Von Ekaterina Quehl
Dass Polizisten immer häufiger Opfer von Übergriffen werden, ist leider längst keine Ausnahme mehr – sondern Alltag. Erst vor kurzem wurde ein Polizist in Berlin Nekölln lebensgefährlich verletzt. Der Täter? Wieder auf freiem Fuß. In Kreuzberg flogen bei einer Palästina-Demo Flaschen – zehn verletzte Polizisten. Am 26. Mai wurden zwei weitere Beamte bei Einsätzen attackiert. Ein weiterer Polizist in Wolfenbüttel wurde ins Gesicht geschlagen. Auch wir haben regelmäßig über solche Fälle berichtet – etwa hier und hier.
Vor kurzem veröffentlichte die „BZ„ einen bewegenden Brandbrief eines anonymen Berliner Polizisten. Keine Presseformel, kein Funktionärs-Sprech – sondern ein Mensch, der aufrichtig von seiner Verzweiflung berichtet. Über Gewalt und Verletzungen. Und über das Gefühl, von dem Staat, den er schützt, im Stich gelassen zu werden.
„Ich habe meinen Beruf gewählt, um Menschen zu helfen, Leben zu retten, Sicherheit zu geben. Doch immer häufiger kämpfe ich nicht nur für andere, sondern ums eigene Überleben. Mein Kollege, der in Neukölln mit einem Messer verletzt wurde, ist kein Ausnahmefall, sondern ein weiteres verstörendes Kapitel in einer langen Reihe von Gewalt gegen uns Einsatzkräfte“, schreibt er.
Er schreibt von verletzten Kollegen, von Silvesternächten voller Gewalt, von Flaschenwürfen, Angriffen mit Reizgas und dem lähmenden Eindruck, dass der Staat lieber schweigt, statt seine Beamten zu schützen.
Doch so oft wir auch über solche Vorfälle berichten – die Reaktionen unserer Leser zeigen: Das Vertrauen in die Polizei ist in Teilen der Bevölkerung massiv erschüttert. Aussagen wie „Mein Mitleid hält sich in Grenzen“ sind keine Ausreißer. Sie spiegeln eine wachsende Distanz wider – genährt durch eigene Erfahrungen, besonders während der Corona-Jahre.
„Ich will nicht, dass meine Kinder mich irgendwann fragen: ‚Warum wirst du gehasst, wenn du hilfst?‘“, schreibt der Polizist.
Auf diese Frage möchten wir eine Antwort geben. Eine Antwort eines Lesers, der sie uns anonym geschickt hat. Sie ist persönlich, offen und unbequem. Und ein ehrliches Zeugnis dafür, wie tief der Graben inzwischen reicht – und jenen, die sich früher einmal von ihnen beschützt wussten.
Lieber Polizist,
Liebe Polizeibeamten,
heute habe ich den anonymen Brief gelesen.
Ich sehe mich als einen Menschen, als einen Bürger aus der Mitte der Gesellschaft. Manche politischen Akteure hingegen, würden mich vermutlich als Nazi, als rechtsradikalen schwurbelnden Verschwörungstheoretiker bezeichnen.
Wenn ich die Angriffe auf Euch, die Feuerwehr oder sonstige Einsatzkräfte sehe, bleibt mir das Herz stehen. Ihr wurdet von der Politik verraten und verkauft. Ich verstehe Ihre Verzweiflung und Sorge, denn ich wünsche, dass Sie und alle anderen am Ende des Tages wohlbehalten und gesund zu Ihren Familien zurück kehren.
Und gleichzeitig spüre ich eine Distanz zu Euch, den Polizisten. Früher, vor Corona, wart Ihr der „Freund und Helfer“. Heute seid Ihr für mich fast nur noch „Strafverfolgungsbehörde“. Eine Behörde die die willkürlichen Befehle aus Politik und der Staatsanwaltschaft ausführt. Menschen „jagt“ die unappetitliche Lieder singen, die aber vom Grundgesetz erlaubt und vom Bundesverfassungsgericht als freie Meinungsäußerung erlaubt sind.
Ich habe noch die Bilder vor meinen Augen, als Ihre Kollegen zu Fuß fliehenden Menschen mit dem Einsatzwagen hinterher gefahren sind. Verhältnismäßigkeit? Davon war keine Rede! Wie ältere Menschen, als sie gegen die Corona-Maßnahmen demonstrierten, eingekesselt wurden. Mein Vertrauen, hat die Polizei – deutschlandweit – so ziemlich verloren.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, jeder Angriff auf Euch gehört bestraft. Hart bestraft.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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