Von Kai Rebmann
Kaum noch ein Tag vergeht in Hamburg, ohne dass bei den zuständigen Stellen keine Meldung über Gewalt an Schulen eingeht. In der weit überwiegenden Mehrheit dieser sogenannten „Beratungsanfragen“ geht es um muslimisch bis islamistisch motivierte Vorfälle. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der CDU-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft hervor.
Demnach sind im laufenden und vergangenen Schuljahr insgesamt 50 „Beratungsanfragen“ wegen islamistischer Vorfälle bei der Beratungsstelle Gewaltprävention der Schulbehörde eingegangen sowie 22 weitere beim Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulbildung. Zum Vergleich: rechtsextremistisch gedeutete Vorfälle wurden der Beratungsstelle 19 gemeldet und dem Landesinstitut 14. Bei den linksextremistisch gedeuteten soll es sogar nur eine einzige Meldung bei der Beratungsstelle gegeben haben.
So verharmlosend wie bei der Begriffsschöpfung mit den „Beratungsanfragen“ zeigen sich die Verantwortlichen auch beim Umgang mit dem nicht nur in der Hansestadt ganz offensichtlich immer größer werdenden Problem. Es handele sich dabei jeweils ausdrücklich nicht um bestätigte Fälle von Gewalt, sondern eben nur um „Beratungsanfragen“, die im Zusammenhang mit „Radikalisierungsverdacht“ gestellt würden, wie der Senat betont.
Senat will ’schulischen Umgang‘ mit Gewalt ermöglichen
Bezeichnend: Zur tatsächlichen Anzahl der bestätigten Verdachtsfälle, und vor allem zu den Hotspots islamistischer Gewalt, schweigen sich die Behörden lieber aus. Dabei wären beide Informationen nicht nur leicht zu liefern, sondern könnten einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Ursachen leisten – wenn man es denn wollte.
Es müssen sämtliche Alarmglocken schrillen, wenn der Senat in seiner Antwort an die CDU betont, Ziel der „Beratungsanfragen“ sei es, einen „schulischen Umgang“ mit radikalisierter Gewalt zu ermöglichen. Mit anderen Worten: nicht die Lösung des Problems steht im Vordergrund, sondern die Behandlung der Symptome.
Und auch dabei mischen nicht nur die üblichen Verdächtigen mit, sie bedienen sich auch – einmal mehr – jener Instrumente, die insbesondere im Zusammenhang mit islamistisch motivierter Gewalt noch nie funktioniert haben. So erinnert es schmerzlich an infantile Stuhlkreis-Pädagogik, wenn Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) zusammen mit Vertretern der christlichen Kirchen, muslimischer Verbände sowie Mitgliedern der Alevitischen und Jüdischen Gemeinde eine Erklärung unterzeichnet hat, in der alle für einen „respektvollen Umgang an den Schulen“ einstehen.
Politik macht sich für mehr Täterschutz stark
Botschaft an die zunehmend besorgten Eltern in Hamburg: Wir reden statt zu handeln! Wir zeigen Haltung, wo andere lieber Klartext reden! Letzteres gibt die Senatorin gegenüber der „Mopo“ sogar ganz offen zu: „Kita und Schule zeigen Haltung, wenn wegen nicht akzeptabler Vorfälle ganze Gruppen unter Generalverdacht gestellt werden oder einzelne aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit ausgegrenzt oder gar diffamiert werden.“
Wohlgemerkt: Um die Opfer und deren Ängste geht es in der Erklärung der Sozialdemokratin allenfalls am Rande, einmal mehr stehen stattdessen die Tätergruppen im Mittelpunkt des (politischen) Interesses. Dabei beschränkt sich das Problem islamistischer Gewalt bei weitem nicht nur auf Hamburg. Die geschätzte Kollegin Ekatherina Quehl hat schon vor ziemlich genau einem Jahr ein Sammelsurium von bundesweiten Hilferufen aus dem Alltag an deutschen Schulen veröffentlicht.
War es damals vielleicht noch Fünf vor Zwölf, so ist es inzwischen schon mindestens Viertel nach Zwölf, sprich der Zug scheint endgültig abgefahren zu sein! Nur so lässt sich die stille, aber zugleich sehr vielsagende Kapitulation der verantwortlichen Stellen am aktuellen Beispiel aus Hamburg erklären.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Screenshot Youtube
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