kaum konkrete Beweise dafür, dass solche chinesischen Programme überhaupt existieren.
Im Namen der nationalen Sicherheit drängt Washington nun auf Deregulierung, massive staatliche Investitionen und Menschenversuche. Nach Ansicht von Experten erinnert dies an die Paranoia der Zeit des Kalten Krieges und droht, die ethischen Grenzen in Wissenschaft und Kriegsführung zu untergraben.
Ein vom Congressional Research Service herausgegebenes Faktenblatt zu dem Bericht beschreibt, „wie die Biotechnologie möglicherweise die landwirtschaftliche Produktion in den USA revolutionieren, die Gesundheitsversorgung in den USA umgestalten und die Zukunft der Computerleistung verändern könnte“. Das mag vielversprechend klingen, aber der Bericht konzentriert sich überwiegend auf die Nutzung der Biotechnologie für militärische Zwecke – einschließlich der Schaffung genetisch verbesserter Soldaten. Der Bericht stellt auch fest, dass „die Auswirkungen der Biotechnologie auf die Überwachung … transformativ sein könnten“.
Der Bericht argumentiert, dass die Biologie die Kriegsführung ebenso revolutionieren könnte wie die Luftwaffe im 20. Jahrhundert, indem sie neue Vorteile bei der Tarnung, Logistik und physiologischen Echtzeitüberwachung von Soldaten verspricht. Er fordert ein „grundlegendes Überdenken“ der Art und Weise, wie die USA Biotechnologie im Kampf einsetzen.
Die Biotechnologie verspricht auch neue Vorteile bei Tarnung und Mobilität. So könnte eine dynamische biologische Tarnung Kämpfer vor thermischer Erkennung schützen, während tragbare Biosensoren die Einsatzparameter auf Grundlage physiologischer Echtzeitdaten anpassen könnten. Zusammengenommen erfordern diese Fortschritte ein grundlegendes Überdenken der Art und Weise, wie Biologie nachhaltige, flexible Militäroperationen unterstützt und revolutionieren die Verteidigung der USA – einschließlich Aufbau, Versorgung und Heilung von Streitkräften im Feld.
Der Bericht argumentiert, dass der „Sieg“ im globalen Biotech-Rennen eine Verringerung des Risikos für die inländische Produktion verteidigungsrelevanter Biotechnologieprodukte und eine Änderung militärischer Spezifikationen erfordert, damit Biotech-Unternehmen ihre Produkte leichter an das Pentagon verkaufen können. Wiederholt wird die Notwendigkeit betont, regulatorische Hürden für „bekannte Produkte“ zu verringern oder zu beseitigen – ein Begriff, der sich vermutlich auf experimentelle Technologien wie CRISPR und mRNA-Therapeutika bezieht.
Die NSCEB fordert außerdem, dass große „biologische Datenbanken“ als „strategische Ressource“ behandelt werden. Der Kongress solle das Pentagon anweisen, landesweit Produktionsanlagen für verteidigungsrelevante Produkte zu errichten. Die US-Regierung müsse Frühphasenrisiken tragen und private Investitionen fördern – etwa durch Straffung regulatorischer Prozesse zur Beschleunigung der Vermarktung.
Der Bericht ist alarmierend im Ton, und die Politik reagiert schnell. Bereits einen Tag nach Veröffentlichung brachten Kommissionsmitglieder – darunter Todd Young, Alex Padilla, Stephanie Bice und Ro Khanna – den „National Biotechnology Initiative Act“ ins Parlament ein. Ziel ist ein umfassender staatlicher Ansatz zur Förderung der Biotechnologie im Sinne nationaler Sicherheit, wirtschaftlicher Produktivität und globaler Wettbewerbsfähigkeit.
Die Kommissare fordern „schnelles Handeln“ zur Militarisierung der Biotechnologie. Michelle Rozo, stellvertretende Vorsitzende, erklärte: „Technologie ist nicht von Natur aus gut oder schlecht – es kommt darauf an, wer sie einsetzt.“
Der unabhängige Forscher Jeff Kaye stimmt zu. Die USA, die jüngst Luftangriffe im Jemen durchführten und Israels Offensive in Gaza unterstützen, seien ein gefährlicher Akteur.
Der Journalist Peter Byrne sagte gegenüber MintPress News, der Bericht spiegle „paranoide Politik wider“, die die Militarisierung und Kommerzialisierung von KI und Biotechnologie vorantreibe.
Byrne betont: Der spekulative Bericht des NSCEB konzentriere sich auf die Verbesserung biologischer Kampffähigkeiten staatlich geförderter Truppen („Warfighter“) – als Teil eines „Internets militärischer Dinge“. Diese Soldaten würden zunehmend als biologisch verstärkte, entbehrliche Einheiten behandelt.
