Putin nahm Macrons Anruf trotz jahrelanger Eiszeit entgegen – aus Prinzip. „Ein wahrhaft höflicher Mensch“, sagt Lawrow. Der Kreml sieht im Gespräch ein wichtiges Signal, Paris spricht von Kooperation beim Thema Iran.
Nach fast drei Jahren Funkstille kam es am 1. Juli zu einem bemerkenswerten Gespräch zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem französischen Staatschef Emmanuel Macron. Zwei Stunden lang sprachen die beiden Politiker am Telefon – trotz der massiven Spannungen zwischen Moskau und Paris seit Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine. Das Gespräch kam auf Initiative der französischen Seite zustande.

Dass Putin den Anruf seines französischen Amtskollegen überhaupt entgegennahm, ist laut Russlands Außenminister Sergei Lawrow kein Zufall, sondern Ausdruck einer bewussten politischen Haltung. Im Gespräch mit dem Journalisten Pawel Sarubin vom Sender Rossija 1 erklärte er:
„Die Antwort liegt in den Prinzipien, denen der Präsident der Russischen Föderation folgt. Ein wahrhaft höflicher Mensch und ein vorausschauender Politiker, der sich niemals irgendwelchen momentanen ideologischen Instinkten beugt und den Dialog verweigert.“
Der Kreml habe den Inhalt des Gesprächs nach außen hin vollständig und transparent wiedergegeben, so Lawrow weiter. Alles Weitere falle unter diplomatische Gepflogenheiten.
Laut offizieller Mitteilung des Kremls standen mehrere Themen auf der Agenda: der Ukraine-Konflikt, die iranisch-israelische Konfrontation, US-Angriffe auf iranische Atomanlagen sowie der allgemeine Zustand der internationalen Sicherheitsarchitektur.
Putin nutzte das Gespräch, um die russische Sicht auf die Ursachen des Ukraine-Konflikts darzulegen. Demnach sei die Krise eine direkte Folge westlicher Politik – einer Politik, die Russlands Sicherheitsinteressen über Jahre hinweg ignoriert, antirussische Kräfte in Kiew unterstützt und die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung missachtet habe. Mögliche Vereinbarungen zur Konfliktlösung müssten langfristig und umfassend sein, sich an den aktuellen Realitäten orientieren und die wahren Ursachen des Konflikts beseitigen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte ergänzend, Macron habe im Gespräch keine Anzeichen erkennen lassen, dass Paris zu Verhandlungen unter Berücksichtigung neuer territorialer Realitäten bereit sei. Dennoch sei der Austausch eine „wertvolle Gelegenheit“ gewesen, Positionen direkt zu übermitteln.

Macron wiederum bezeichnete das Telefonat mit Putin als „sehr wichtig“. Laut dem Élysée-Palast habe er vor allem wegen der Lage im Nahen Osten angerufen – insbesondere im Zusammenhang mit Iran und der Notwendigkeit, den Atomwaffensperrvertrag aufrechtzuerhalten. Putin habe dabei Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Auch die Situation in der Ukraine sei intensiv besprochen worden. Der französische Präsident betonte, der Dialog mit Russland sei auch in schwierigen Zeiten notwendig.
In Moskau wurde Macrons Anruf aufmerksam registriert. Leonid Sluzki, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, sprach von einem „Signal, dass die europäische Diplomatie aus dem Koma erwacht“. Zugleich betonte er, dass nicht Russland die Kontakte abgebrochen habe, sondern die „Eurofalken“ in Brüssel und anderen Hauptstädten.
Der zyprische Journalist Alex Christoforou vermutet hinter Macrons Vorstoß politisches Kalkül: Der französische Präsident wolle sich möglicherweise als eigenständiger Vermittler innerhalb der EU profilieren – und anderen europäischen Staatschefs zuvorkommen.
Ob das Telefonat ein diplomatischer Neubeginn war oder ein einmaliges Ereignis bleibt, ist offen. Klar ist jedoch: Russland signalisiert Gesprächsbereitschaft – sofern der Dialog auf Augenhöhe und im Einklang mit seinen Prinzipien geführt wird.
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