Beim CSD in Eberswalde haben knapp 2.000 Menschen ein Zeichen gegen Rechts gesetzt
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Überall in Deutschland feierten die Menschen am Wochenende den Christopher Street Day. Gerade in Ostdeutschland ist das ein starkes Zeichen gegen den erstarkenden Rechtsextremismus
In kleinen Gruppen, bunt gekleidet, tummeln sich am Bahnhof in Eberswalde knapp 2.000 Menschen. Sie wollen auf dem zweiten „Christopher Street Day“ in der brandenburgischen Kleinstadt ihre queere Vielfalt feiern und ein Zeichen gegen Rechts setzen. Während die Veranstalter:innen Organisatorisches per Mikrofon durchgeben, teilen die Demonstrierenden untereinander Obst und Sonnencreme, schlecken Eis oder packen ihre bunten Regenschirme, Seifenblasen und Konfetti-Kanonen aus. Als sich der Zug in Bewegung setzt, beginnen einige, zur Musik zu tanzen.
Und doch war auch Anspannung dabei: Nur eine Woche vor dem Eberswalder CSD haben zwölf Vermummte das queere Fest „Bad Freienwalde ist bunt“ angegriffen und dabei mindestens drei Personen verletzt. Mindestens einer d
ns einer der Tatverdächtigen wird der rechtsextremen Szene zugeordnet. Eberswalde ist nur 20 Kilometer entfernt. Auch hier mobilisierten die Rechten, in dem Fall der stellvertretende Ortsvorsteher Maximilian Fritsche von der AfD, gegen die CSD-Parade. Fritsche, der schwarz-rot-gold für „bunt genug“ hält, im Dezember eine Neonazi-Demo in Berlin mitorganisiert hat und Verbindungen in die rechts-extreme Szene haben soll, lud zu einem Sommerfest gegen die „frühsexuelle Indoktrination unserer Kinder“.Für die Rechten und ihren Hass muss man allerdings festhalten, dass dieses Wochenende ein richtiger Reinfall war. Denn hier, in Eberswalde, hat sich gezeigt, dass queeres Leben fester Bestandteil dieser Gesellschaft ist. Dass LGBTIQ+ Personen nicht nur akzeptiert, sondern auch aktiv unterstützt werden. Dank Solidaritätsbesuchen von überall her standen 2.000 CSD-Teilnehmende einem traurigen Haufen von weniger als 100 AfD-Sympathisanten auf dem Sommerfest gegenüber.Dasselbe Bild gab es auch anderswo: In Freiburg feierten 16.000, in Oldenburg 10.000, in Jena und Hildesheim jeweils 5.000 und in Dresden 1.700 Menschen CSDs, die friedlich verliefen. Selbst bei der Marzahn-Pride gelang es den 50 angerückten Rechtsextremen nicht, die CSD-Parade von 1.100 Menschen zu stören, auch wenn es einige Platzverweise wegen homofeindlicher Sprüche und einen angezeigten Angriff auf Teilnehmende, die sich auf dem Heimweg befanden, durch zwei Neonazis gab.CSD-Community im Osten stärker vernetztDass gerade in Ostdeutschland dieses Jahr so viele CSDs stattfinden, ist ein starkes Zeichen in einer Zeit, in der viele die Baseballschlägerjahre zurückkommen sehen. Eva La Bosse vom Verein „AndersARTIG“ erzählt auf dem Eberswalder CSD auch von der schwierigen Zeit in eben diesen 90ern, als queere Personen schon einmal gezielt Opfer rechtsextremer Gewalt wurden. Damals hätten sich die Verantwortlichen weggeduckt, das Problem sogar abgestritten.Heute sieht die Situation anders aus. Die Community ist stärker, vernetzter, eine gesellschaftliche Mehrheit akzeptiert sie. Seit den Stonewall Riots in New York 1969, auf die die CSDs zurückgehen, hat sich viel verändert. Damals verteidigten LGBTIQ+-Menschen ihre Bars gegen gewalttätige Razzien der Polizei, heute verlangen wir von der Polizei, dass sie es queeren Menschen möglich macht, geschützt für ihre Rechte zu protestieren und sind entsetzt darüber, dass CSDs Polizei-Schutz brauchen.Denn trotz der Fortschritte müssen queere Rechte immer noch verteidigt und erkämpft werden. Die Rechten mobilisieren gezielt gegen queere Menschen und ihre Veranstaltungen. Wer also aktuell effektiv etwas gegen den Rechtsruck tun will, fährt einfach zum nächsten CSD. Und feiert mit.