Am vergangenen Freitag stand an den Börsen der dreifache Verfallstag an. Er endete vergleichsweise unspektakulär. Dies lag unter anderem an Donald Trump, der erklärt hatte, sich eine Bedenkzeit von zwei Wochen zu nehmen, um zu entscheiden, ob sich die USA am Angriff auf die Atomanlagen des Irans beteiligen würden. Israel hatte diesen Schritt mehrfach gefordert.
Doch Donald Trump schreckte zunächst davor zurück, den Angriff zu befehlen. Für die Börse signalisierte sein Zögern eine bis zu zwei Wochen lange Frist, in der zwar mit weiteren israelischen Angriffen nicht aber mit einer Kriegsbeteiligung der USA zu rechnen war. Das sorgte allgemein für Erleichterung und entsprechend entspannt und positiv verabschiedeten sich die Börsen am Freitag ins Wochenende.
Das unangenehme Erwachen gab es dann am Sonntagmorgen, als die Nachricht vom amerikanischen Angriff auf die iranischen Atomanlagen um die Welt ging. Der Iran selbst brauchte zwölf Stunden, ehe er sich zu einer offiziellen Stellungnahme entschloss. Teheran nannte die Amerikaner nicht direkt, sondern sprach von einem „Agressionslager“ und kündigte eine Antwort in diesem „umfassenden hybriden Krieg an.
Die Aktienmärkte scheinen zu glauben, viele Dinge, die gerade geschehen sind, gingen sie nichts an. Das könnte sich leicht als ein fataler Irrtum erweisen
Vor dieser haben die Finanzmärkte nun allen Grund, sich zu fürchten, denn ein umfassender hybrider Krieg ist wesentlich mehr als eine bilaterale militärische Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehreren Staaten. Der Iran hat schon Mühe, gegen Israels Luftschläge zu bestehen. Eine militärische Auseinandersetzung mit den USA dürfte erst recht eine Nummer zu groß sein.
Ohne tatkräftige Unterstützung aus Russland und China dürfte es schwierig werden. Gleichzeitig hat Israel in der vergangenen Woche nach dem iranischen Angriff auf ein Krankenhaus mit Streumunition deutlich gemacht, dass es nun nicht mehr nur um Atomanlagen, sondern um die Beseitigung des iranischen Regimes als solches geht. Das hebt den Konflikt auf eine neue Ebene und erhöht auf beiden Seiten den Einsatz.
Ein Mullah-Regime, das um das eigene Überleben kämpft und dabei kurz vor dem eigenen Untergang steht, hat wenig Gründe, zimperlich zu sein und allzu viel Zurückhaltung zu üben. Mit oder ohne Atombombe könnte ein zunehmend in die Enge getriebener Iran daher geneigt sein, die ganze Welt mit sich in den Abgrund zu reißen. Eine Sperrung der Straße von Hormus wäre dabei ein erster Schritt in diese Richtung. Problematisch für die Aktienmärkte ist, dass sie auf eine derartige Entwicklung absolut nicht vorbereitet sind.