Ein Biotech-Wettrüsten auf Basis von Angst
Die Zusammensetzung der Kommission ist fragwürdig: Demokraten und Republikaner täuschen Überparteilichkeit vor, dabei haben viele Mitglieder enge Verbindungen zu Geheimdiensten.
Michelle Rozo ist Vizepräsidentin bei In-Q-Tel, dem Venture Capital Arm der CIA. Dawn Meyerriecks leitete das Direktorat für Wissenschaft und Technologie der CIA, war über zehn Jahre im Vorstand der NSA und trieb deren Cloud-Umstellung und Verschlüsselungsstrategie voran.
Ob sie dabei mit Eric Schmidt, Google-Gründer und NSA-Berater, zusammenarbeitete, ist unklar. Google profitierte massiv vom „Krieg gegen den Terror“ – 77 % seiner Regierungsverträge zwischen 2001 und 2021 waren sicherheitsbezogen.
Ein weiteres Mitglied ist Dov Zakheim, Pentagon-Veteran und Mitautor des PNAC-Berichts „Rebuilding America’s Defenses“ (2000), der ethnische Biowaffen als „politisch nützliches Instrument“ vorschlug. Zakheim, Rumsfeld, Wolfowitz, Cheney – alle später Schlüsselpersonen in Bushs „Krieg gegen den Terror“.
Jeff Kaye vergleicht die heutige Situation mit dem US-Biowaffenprogramm im Koreakrieg. Die behauptete Bedrohung durch chinesische Supersoldaten solle nur dazu dienen, ein eigenes genetisches Aufrüstungsprogramm zu rechtfertigen – zugunsten von Militärindustrie und Biotech-Konzernen.
Der Mythos vom chinesischen Supersoldaten
2020 beschuldigte Geheimdienstdirektor Ratcliffe China, an genetisch verbesserten Soldaten zu arbeiten – ohne Beweise. Die Medien griffen das Thema begierig auf. Der NSCEB-Bericht stützt sich stark auf diese Narrative.
Beweise? Fehlanzeige. Stattdessen: „Unsere Gegner könnten Supersoldaten entwickeln…“, „Sie könnten uns überholen…“ – reine Spekulation. Der zitierte Max-Planck-Bericht von 2022 belegt lediglich, dass China genetische Krankheiten bekämpft – ähnlich wie westliche Länder.
Ein 2018er Vorfall mit illegaler Genmanipulation in China führte zu Haftstrafen – gerade wegen Verstoßes gegen chinesische Gesetze. Von militärischer Anwendung keine Spur.
Militärische Genveränderung & Gehorsam
Der Bericht erwähnt „ethische Prinzipien“ – ohne Definition. Soldaten sollen „in Kenntnis der Sachlage“ zustimmen. Doch ein Bericht des britischen Verteidigungsministeriums (2021) warnt: Militärische Zustimmung sei per Definition nicht frei – Untergebene folgen Befehlen, nicht eigenem Interesse. Ist eine Verweigerung also Befehlsverweigerung?
Das britische Militär empfiehlt u. a. tragbare Technologien, psychedelische Drogen, Exoskelette, Gehirnschnittstellen – mit Verweis auf gegnerische Überlegenheit.
Ähnliche Programme laufen seit Jahren auch bei der NATO. Deren „Innovation Hub“ publizierte Konzepte für „kognitive Kriegsführung“ – viele davon mittlerweile gelöscht. Ziel: globale Dominanz im Bereich Hirnkrieg bis 2040.
Ein Szenario beschrieb „supramenschliche“ chinesische Soldaten mit Nachtsehen, Hitzetoleranz und Widerstand gegen Schlafentzug – getötet in Gefechten mit US-Truppen in Sambia. Der Vorfall solle NATO-Artikel 5 auslösen.
Wenig später machte Ratcliffe seine „Supersoldaten“-Aussage. Zufall?
Fazit
Wenn der NSCEB-Bericht umgesetzt wird, droht die Realität jene dystopischen Szenarien bald einzuholen. Aaron Good, Gründer von American Exception, sagt:
Dieses Unterfangen ist so abgründig und erschreckend, dass es in einer zivilisierten Gesellschaft nicht einmal erwogen werden dürfte. Doch wir leben unter einem gesetzlosen, ausbeuterischen Oligarchen-Regime, dessen einziges Ziel Selbsterhalt und Machtausbau ist – also bekommen wir genau das.
Seine Hoffnung: eine internationale Gegenmacht, die dem westlichen Regime Einhalt gebietet.
Wie im Kalten Krieg – als sowjetische Überlegenheit und chinesische Gehirnwäsche herbeiphantasiert wurden – rechtfertigt Washington heute mit ähnlicher Rhetorik neue Wettrüstungen und möglicherweise geheime Menschenexperimente.
MKULTRA lässt grüßen.