Der Präsident des Bioverbands „Bioland“ will die Bilder nicht sehen. Er steht vor der Kamera, wird gebeten, einen kurzen Mitschnitt anzuschauen – und lehnt ab. „Aber das können wir gerne ohne Kamera machen.“ Es ist einer dieser Sätze, die alles sagen, ohne es zu sagen. Wer nicht hinsieht, muss auch nicht handeln.
Und das ist bitter nötig – denn was man in dem Video sieht, ist kein Versehen. Es ist Alltag. Alltag im Bio-Siegel-Wunderland, wo Tiere für ihr glückliches Leben ausgezeichnet werden, bevor sie in eine CO₂-Kammer fahren – und dort minutenlang mit Erstickung kämpfen.
Die Szene stammt aus einer verdeckten Recherche, ausgestrahlt von „Bild“, gefilmt von Tierschutz-Aktivisten in einer der Schlachtanlagen, in denen auch Bioland-Schweine enden. Es ist ein industrieller Lift. Die Schweine fahren gruppenweise nach unten, bis sie von 90- bis 100-prozentigem Kohlendioxid umgeben sind. Sie schreien, sie kämpfen, sie ersticken – bis das Bewusstsein schwindet. Frühestens nach 30 Sekunden, manchmal auch später. Danach wird geschlachtet. Bio, natürlich.
Die moralische Verpackung
Dass Tiere grausam geschlachtet werden, ist leider nichts Neues. Aber dass genau jene Branche, die sich mit Ethik und Nachhaltigkeit schmückt, auf die schlimmste aller Betäubungsmethoden setzt – das ist mehr als ein Betriebsunfall. Es ist die Entzauberung eines ganzen Narrativs.
Denn wer Bio kauft, glaubt, er tut etwas Gutes. Für sich, für die Tiere, für die Welt. Der Konsum wird zum moralischen Akt, das Siegel zum Ablass. Und genau das macht die Bilder so unerträglich: Sie zerstören nicht nur Vertrauen, sie zerstören Selbstbilder. Der Kunde, der das „glückliche Schwein“ will, bekommt die Gas-Kammer.
Und wie reagiert Bioland? Mit zwei Argumenten: Erstens, das mit der CO₂-Betäubung sei leider alternativlos, weil es zu wenige tierwohlgerechte Schlachtanlagen gebe. Zweitens: Wenn man strengere Regeln setze, werde man vom Markt verdrängt – dann gebe es gar kein Biofleisch mehr. Was wie ein Eingeständnis klingt, ist in Wahrheit ein Offenbarungseid. Moral – aber bitte nur, solange sie nicht stört.
Und was auffällt: Die öffentliche Empörung ist groß – aber fast ausschließlich, weil es sich um „Bio“-Fleisch handelt. Als sei Tierleid erst dann ein Skandal, wenn es das gute Gewissen stört. Dass Schweine in konventionellen Betrieben regelmäßig noch grausamer sterben, ruft weit seltener Entrüstung hervor. Der Skandal ist hier nicht allein die Tat – sondern die Doppelmoral.
‚Das ist Bio?‘
Auch der zweite Schauplatz im Video ist ernüchternd: Ein Bioland-Mastbetrieb in Niedersachsen. Die Aktivistin steht knöcheltief in einer Mischung aus Urin, Kot und Stroh. Von artgerechter Haltung keine Spur, dafür verschimmelte Tränken und betonierte Ausläufe. „Das ist also das Schweineglück, was man sich bei Bio vorstellt?“ fragt sie sichtlich fassungslos. Auch hier: keine Ausnahme, sondern System.
Der Präsident von Bioland beteuert, es handle sich um einen Einzelfall. Der Betrieb sei inzwischen ausgeschlossen. Aber das eigentliche Problem bleibt: Die CO₂-Betäubung wird weiter angewendet. Tag für Tag. Schwein für Schwein.
Und das ist die bittere Pointe: Selbst wer mehr zahlt, mehr will, mehr glaubt – bekommt am Ende dasselbe. Nur schöner verpackt.
Wenn selbst Bio nur noch Etikett ist
Vielleicht ist das das wahre Dilemma: Bio ist längst kein Gegenmodell mehr – sondern Teil des Systems. Es verkauft die gleiche Praxis mit einem besseren Image. Aus Massentierhaltung wird „nachhaltige Erzeugung“, aus industrieller Tötung wird „schonende Schlachtung“. Die Tiere sterben trotzdem. Nur die Illusion lebt weiter.
Der Fahrstuhl in die Gas-Kammer – das ist nicht nur ein technisches Gerät. Es ist das Symbol eines Aufstiegs in den moralischen Konsumhimmel. Und gleichzeitig der Absturz in eine Realität, die niemand sehen will. Am wenigsten jene, die es gut meinen.
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Bild: Screenshot Youtube
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