Kaum ist Jens Spahn in Maskendeal-Schwierigkeiten, kommt er mit einem neuen Vorschlag um die Ecke: Deutschland als führende Atommacht. Vielleicht hat er da schon ein Lieferunternehmen im Auge?
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Im Fordern ist Jens Spahn Spezialist. Es gibt sogar eine Seite: Jens Spahn fordert, mit einer langen Liste aller Ideen, die ihm immer so in den Kopf kommen. Ein Blick lohnt sich: Von harten Strafen für gefälschte Impfpässe oder Grenzschließungen bis hin zu Asylverfahren in Ruanda ist alles dabei. Fehlte nur noch die Forderung nach der führenden deutschen Atommacht (oder jedenfalls nach der Debatte darüber). Steht schon auf der Liste: Atomwaffen für Deutschland.
Der wegen des heimischen Corona-Maskendeals unter Druck geratene – Bedrohungslage! – Noch-Fraktionsvorsitzende der CDU im Bundestag geht also elegant in die Vorwärtsverteidigung, indem er deutsche Führung in einem eventuellen Atomkrieg fordert. So, wie er vor ein paar Jahren
1; Noch-Fraktionsvorsitzende der CDU im Bundestag geht also elegant in die Vorwärtsverteidigung, indem er deutsche Führung in einem eventuellen Atomkrieg fordert. So, wie er vor ein paar Jahren – Bedrohungslage! – die Maskenbeschaffung zur Chefsache machte. Mit den bekannten Folgen. Schon damals, als Gesundheitsminister, gefiel Spahn sich im cheffigen Fordern. Mit allerlei bedrohlichen Maßnahmen galt es, das Virus abzuschrecken, und sei es, indem man mit Kanonen auf Spatzen scheißt, nee, schießt. Jetzt – „neue Bedrohungslage!“, weil: Russland! – reichen Kanonen nicht mehr. Alle Mittel sind recht, um den Zweck zu heiligen. Und der Zweck ist nicht etwa – Gott bewahre! –, von Maskendeals abzulenken und damit von der lästigen Frage, ob der CDUler schlicht versagt oder sich dabei auch noch persönlich bereichert hat. Der Zweck ist ein viel höherer, ja, ein heiliger: die Sicherheit! Nicht vor Spahns Forderungen, sondern vor Russland.„Ich weiß, welche Abwehrreflexe sich jetzt sofort regen, aber ja: Wir sollten eine Debatte über einen eigenständigen europäischen nuklearen Schutzschirm führen. Und das funktioniert nur mit deutscher Führung“, so Masken-Spahn in einem Interview in der Welt am Sonntag.Wenn Jens Spahn erstmal Atomminister istAlso, um Sicherheit geht es. Diesem Zweck ordnet sich aktuell – Bedrohungslage! – ja die gesamte Politik unter. Und wer nicht nuklear abschrecken kann, wird laut Spahn „zum Spielball der Weltpolitik“ – wer will das schon? Er jedenfalls leistet an vorderster Front seinen heldenhaften Beitrag. Dass sich dann bei irgendwelchen Weicheiern „Abwehrreflexe“ „sofort regen“, ficht ihn nicht an. Klotzen statt Kleckern! Natürlich unter deutscher Führung! Wie sonst als mit einer logistischen Meisterleistung à la Spahn könnte der heilige Zweck – Abschreckung! – erreicht werden?Wenn er dann erst Atomminister ist, kann Spahn seine Forderungen garnieren mit fröhlichen Tipps à la „Fünf Dinge, die Sie im Fall eines Atomschlags wissen sollten“. Denn so steht ein Ratgebertext der besonderen Art bereits im Tagesspiegel übertitelt. Was tut man denn im Fall eines Atomschlags? Nach Ruanda auswandern, um dort Asylverfahren durchzuführen? Nee, nee, da ist überlegtes Fordern, äh, Handeln gefordert!Jedenfalls: Garantiert redet in solch einer bedrohlichen Nuklearlage wirklich niemand mehr – Kollateralnutzen! – über die irgendwie ein bisschen teuren und irgendwie wenig effizient gelieferten, dafür aber sehr nachhaltig, weil regional in Spahns Heimat bestellten Coronamasken. Gewiss hat Jens Spahn bereits ein nettes kleines Familienunternehmen in seinem Wahlkreis im Blick, das innerhalb weniger Wochen ein paar Atombömbchen besorgen kann, zu einem Heimat-Sonderpreis. Irgendwo müssen ja die frischen Milliarden fürs Militär ausgegeben werden. Oder?