Die sogenannte Chancenkarte ermöglicht es Personen aus Nicht-EU-Staaten, nach Deutschland einzureisen, um sich vor Ort einen Job suchen zu können. Sie gilt ab Erteilung für ein Jahr. Wie der Tagesspiegel unter Berufung auf Zahlen des Auswärtigen Amts berichtet, sind bis zum 9. Mai 10.148 Visa erteilt worden. Außerdem gab es 12.177 Anträge auf ein Chancenkarte-Visum.
Die Chancenkarte können Ausländer bekommen, die entweder als Fachkräfte anerkannt sind oder die in einem Punktesystem sechs Punkte erreichen. Bei dem Punktesystem gilt als Grundvoraussetzung die Beherrschung der deutschen Sprache auf dem niedrigsten Niveau A1 oder die Beherrschung von Englisch auf dem Niveau B2. Zum Vergleich: Bei der Einbürgerung in Deutschland wird lediglich das niedrigere Sprachniveau B1 für Deutschkenntnisse verlangt.
Außerdem muss eine zweijährige, im Herkunftsland anerkannte Berufsausbildung vorliegen und man muss finanziell abgesichert sein. Punkte bekommen die Bewerber für Berufserfahrung, weitere Sprachkenntnisse in Deutsch oder wenn sie unter 35 Jahren alt sind. Problematisch ist an der Chancenkarte, dass von den Behörden nicht nachverfolgt wird, ob die Visumsinhaber tatsächlich eine Arbeitsstelle finden. Das geht aus der Analyse des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.
Die Analyse stützt sich auf Daten des Auswärtigen Amtes. „Wir wissen nicht, ob die Menschen tatsächlich einen Job finden, ob der Wechsel zu einem längerfristigen Aufenthaltstitel klappt oder ob sie am Ende enttäuscht wieder ausreisen“, sagt Marcus Engler, einer der Studienautoren. Des Weiteren kritisiert er, dass nicht ersichtlich ist, wie viele Leute als eingestufte Fachkräfte kommen und wer über das Punktesystem kommt.
„Wie viele Männer und Frauen sind es, welche Qualifikationen haben sie, all das wird nicht systematisch ausgewertet“, sagt er. Dabei wäre die Auswertung dieser Daten zentral, denn „die eigentliche Idee hinter einem Punktesystem ist es, damit gezielt steuern zu können“. Die Chancenkarte wurde zum 1. Juni 2024 eingeführt. Damit kann sie seit knapp einem Jahr beantragt werden.
Angesichts der Neuheit des Systems empfindet Engler die Visazahlen als „Achtungserfolg und eine gute Nachricht für das Einwanderungsland Deutschland“. Von den 10.148 Personen, die bereits mit einem Chancenkarte-Visum eingereist sind, stammen 4.600 aus Indien. Auf Platz 2 kommt China mit rund 900 Visumsinhabern.