Der Rat der Europäischen Union hat einen Entwurfstext dazu vorgelegt, wie Geschlechtergerechtigkeit (Gender Equality) im digitalen Zeitalter vorangetrieben werden könne. Federführend wurde der Text von der polnischen Gleichstellungsministerin Katarzyna Kotula vorangetrieben, da Polen derzeit den Vorsitz im Europäischen Rat inne. Besonderers im Fokus steht dabei die Künstliche Intelligenz. Auch bei der KI müsse der Kampf für Gender Equality eine gewichtige Rolle einnehmen, wie es in einer Pressemitteilung heißt, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Thematisiert wird in dem Entwurf unter anderem die „Diskriminierung, Voreingenommenheit und Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen in der digitalen Welt“. Online-Gewalt betreffe besonders Frauen in Machtpositionen und junge Frauen aus vermeintlich marginalisierten Gruppen. Politikerinnen und Journalistinnen seien stark betroffen, heißt es in dem Papier. KI-Systeme würden aufgrund ihrer „geschlechtsspezifischer Voreingenommenheit“ regelmäßig zu diskriminierenden Ergebnissen kommen.
So heißt es in dem 22-seitigen Entwurfstext, dass Geschlechterstereotype durch Künstliche Intelligenz verstärkt werden könnten, wenn die Künstliche Intelligenz mit Daten arbeitet, die auf Geschlechterstereotypen basieren würden. So könnten durch die KI Frauen beispielsweise vorrangig in Pflegerollen porträtiert werden oder Männer als produktiver dargestellt werden, befürchtet die EU-Behörde.
Vor allem im Gesundheitswesen könne es zu Problemen für Frauen führen, wenn eine KI nur auf Basis von Daten über männliche Patienten trainiert werde. KI könne außerdem für sexuelle Gewalt missbraucht werden, etwa indem gefälschte Intimfotos von Frauen erstellt werden. Angesichts dessen fordert der Rat der Europäischen Union, dass die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten etwa Regierungsstellen für Geschlechtergerechtigkeit einrichten. Sofern diese bereits vorhanden sind sollen sie mit mehr Personal und mehr Geldern ausgestattet werden.
Weiter fordert die EU von den Mitgliedsstaaten: „Ergreifen Sie geeignete Maßnahmen, um sicherzustellen, dass KI-Systeme keine diskriminierenden Ergebnisse liefern, indem Sie die Verwendung klarer, repräsentativer und qualitativ hochwertiger Daten auf transparente Weise gewährleisten“. Außerdem heißt es: „Ergreifen Sie Maßnahmen, um der wachsenden Kluft zwischen den Ansichten junger Frauen und Männer in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen entgegenzuwirken“.
Eine „Gender-Perspektive“ solle in allen EU-Maßnahmen zukünftig vertreten sein. Der Entwurfstext mit Forderungen stützt sich auf den Bericht des „European Institute for Gender Equality“ (Europäisches Institut für Geschlechtergerechtigkeit; EIGE) aus diesem Jahr. In dem EIGE-Bericht wird gelobt, dass die EU-Kommission sich für Geschlechterparität in Unternehmen eingesetzt habe.
Im Dezember 2024 trat eine EU-Richtlinie in Kraft, die eine Frauenquote für die Aufsichtsratsposten bei großen börsennotierten Unternehmen vorsieht. Entweder müssen 40 Prozent der nicht-geschäftsführenden Direktoren (Aufsichtsratsmitglieder) oder mindestens 33 Prozent unter allen Direktoren (Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern) Frauen sein (Apollo News berichtete).
Zugleich beklagte das EIGE in seinem Bericht, dass geschlechtsspezifische Stereotype dazu führen würden, dass Frauen in bestimmten Bereichen der Gesellschaft unterrepräsentiert seien. Das betreffe vor allem Arbeitsplätze, die mit Künstlicher Intelligenz oder erneuerbaren Energien zu tun haben. Diese geschlechtsspezifischen Stereotype würden laut dem Europäischen Institut für Geschlechtergerechtigkeit durch Familien, Kultur und Institutionen übertragen werden.