Der Journalist Alexander Surowiec bekam Post von der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ): Das Mitgliedermagazin “Wirtschaft in NÖ” wurde jedoch nicht an seine Geschäftsadresse, sondern an seine private Anschrift versendet. Doch diese unterliegt einer Auskunftssperre. Unter anderem wegen Morddrohungen gegen ihn hatte er diese Sperre erwirkt. Damit können zwar Behörden auf die Privatadresse zugreifen, andere – wie zum Beispiel die WKNÖ – allerdings nicht.
Nur Wirtschaftskammer wusste vom Ingenieurstitel
Auch an einem anderen Schauplatz geht es um die Wirtschaftskammer: Ein Oberösterreicher erhielt im Frühjahr den Titel Ingenieur (Ing.) verliehen. Diesen hatte er bei keinem öffentlichen Amt gemeldet – nur die Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKO), die den Titel ausgestellt hatte, wusste davon, wie er gegenüber unzensuriert sagte.
Wie kam die Junge Wirtschaft an die Daten?
Ein paar Monate später bekam er eine Einladung von der ÖVP-nahen Jungen Wirtschaft (JW), der gesetzlichen Interessensvertretung für junge Unternehmer zwischen 18 und 40 Jahren innerhalb der Wirtschaftskammer – die in der WKO selbst eigentlich nicht vertreten ist. Schon in der Anschrift wurde der Ingenieurstitel verwendet. Wie die JW an diese Information gekommen ist, kann sich der junge Mann nicht erklären. Er vermutet, dass die Junge Wirtschaft Zugriff auf die Daten der WKO hat.
In der Datenschutzerklärung der Jungen Wirtschaft wird jedenfalls nicht ausdrücklich erwähnt, dass die JW Daten von WKO-Mitgliedern erhält. Die Weitergabe der Informationen ist offensichtlich gesetzlich gedeckt – bei WKO-Zwangsmitgliedern wie dem Ingenieur aus Oberösterreich sorgte dieser Umgang mit wichtigen Daten jedenfalls trotzdem für Unmut.