Philosophen haben immer was Gescheites zu unserem Leben zu sagen. Deshalb lohnt ein Blick auf ihr Werk. Heute: Kungfutse, auch als Konfuzius bekannt, und seine Vorstellungen vom sittlichen Menschen.

Denkanstöße.

Er selbst hinterließ nichts Schriftliches, seine Lehren wurden erst später von seinen Anhängern niedergeschrieben. Aber Kungfutse prägt sein Heimatland China bis heute. Und auch wir können von ihm lernen.

Geboren wurde er 551, als Sohn einer Adelsfamilie. Schon in jungen Jahren gründete er eine eigene Schule, die so erfolgreich wurde, dass man ihm immer wieder öffentliche Ämter anbot. Er lehnte jedoch ab: “Nicht das soll einen bekümmern, dass man kein Amt hat, sondern dass man dafür tauglich werde.”

So ergriff Kungfutse erst mit 50 Jahren sein erstes Amt, als Justizminister in seinem Heimatstaat Lu (der heutigen chinesischen Provinz Shandong). Er war zunächst durchaus erfolgreich. Doch dann musste er doch seinen Hut nehmen, weil der Hofstaat die gestrengen Grundsätze ihres Ministers nicht mehr hinnehmen wollte.

Kungfutse verschwand für 13 Jahre in der Wanderschaft, um schließlich wieder ehrenhaft – wenn auch ohne Amt – von seiner Heimat aufgenommen zu werden. Dort starb er auch, im Alter von 72 Jahren.
Willkürliche Fürsten, korrupte Beamte sowie starre, auf Erbfolgen basierende Hierarchien: Das ist die Welt, in der Kungfutse lebte – und die er verändern wollte. Anderseits gab er aber auch zu: “Ich liebe das Alte und bin dem Alten treu.” Also versuchte er, die Hierarchien auf eine neue Basis zu stellen, ohne sie dabei abzuschaffen. Diese Basis sollte die Moral sein: Je vollkommener die Sittlichkeit eines Menschen, desto größer soll seine Macht in der Gesellschaft sein. Doch worin besteht nun diese Sittlichkeit?

Laut Kungfutse muss ein sittlicher Mensch kein Asket und auch kein Heiliger sein, sondern ein Weiser, der in allen Dingen das rechte Maß hält. Reichtümer verschmäht er nicht, aber er ist zu jeder Zeit bereit, sie aufzugeben, wenn es der Allgemeinheit und der Moral dient.

Güte beantwortet er mit Güte, und Schlechtigkeit mit Gerechtigkeit. Und für den sittlichen Staat gilt: “Wenn in einem Land Ordnung ist, dann ist Armut und Elend eine Schande. Wenn in einem Land Unordnung ist, dann ist Reichtum und Ansehen eine Schande.” Es kommt eben immer auf die Perspektive an, um den moralischen Wert von Menschen und ihren Taten beurteilen zu können.

Als Kungfutse einmal gefragt wurde, was er zuerst machen würde, wenn er die Macht über einen Staat hätte, antwortete er: Klare und eindeutige Begriffe einführen! Das wirkt zunächst ein wenig befremdlich, macht aber, wenn man es näher betrachtet, durchaus Sinn. Auch für heutige Zeiten! So hat man bei Talkshows, Plenardebatten und politischen Treffen öfter den Eindruck, dass die dortigen Teilnehmer aneinander vorbeireden, weil sie schon in ihren Begriffsinterpretationen weit auseinander liegen. Man denke nur an den Begriff der Freiheit, der nicht nur von deutschen und chinesischen Politikern unterschiedlich aufgefasst wird. Und bei den Menschenrechten weiß eigentlich auch niemand mehr, worum es da eigentlich geht. Aber gestritten wird trotzdem.

Kungfutse war aber auch ein messerscharfer Beobachter seiner Mitmenschen: “Es gibt niemanden, der nicht isst und trinkt, aber nur wenige, die den Geschmack zu schätzen wissen.” Auch da ist er ungemein aktuell. So sind die Menschen heute durchaus bereit, Riesensummen für teure Autos und Reisen zu bezahlen, doch ihr Essen kaufen sie beim Discounter.

Und noch nie gab es so viele Mager-, Fett- und Brechsüchtige, für die das Essen nur noch ein Riesenproblem ist, aber schon längst keinen Spaß mehr darstellt. Und das ist nicht nur philosophisch ein Paradox, sondern auch biologisch. Denn der Mensch verfügt über rund 10.000 Geschmacksknospen – und damit mehr als jedes andere Lebewesen auf der Welt.

Der bekannteste Spruch des Kungfutse lautet aber sicherlich: “Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern darin, jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir gefallen sind.”

Und tatsächlich gibt es niemanden, dessen Lebensweg einfach nur nach oben geht. Fast alle großen Menschen – und nicht zuletzt Kungfutse – zeichnet aus, dass sie tiefe Stürze hinter sich haben. Aber sie wären nicht groß geworden, wenn sie danach liegen geblieben wären. |jzl  Jörg Zittlau



Quelle Link

Von Veritatis

Schreibe einen Kommentar